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Wenn ich dich gefunden habe

Wenn ich dich gefunden habe

Titel: Wenn ich dich gefunden habe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ciara Geraghty
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brach die Dunkelheit herein. Stanley stellte den Fuß auf einen Ast, tastete mit den Händen über die glatte Rinde nach einem zweiten, an dem er sich hochziehen konnte, und begann zu klettern.
     
    Ian Harte lehnte einbeinig an seinem Wagen, einen Fuß hatte er lässig nach hinten abgeknickt, sodass die Sohle seines Cowboystiefels flach auf der metallic-grün lackierten Autotür auflag. Er hatte einen Grashalm im Mund und die Daumen in die Hosentaschen der steifen Jeans gehakt, die er stets zu ihren Verabredungen am Samstag trug. Dara war überzeugt, dass er sie bereits gesehen hatte, trotzdem spähte er mit schief gelegtem Kopf in die Ferne, als würde er auf einem Filmset stehen, umgeben von Kameraleuten, und darauf warten, dass jemand ACTION rief.
    Sie blieb kurz stehen und beobachtete ihn. Er wirkte irgendwie … affektiert, wie er dort stand und den Cowboy mimte, in diesen Jeans, die so eng waren, dass sie an den Innenseiten seiner Oberschenkel scheuerten und dort einen roten Ausschlag hinterließen. Sie hatte es selbst gesehen, obwohl er versucht hatte, es vor ihr zu verbergen. Nun, sie hatte ja auch einiges vor ihm verborgen. Im Grunde wusste Stanley, den sie erst seit ein paar Tagen kannte, bereits weit mehr über sie als Ian Harte. Und es hatte sich gut angefühlt, sich Stanley zu öffnen. Beängstigend, aber trotzdem gut. Großartig sogar. Sie ging weiter, rascher als vorher. Es war Zeit.
     
    Stanley dachte sich erst nichts dabei, als Dara auftauchte. Sie erschien plötzlich am Rande des Blickfelds, das er durch die Kameralinse sah. Durch das Teleobjektiv war ihr blasses, herzförmiges Gesicht, umrahmt von ihrem kurzen
schwarzen Haar, gestochen scharf zu erkennen. Der Blick ihrer erstaunlichen dunkelblauen Augen, eher lang als groß, war auf etwas gerichtet, das er noch nicht sehen konnte. Sie war wunderschön. Das war sein erster Gedanke. Später fragte er sich, wie er so lange auf der Leitung hatte stehen können. Dabei hatte es nur ein paar Sekunden gedauert, wenn nicht sogar weniger, aber es fühlte sich länger an, als er ihr mit dem Sucher durch den Park folgte. Erst als sie vor dem Jeep stand, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Eigentlich war es eher, als hätte jemand einen Zementblock aus großer Höhe auf ihn hinunterfallen lassen, während er ahnungslos dagestanden und nichts Böses gedacht hatte. Ian Harte marschierte in sein Blickfeld, nahm Daras Gesicht in beide Hände, bog ihren Kopf nach hinten und küsste sie.
     
    Wie sich herausstellte, hätte sich Dara keine Gedanken darüber machen müssen, wie sie ihre lahmende Liaison mit Ian Harte am besten beenden sollte, denn Stanley Flinter übernahm das für sie. Tja, er war eben wirklich ein sehr hilfsbereiter Zeitgenosse. Genaugenommen hatte sie gar keine Gelegenheit, irgendetwas zu Ian zu sagen, denn sobald sie nahe genug war, um etwas zu sagen, stürzte sich Ian bereits auf sie, umklammerte ihren Kopf, drückte ihn in den Nacken und presste ihr den Mund auf die Lippen. Dabei schaffte er es irgendwie noch, »Oh, Dara, warte, bis du siehst, was ich für dich habe«, zu keuchen. Er packte ihre Hand und drückte sie auf den Reißverschluss seiner Hose. Dara entzog sie ihm und stemmte sich gegen seine Brust. Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, um sich von ihm loszumachen.
    »Was hast du denn?«, fragte er mit einem Blick auf
seinen Hosenladen, wo der Stoff über seinem besten Stück spannte.
    Dara holte tief Luft. »Ich muss mit dir reden, Ian.« In diesem Augenblick hörten sie es. Aus dem Wäldchen hinter ihnen drang ein Geräusch, das klang, als würde jemand versuchen, kein Geräusch zu machen. Dara und Ian fuhren herum und spähten in die Richtung, aus der es gekommen war. Ein unterdrückter Aufschrei, gefolgt von einem Plumps, als würde etwas Schweres auf etwas Hartes prallen. Unter dem Baum, auf den Stanley geklettert war, stand nämlich eine Bank. Eine fiese, harte Holzbank. Die Art von Bank, bei der einem der Hintern weh tut, wenn man zu lange darauf sitzt. Nach dem Plumps ein leises Stöhnen, kurze Stille und dann Geraschel, als würde sich jemand durch das dunkelgrüne Unterholz des Waldes kämpfen, das nun, im Frühling, schon recht dicht wirkte. Und gleich darauf stand Stanley schwer atmend vor ihnen, mit dem Ansatz eines spektakulären Veilchens und einem langen, blutigen Kratzer, der womöglich genäht werden musste, auf der Wange. »Stanley?« Dara machte einen Schritt auf ihn zu. »Du meine Güte, du bist ja verletzt.

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