Wenn Kinder um sich schlagen
ersten Lebensjahr lassen sich Kinder schon von den Gefühlen anderer Menschen »anstecken«. Wenn das Baby sieht, wie seine Mutter lacht, beginnt es auch zu lachen. Im zweiten und dritten Lebensjahr werden die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer mitunter immer noch vermischt. Ab etwa dem vierten Lebensjahr können Kinder zunehmend ihre eigenen Gefühle von den Gefühlen anderer unterscheiden. Zudem entwickeln sich im dritten Lebensjahr erste Ansätze von Einfühlungsvermögen (Empathie) in andere Menschen, zum Beispiel gibt ein Kind einem traurigen Erwachsenen seine Lieblingspuppe.
Mit etwa 15 bis 20 Monaten entstehen erste Ansätze gedanklicher Vorentwürfe. Diese sind mit dem Beginn des »Trotzalters« verbunden. Das Kind erlebt immer wieder, dass seine Ideen und Pläne mit den daraus resultierenden Handlungen nicht mit den Vorstellungen seines Gegenübers übereinstimmen. Es treten die ersten Konflikterfahrungen auf, die auch als wichtige Erlebnisse des Unterschieds zwischen »Ich« und »Du« von Bedeutung sind. Diese sogenannte Trotzphase, in der die Kinder auf Frustration mit massiven Wutausbrüchen reagieren, ist etwa ab der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres über das dritte Lebensjahr manchmal bis ins vierte Lebensjahr hinein zu beobachten. Diese Zornesanfälle sind zum einen Ausdruck des beeinträchtigenden Lebensgefühls, das das Kind in diesem Moment hat. Zum anderen sind sie ein Signal an Mutter oder Vater, doch nachzugeben - das Kind möchte sich durchsetzen!
Einer der wesentlichen Entwicklungsbereiche im zweiten Lebensjahr ist die Sprache . Schon im ersten Lebensjahr wurden LautäuÃerungen vom Kind eingesetzt, um Gefühle mitzuteilen und um Kontakte anzubahnen. Mit etwa einem Jahr beginnt das Kind, seine ersten Worte gezielt zu sprechen. Viele dieser ersten Worte sind zweisilbige sogenannte Lallwörter wie zum Beispiel Mama, Papa, Wauwau, Eiei, Heia usw. Doch etwa schon drei Monate, bevor das Kind selbst zu sprechen beginnt, versteht es einzelne Worte. Der weitere Wortbestand im zweiten Lebensjahr baut sich dadurch auf, dass die Kinder das Gehörte nachahmen. Zusätzlich entwickeln manche Kinder ausgeprägte schöpferische Sprachleistungen, das heiÃt, sie erfinden Worte, erzählen mit Inbrunst in einer für den AuÃenstehenden kaum verständlichen »Babysprache«. AuÃerdem können die Kinder im zweiten Lebensjahr schon sehr gut abstrahieren und Kategorien bilden. So sind für viele Kinder alle vierbeinigen Tiere »Wau«, alle Vögel »Piep« oder alle älteren Männer »Opa«. Im zweiten Lebensjahr sprechen die Kinder meist in sogenannten Ein-Wort-Sätzen, ein Wort steht für einen ganzen Satz. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres kommt es bei vielen Kindern zur ersten Kombination von zwei oder drei Worten. Auch das Wort »Ich«, als sprachlicher Ausdruck des abgrenzenden Erkennungsprozesses zwischen »Ich« und »Du«, tritt um diese Zeit im aktiven Wortschatz des Kindes auf.
Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für komplexes Denken . Jedoch auch vorsprachliche Erfahrungen, das heiÃt Gefühle, Empfindungen, Eindrücke können auch ohne Umsetzung in Worte schon von kleinen Kindern gespeichert und abgerufen werden. Während im sogenannten Tatsachengedächtnis bei uns Erwachsenen die Ereignisse der ersten drei Lebensjahre praktisch in Vergessenheit geraten, so ist das Gefühlsgedächtnis längst nicht so kurz wie das Tatsachengedächtnis des kleinen Kindes. Auch wenn das eigentlich ängstigende
Erlebnis aus der frühen Kindheit längst vergessen ist, so kann das mit dieser Situation verbundene Angstgefühl und die negative Stimmung zeitlebens »erinnert« werden.
Das Denken reift heran, mit zwei bis zweieinhalb Jahren können die Kinder nach Farbe, Gestalt und GröÃe ordnen. Das sichere Erkennen eines Zusammenhangs zwischen einer Ursache und einer Wirkung ist jedoch noch nicht möglich. Ebenso ist der Mengenbegriff der Kinder noch nicht entwickelt. Diese Art des Denkens in diesem Alter nennt man »prälogisches Denken«. Die Kinder neigen zur Vermenschlichung der Dinge, zum Beispiel bezeichnet ein Zweijähriger einen alten VW-Käfer als lachendes Auto. Der Teddybär oder die Puppe werden gestreichelt und umsorgt, sie werden als »menschengleich« erlebt. AuÃerdem ist bei Kindern dieses Alters
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