Wenn Kinder um sich schlagen
betroffen sind, versuchen Sie, sich nicht entmutigen zu lassen. Auch wenn Sie sich durch eine Teilzeittätigkeit vielleicht nicht viel dazuverdienen können, so besteht dadurch jedoch die Chance, dass das Gefühl, etwas zu bewirken und in einem Arbeitsprozess gebraucht zu werden, Ihnen und Ihren Kindern ein Stück positives Lebensgefühl vermittelt.
⢠Versuchen Sie, Ihr Wohnumfeld kindgerechter umzugestalten. Ergreifen Sie die Initiative, schlieÃen Sie sich mit Nachbarn zusammen, sprechen Sie mit den Vermietern.
Risikofaktor 5: Unzureichende elterliche Aufsicht und Anleitung
Vernachlässigendes Verhalten der Eltern kann über zwei Wege zu vermehrt aggressivem Verhalten bei Kindern führen. Zum einen erfahren die Kinder, dass erst äuÃerst unangenehmes, eventuell aggressives Verhalten zur Beachtung seitens ihrer Eltern führt. Zum anderen führt die fehlende Kontrolle durch die Eltern dazu, dass keine Korrekturmöglichkeit fehlgeleiteten Kinderverhaltens durch die Eltern existiert. Die Kinder können regelrecht machen, was sie wollen, ohne Ãberprüfung durch die Eltern und ohne Vorbildfunktion seitens der Eltern. Elterliche Kontrolle kann zum Beispiel die Entwicklung von extremen politischen Einstellungen und einer damit verbundenen Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen verhindern.
Eltern mit Migrationshintergrund leben und arbeiten in Deutschland oft isoliert. Das liegt unter anderem an sprachlichen Barrieren und kulturellen Unterschieden. Diese Eltern kennen somit oft noch weniger als deutsche Eltern die Lebenswelten ihrer Kinder. Die Kinder ausländischer Eltern haben häufig keine Beziehung mehr zu den Wertvorstellungen ihrer Eltern. Somit fehlt diesen Kindern - oft noch mehr als deutschen Kindern - sowohl ein elterliches Vorbild, mit dem sie sich in ihrer auÃerhäuslichen Lebenswelt identifizieren können, als auch eine wohldosierte elterliche Kontrolle dessen, was auÃerhalb des Elternhauses geschieht. Auch dadurch erklärt sich die scheinbar besondere Gefährdung ausländischer Kinder, aggressive Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln.
In vielen Familien mit Kindern sind beide Eltern berufsstätig. Gerade in diesen Familien besteht die Gefahr, dass die Kinder zu wenig elterliche Anleitung und Aufsicht erfahren. AuÃer der Gefahr, dass sich diese Kinder häufig auf der StraÃe »herumtreiben« und die StraÃenclique schon bei Achtjährigen mehr Bedeutung hat als die Eltern, besteht andererseits das Risiko, dass sich unkontrolliert eine Fernseh-, Video- oder Computerspielsucht aus Langeweile entwickelt (s. »Risikofaktor 6: Massenmedienkonsum«, Seite 62 f.).
Wird Langeweile bei Kindern zu einem Dauerproblem, so kann das nicht nur zu maÃlosem Fernsehkonsum oder Ãhnlichem führen. Manche Kinder und Jugendliche bekämpfen in ihrer Not dieses Langeweilegefühl mit übersteigertem Nervenkitzel (kleine Diebstähle, S-Bahn-Surfing etc.). Diesen Kindern, für die Nervenkitzel das Einzige ist, was ihnen das Gefühl gibt, zu leben, fehlt meist eine liebevolle Beziehung zu ihren Eltern. Oft überhäufen Eltern, die sich schwertun, ihren Kindern liebevolle Zuwendung ganz einfach von Mensch zu Mensch zu geben, diese mit Geschenken, Spielsachen oder SüÃigkeiten. Unter wirklicher liebevoller Aufmerksamkeit
sind dagegen so einfache zwischenmenschliche Dinge zu verstehen, wie lieb gehalten werden, loben, miteinander sprechen, aber auch miteinander streiten und sich wieder versöhnen, miteinander spielen, einfühlsame elterliche Anleitung oder auch einfach nur miteinander leben in einer liebevollen Atmosphäre.
Andere Eltern ersticken ihre Kinder in klammernder Ãberbehütung . Durch Ãberbehütung erleben Kinder Einengung. Ãbersteigerte Einengung des natürlichen Erkundungs-und Probierdranges der Kinder wird nicht selten durch aggressive Verhaltensweisen beantwortet. Bei überbehüteten Kindern besteht generell die Gefahr, dass sie nicht so viele kindgerechte Lebenserfahrungen sammeln können. Manche Eltern bemühen sich, ihren Kindern jegliche Frustrationen zu ersparen. Aber auch dieses Vorgehen birgt die Gefahr, dass die Kinder später, wenn sie unweigerlich im Alltagsleben (zum Beispiel in der Schule oder Gleichaltrigengruppe) mit Frustrationen konfrontiert werden, auf Frust mit Aggressionen reagieren. Diesen Kindern fehlte nämlich die Möglichkeit, zu erlernen,
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