Wenn Zaertlichkeit dein Herz beruehrt
begegnet war - an die Gestalt, die aus dem feuchten Nebel trat, begleitet von jenem merkwürdigen Geräusch, als zerschnitte etwas die Luft. Und Stimmen, die von weither zu kommen schienen. Daran, wie sich der Berglöwe in eine Menschenfrau verwandelt hatte.
Der Teil von ihm, der Cheyenne war, glaubte, dass diese Vision eine bestimmte Bedeutung hatte, eine Warnung oder eine Prophezeiung war. Woher Victoria kam, war ebenfalls in diesem Nebel verborgen, unfassbar für ihn, lag außerhalb seiner Fähigkeiten, es zu begreifen. Doch er hatte zu viele Jahre in der Welt des weißen Mannes verbracht, um glauben zu können, dass sie ein Geist war, der menschliche Fo rm angenommen hatte. Doch mein Traum ist zur Wirklichkeit geworden, überlegte er, und Verlangen und Furcht erfüllten ihn, als er daran dachte, wie sein Traum stets endete, wie die Gestalt in den Nebel zurücktaumelte, für immer in ihre Welt zurückkehrte.
Bitte, lass es noch nicht so weit sein, nicht jetzt, betete er. Lass sie noch eine Weile bei mir bleiben. Und wenn sie dann immer noch gehen will, werde ich mich ihr nicht entgegenstellen. Aber lass sie leben!
Er wusste nicht, was genau er erwartet hatte, aber er sah und hörte nichts. Tiefe Stille umgab ihn, er fühlte sich einsam und verlassen.
»Komm weiter, alter junge«, sagte er, als er den Hengst aus dem Wald lenkte. Die Vorstellung, ohne sie zurückkehren zu müssen, machte ihn ganz krank. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er daran dachte, dass er sie vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Irgendwo hier in diesem Wald lagen ihre Geheimnisse verborgen.
Noch einmal drehte er sich um, und dann spornte er den Hengst zum Galopp an und ritt los. Er würde auf der Suche nach ihr jeden Stein hier in der Gegend umdrehen, und er würde jeden Freund und jeden, der ihm einen Gefallen schuldete, bitten, ihm dabei zu helfen.
Hewlett-Packard
21
Zwei Tage war es jetzt schon her, dass Victoria verschwunden war, und der dritte Tag war dabei, zu Ende zu gehen. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen. Chris stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und verbarg den Kopf in den Händen, die Finger ins Haar vergraben. Er hatte so viele Stunden im Sattel verbracht, dass sogar sein Hinterteil schmerzte, und er konnte sich nicht daran erinnern, dass er in der letzten Zeit etwas anderes als Kaffee zu sich genommen hätte.
Chris fürchtete, dass er langsam verrückt werden würde.
Er hatte alle Möglichkeiten überprüft - und nichts herausgefunden. Lucky war seine letzte Hoffnung, aber er wusste, dass der Junge erst dann erscheinen würde, wenn es ihm passte. Er war der Letzte, der Victoria lebend gesehen hatte.
Hör auf, so etwas zu denken!, ermahnte er sich.
Sie ist keine dumme, sorglose Frau, sagte er sich mindestens zum hundertsten Mal. Sie ist geschickt und fürs Überleben geschaffen.
Und sie hat dich angelogen.
Er ignorierte die kleine Stimme in seinem Kopf, dennoch erwachte seine Wut von Heuern, als er an ihre clevere Täuschung dachte. Er nahm das Telegramm in die Hand und las es noch einmal durch.
Nur noch mehr Lügen.
Sein Herz fühlte sich an wie betäubt. Das Papier knisterte, als er das Telegramm in seiner Faust zusammendrückte und es in seine Hemdtasche steckte. Er wollte Antworten haben. So oft, dass er es schon gar nicht mehr zählen konnte, hatte er sich gewünscht, dass sie durch die Tür marschiert käme, damit er endlich erfuhr, was er wissen wollte. Er stand auf, um sich einen Kaffee einzuschenken. Seine Hand zitterte, als er das heiße Getränke eingoss, und er stellte die Tasse ab. Verdammt, Tori, ist es wirklich nötig, dass ich ständig solche Angst um dich haben muss?
Die Tür wurde aufgestoßen, und Chris drehte sich schnell um, doch es war nur Noble, der hereinkam. Ein Blick auf Chris genügte, und Noble wusste Bescheid.
»Geh nach Hause, Chris.«
Chris trank einen Schluck. »Nein.« Er fuhr sich wieder durch die Haare, rieb sich müde das Gesicht. »Ich kann nicht.« Furcht packte ihn jedes Mal, wenn er sich ausmalte, was mit ihr geschehen sein mochte. Lebte sie noch? War sie von wilden Tieren angegriffen worden? Oder von seinen indianischen Brüdern? Becket hatte den Saloon nicht verlassen, deshalb war Chris ziemlich sicher, dass er keinen Verdacht gegen sie hegte. Aber warum kam Victoria nicht zu ihm? Warum bat sie ihn nicht um Hilfe?
Weil sie dir nicht vertraut, flüsterte eine hässliche kleine Stimme ihm zu. Chris stellte den Becher ab und nahm seinen Hut vom
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