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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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wenn sie den Verkehr aufhalten.«
    Doktor Lonelyhearts widersprach: »Zwanzigtausend Menschen in London und New York können nicht unrecht haben, nicht, wenn das mit einer Menge Geld verbunden ist. Man rechnet, daß der Marathon durch Manhattan fünf Millionen Dollar pro Jahr einbringt, und die TV-Einschaltquoten sind gigantisch. Man braucht nur einen neuen Anreiz zu finden. Ich habe einen: Wir veranstalten einen Raucher-Marathon.«
    Sandra sagte: »Oh, du meinst einen Marathon für die Ohne-Rauch-geht’s-auch-Kampagne?«
    Ich erinnerte mich, daß Doktor Lonelyhearts für diese Organisation die PR-Arbeit machte, natürlich ehrenamtlich; sie war ein besseres Mittel, Leben zu retten, als ein Rettungsboot.
    »Nein, ich hab die ORGA aufgegeben«, antwortete er fröhlich. »Es sind achtbare, wenn auch völlig naive Leute, die wie viele Wohltäter glauben, die Menschen seien große Kinder, und sie könnten mit ihnen umspringen, wie es ihnen beliebt - wie ein Kindermädchen, das einen Kinderwagen schiebt. Dabei ist jeder von uns ein geschickter Schwindler, wenn es um Dinge geht, die man eigentlich ablehnen sollte. Ich mache jetzt die Öffentlichkeitsarbeit für die AF, eine überhaupt nicht ehrenamtliche Tätigkeit, wenn ich so sagen darf.«
    Ich runzelte die Stirn. In einer Welt, die ausschließlich aus Abkürzungen besteht, ist es genauso schwierig, einen neuen Namen einzuordnen, wie ein bestimmtes Gesicht aus einer anonymen Menge herauszufinden.
    Er erklärte grinsend: »AF, >Aktive Freiheit< ist ein harmlos klingender Name für die reiche, rücksichtslose, habgierige Tabakindustrie. Und sie bietet ehrgeizigen Menschen gut bezahlte Posten.«
    Ich starrte ihn ganz erschüttert an.
    »Wie fühlt man sich«, fragte ich scharf, »als Beihelfer zum Mord an fünfundfünfzigtausend Landsleuten jährlich?«
    Doktor Lonelyhearts antwortete beiläufig: »Die Empörung in der medizinischen Hierarchie über das Rauchen ähnelt auf faszinierende Weise der Haltung der katholischen Kirche gegenüber dem Sex. Bei beiden handelt es sich um Vergnügungen, die die jeweilige Gruppe in Schwierigkeiten bringen können; Schwierigkeiten, die in keinem Verhältnis stehen zu dem Spaß.«
    Ich sagte entrüstet: »Bis jetzt habe ich das Wort >Sex< noch auf keinem Totenschein gelesen.«
    Er überlegte: »Wäre aber kein schlechtes Ende, was?«
    »Aber du hast doch Artikel geschrieben, in denen du den Leuten erzählt hast, wie blödsinnig es ist zu rauchen«, hielt ich ihm vor.
    »Ja, natürlich, aber das ist so, als liefe man eine Bahnstrecke zu Fuß entlang, um ans Ziel zu gelangen. Ich bin ein professioneller Übermittler von Botschaften. Ich bin froh, daß sich die ORGA und die AF um die öffentliche Gunst streiten, während ich so unbeteiligt bin wie Krupp, Vickers und andere florierende Rüstungsbetriebe. PR ist eine der wichtigsten Waffen in der modernen Demokratie«, führte er aus.
    »Eine Waffe zur Irreführung des Volkes«, äußerte Sandra.
    »Du hast völlig recht«, stimmte er fröhlich zu. »Glaubst du etwa, daß unsere Politiker, Könige, TV-Stars und all die anderen hohen Tiere auch nur im entferntesten dem Bild entsprechen, das sie der Menge präsentieren? Wir lieben oder hassen Marionetten. Polemische Ansichten müssen, wie die Menschen, gekonnt zur Schau gestellt werden. Richard, denk mal darüber nach! Meine Kriege sind die einzigen, die durch Tarnung gewonnen werden.«
    Er trank seinen Whisky aus und sah selbstgefällig drein.
    »Hat Jim Whynn all das, was du über die Leihmütter zusammengetragen hast, in einer brillanten Rede untergebracht?« fragte er.
    Ich zuckte die Schultern. »Der Speaker hat seine Wortmeldung nicht zur Kenntnis genommen.«
    Sandra sagte, als er gegangen war: »Doktor Lonelyhearts ist wirklich hochintelligent.«
    Ich widersprach: »Du meinst wohl überschlau.«
    Sie überlegte: »So gescheit, daß er schon wieder dumm ist.«
     

15
     
     
    Ich ging hinaus in den warmen hellen Abend, um die Gurken im Treibhaus zurückzuschneiden.
    »Richard!« rief Sandra von der Terrassentür aus. »Sir Basil ist da!«
    Ich genoß derzeit seine auf mich übertragene Dankbarkeit. Jilly hatte ihn vor einer unnötigen Operation bewahrt, indem sie gegenüber Bill Igtham, dem Chirurgen, hartnäckig die Ansicht vertreten hatte, daß Sir Basils heftige Magenschmerzen am Vorabend des Geburtstages der Königin seelische Ursachen haben könnten.
    Er lief unruhig im Wohnzimmer auf und ab.
    »Einen Tio Pepe?« fragte ich

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