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Wenn Kinder um sich schlagen

Titel: Wenn Kinder um sich schlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Penthin
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zurücknehmen. Halten Sie Ihr Kind so lange, bis es seinen Zorn und seine Wut an Ihrer Brust ausgeweint hat. Dann erklären Sie Ihrem Kind noch einmal, dass Sie es lieb haben. Erklären Sie Ihrem Kind, nachdem es sich beruhigt hat, den Grund für Ihre Entscheidung, auch dann, wenn Sie meinen, dass Ihr Kind diese Begründung sprachlich noch nicht versteht. Wenn Ihr Kind häufig trotzige Zornesanfälle hat, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass Sie Ihr Kind zu sehr einschränken, dass es mehr elterliche Beachtung und Nähe braucht, dass es vielleicht schon oft »Erfolg« mit seinem Verhalten hatte (wenn Sie immer wieder nachgeben) oder dass es einfach einen besonders temperamentvollen Charakter bzw. Wahrnehmungs- oder Aufmerksamkeitsprobleme hat.
    Versuchen Sie, Zusammenhänge immer zu erklären, egal wie alt Ihr Kind ist. Dadurch lernt Ihr Kind mit zunehmender Reife, dass es Gründe und Zusammenhänge gibt und dass es keiner elterlichen Willkür ausgesetzt ist. Sie als Eltern lernen
dadurch, die Sinnhaftigkeit einer Entscheidung zu bedenken und sich selbst Rechenschaft abzulegen, ob Ihre Grenzen setzende Entscheidung vernünftig ist oder nicht. Diskussionen in einer Konfliktsituation sollten Sie jedoch vermeiden . Denken Sie immer wieder darüber nach, in welchen Situationen eine Grenze gesetzt werden muss und ob es in der einzelnen Situation wirklich notwendig ist, eine Grenze zu setzen. Ihr Kind muss auch lernen, dass es sich einmal durchsetzen kann, jedoch nicht durch einen Zornesanfall, sondern wenn möglich durch Sprache. Dadurch dass Sie sich regelmäßig mit Ihren Kindern im Rahmen eines Familienrates über die wichtigen Regeln des Zusammenlebens austauschen (zum richtigen Zeitpunkt, wenn es allen relativ gut geht), können Sie im Konflikt ohne Diskussion kurz auf die dort getroffenen Absprachen verweisen (s. Seite 104 f.).
    Â 
    Ein zweieinhalbjähriger Junge möchte gerne draußen im Regen spielen. Die Mutter kann diesen Wunsch akzeptieren, besteht jedoch auf Regenkleidung und Gummistiefel, da es schon herbstlich kühl ist. Dem Jungen gefallen die Gummistiefel nicht. Bei dem Versuch, ihm diese anzuziehen, strampelt und jammert er, er tritt nach Mutters Hand. Die Mutter kniet sich nieder, schaut ihrem Sohn in die Augen, hält ihn an den Oberarmen freundlich, aber bestimmt fest und spricht zu ihm: »Draußen regnet es. Im Regen musst du die Stiefel anziehen. Sonst bekommst du nasse, kalte Füße. Ich möchte, dass du die Stiefel anziehst.« Die Mutter nimmt somit zu ihrem Sohn Kontakt auf mehreren Sinnesebenen auf (Ansehen, Zuhören, Körperkontakt). Der Junge hört seiner Mutter aufmerksam zu.
    Beim erneuten Versuch, ihm die Stiefel anzuziehen, wird er jedoch wieder zornig und tritt nach Mutters Hand. Daraufhin zieht ihm die Mutter die Regenkleider aus, sagt ihm: »Ohne Stiefel kannst du im Regen nicht rausgehen, das haben wir schon oft besprochen.« Sie nimmt den Sohn auf den Arm und geht mit
ihm ins Wohnzimmer. Der Junge schreit vor Zorn und schlägt mit seinen kleinen Fäusten auf die Mutter. Die Mutter hält ihn auf dem Arm, fasst mit der anderen Hand seine kleinen Hände und sagt ärgerlich: »Du darfst zornig sein. Ich lasse mich aber nicht schlagen. Ich bin auch zornig. Ich habe dich lieb und halte dich jetzt fest, bis du wieder zur Ruhe gekommen bist.« Die Mutter ist fest entschlossen. Nach einiger Zeit hat sich der kleine Junge beruhigt. Die Mutter kann ihren Sohn problemlos anziehen und draußen tapst er vergnügt mit seinen Stiefeln durch die Pfützen.
    Â 
    Die problematische Situation in diesem Beispiel entzündete sich an der Weigerung des Kindes, der Witterung entsprechende Kleidung anzuziehen. Die Mutter war sich aber sicher, dass diese Kleidung für ihren Sohn in dieser Situation wichtig war, und hatte dies offensichtlich auch schon zu einem früheren Zeitpunkt mit dem Jungen besprochen (im Familienrat Regeln besprechen zu einem günstigen Zeitpunkt). Darum war sie standhaft und beharrlich. In einem ersten Schritt sprach sie mit ihrem Sohn »Klartext« ( klare Botschaft ): Mit einfachen, klaren Sätzen informierte sie ihr Kind über die Notwendigkeit ihrer Entscheidung und dass der Wunsch, draußen im Regen zu spielen, nur mit Gummistiefeln zu verwirklichen ist. Zusätzlich hockte sie sich hin und brachte damit ihr Gesicht in die Höhe des Gesichtes ihres Kindes. Sie

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