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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Penthin
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das sogenannte magische Denken zu beobachten. Viele Alltagswirkungen werden wie von Zauberhand gemacht erlebt. Die Fantasie beschäftigt sich oft mit Zaubergestalten, Hexen, Monstern und Ähnlichem.
    Spiel ist in jedem Alter eine wichtige Lebensbeschäftigung. Spiel ist die kindliche Form, sich mit sich selbst und seiner Umwelt bekannt zu machen. Spiel ist immer von Lernvorgängen begleitet, darum müssen Kinder immer reichlich Gelegenheit zum freien Spiel haben. Im ersten Lebensjahr vollzieht sich Spiel im Wesentlichen über die Bewegung des eigenen Körpers und im weiteren Verlauf über Bewegung von Gegenständen. Kinder machen spielerische Bewegungserfahrungen und schauen diesen selbst verursachten Bewegungen zu. Kinder »begreifen« ihre Umwelt mit Hand und Mund. Ab dem zweiten Lebensjahr beobachten die Kinder ihre Umwelt und die dort vorhandenen Gegenstände intensiver und versuchen sie spielerisch zu erkunden, mit ihnen zu hantieren und sie auseinanderzunehmen. Das Kind spielt immer gemäß seinen Bewegungsfähigkeiten. Im zweiten Lebensjahr sind einfache Spieldinge wie ein Ball oder ein kleiner
Wagen, den man hinter sich herziehen kann, oder eine einfache Puppe von Bedeutung. Das Spiel mit Bauklötzen, die man aufeinanderstellen kann, das Kritzeln mit Stiften usw. sind wichtige spielerische Lebenserfahrungen. Hoch spezielles »Fertigspielzeug« (zum Beispiel batteriebetriebene Autos etc.) ist dagegen unnötig.
    Erste Ansätze von Leistungsbereitschaft lassen sich im zweiten Lebensjahr erkennen. Die Kinder möchten alles allein machen, ohne Hilfe, möchten sich durchsetzen. Eine wichtige Voraussetzung für Spaß an Leistung ist die Fähigkeit, einen Erfolg auf die eigene Geschicklichkeit sowie einen Misserfolg auf die eigene Ungeschicklichkeit zurückzuführen. Dies ist jedoch erst ab etwa dreieinhalb Lebensjahren möglich. Die spätere Leistungsbereitschaft wird schon in den ersten Lebensjahren festgelegt. Leistungsbereitschaft ist gekoppelt mit dem Wunsch, selbst aktiv etwas gegen Frustrationen zu tun. Frustrationsminderung ist gleichzeitig immer Aggressionsminderung. Wie viele andere menschliche Eigenschaften ist auch die Leistungsbereitschaft zum Teil eine ererbte Veranlagung, zum Teil aber auch »erlernt«. Eltern können Leistungsbereitschaft durch ihr eigenes gutes Vorbild fördern, aber auch dadurch, dass sie ihre Kinder von klein auf immer ermutigen und sie beim Lernen unterstützen.
    Auch das, was wir Gewissen nennen, formt sich schon in den ersten Lebensjahren aus. Das Gefühl für »richtig« und »falsch«, für »gerecht« und »ungerecht« im Umgang miteinander, für »gut« und »böse« entwickelt sich am elterlichen Vorbild. Elterliche Verbote und Gebote werden aufgenommen und verinnerlicht. Jedes Zuwiderhandeln gegen verinnerlichte Werte bestraft das Gewissen im Verlaufe der Zeit mit Schuldgefühlen. Schon mit drei, vier Jahren sind manche Kinder zur gewissensbedingten inneren Selbststeuerung fähig. Kinder, die ohne verlässliche Bindung an ihre Eltern groß werden, vielleicht weil sie geschlagen oder misshandelt werden
oder sich nicht geliebt fühlen, tun sich schwer mit der Gewissensbildung. Mangelnde Gewissensbildung ist immer ein Risikofaktor für gewalttätige Entwicklung. Die Mehrzahl jugendlicher Straftäter verspürt bei ihren Taten kein schlechtes Gewissen. Die Entwicklung von Gewissen und die Verinnerlichung von Moral (als allgemeingültiges System von Regeln für das menschliche Zusammenleben und als Grundlage für die Lösung zwischenmenschlicher Konflikte) sind miteinander verbunden. Niedrige Intelligenz und elterliche Zurückweisung sind mit einem erhöhten Risiko für eine beeinträchtigte moralische Entwicklung verknüpft.
Wie sollte Beziehung und Erziehung im zweiten und dritten Lebensjahr gestaltet sein?
    Mit zunehmendem Erkundungs- und Explorationsdrang des Kindes werden Nerven und Geduld der Eltern auf die Probe gestellt. Dieser Erkundungsdrang sollte als natürliches Bedürfnis eines jeden Kindes von den Eltern nicht infrage gestellt werden. Dem Kind müssen reichlich Gelegenheiten vermittelt werden, sich zu bewegen und sich auszuprobieren.
    Â 
    Eine Mutter arbeitet in ihrer Küche, bereitet das Mittagessen vor. Der zweijährige Sohn ist dabei, darf beim Waschen der Kartoffeln helfen und hat auch eine kleine Schüssel, in

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