Wenn Kinder um sich schlagen
glauben dies ernsthaft. Nein, Ihr Baby möchte geliebt werden! Grundsätzlich ist der erwachende Erkundungsdrang für das Kind wichtig und normal. Sie sollten jedoch dann grenzsetzend eingreifen, wenn das Kind zerstörerisch wird, wenn es sich selbst gefährdet oder anderen Menschen Schmerz oder Stress bereitet. Ãberlegen Sie immer, ob eine Grenzsetzung im einzelnen Fall notwendig ist, denn Einengung macht auch aggressiv. Aber wenn Sie sich zur Grenzsetzung entschlossen haben, wenn Sie Nein gesagt haben, dann bleiben Sie auch konsequent dabei!
⢠Bedenken Sie jedoch, dass die Erkundungsfreiheit für Ihr Baby in Ihrer Wohnung anders sein kann als in öffentlichen Bereichen oder in den Wohnungen anderer Menschen, die Sie zum Beispiel mit Ihrem Kind besuchen.
Die jeweiligen individuellen Grenzen anderer Menschen muss Ihr Kind respektieren lernen. Ihre eigene Wohnung sollten Sie kleinkindgerecht gestalten, sodass nicht überall Gefahrenquellen lauern und Sie nicht ständig hinter Ihrem Kind herlaufen müssen, damit nichts für Sie Wertvolles zerstört wird. Eltern sollten lernen, die erkundende Aktivität ihres Kindes mit einer gewissen Gelassenheit zu akzeptieren.
Das zweite und dritte Lebensjahr
Was nimmt das Kind wahr, welche Empfindungen hat es?
Mit dem Beginn des zweiten Lebensjahres macht das Kind groÃe Fortschritte in der Sprach- und Bewegungsentwicklung. Normalerweise wird zwischen dem zwölften und 14. Lebensmonat das freie Laufen erlernt. Laufen zu können stärkt den natürlichen Drang zur Erkundung. In diesem Alter konkurrieren im Kind zum einen das Bedürfnis nach Bindung zu seiner Bezugsperson und zum anderen sein Bedürfnis nach Erkundung und in diesem Moment auch Loslösung von seiner Bezugsperson. In vertrauter Umgebung überwiegt meistens der Erkundungsdrang. In neuer, unvertrauter, verunsichernder Umgebung gewinnt das Bedürfnis nach Bindung die Oberhand. Plötzliche Trennung und plötzlicher Verlust der Bezugsperson, vor allem in unvertrauter Umgebung, gehört wohl mit zu den furchterregendsten Erfahrungen
eines einjährigen Kindes. Das Kind braucht das Gefühl, seine Bezugspersonen als »Hafen der Sicherheit« in der Nähe zu spüren.
Gegen Ende des ersten Lebensjahres beginnt das Kind in verunsichernden Situationen seine Mutter oder eine andere wichtige Bezugsperson anzuschauen, um zu sehen, wie diese die Situation beurteilt. Das Kind ist schon mit zehn bis zwölf Monaten in der Lage, über Blickkontakte den Gefühlszustand seiner Bezugsperson zu erforschen. Diese Fähigkeit des Kindes gibt ihm Sicherheit und erleichtert ihm die Entscheidung zur zeitweisen Loslösung auf seinen »Erkundungszügen«. Im Moment der Verunsicherung, wenn es sich zu weit entfernt hat, wenn unklare neue Eindrücke auf das Kind einströmen, braucht es die Möglichkeit, schnell zurück zu Mutter oder Vater laufen zu können, um sich wieder das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit zu holen. Wenn sich ein Kind von seinen Eltern geachtet und wertgeschätzt fühlt, kann es Achtung und Wertgefühl sich selbst gegenüber entwickeln. Dieses wichtige positive Selbstwertgefühl ist wiederum die Voraussetzung, andere Menschen wertzuschätzen und zu achten.
Das Gefühl der Bindung an die Eltern wird am deutlichsten durch die Berührung vermittelt. Berührungsgefühle werden über unsere Haut aufgenommen und dringen beruhigend von der Oberfläche nach innen. Die beste Körperhaltung zur Vermittlung eines Bindungsgefühls beim Menschen ist die direkte Bauch-Bauch-, Brust-Brust-Berührung. Der Kopf des einen liegt an Schulter und Nacken des anderen. Dies lässt sich nicht nur beim Menschen, sondern auch bei allen Menschenaffen beobachten. Während in den ersten neun Lebensmonaten die Entwicklung der Bewegung immer wieder über das Sehen kontrolliert wurde (sensomotorische Phase), lernt das Kind ab Ende des ersten Lebensjahres und vor allem im zweiten Lebensjahr Bewegungen auch ohne die
Kontrolle seiner Augen nachzuahmen, Körpersprache und Mimik zu imitieren und sich damit allmählich auch in andere Menschen hineinzufühlen. Diese Entwicklung führt dazu, dass das Kind immer besser zwischen »Ich« und »Du« unterscheiden kann.
Auch auf der Ebene der Gefühle lernen Kinder immer besser zwischen eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer Menschen zu unterscheiden. Im
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