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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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ihnen nicht ins Schlafzimmer.
    Ambrose Pulham war mitten durch den Kopf geschossen worden – ein Schuß aus einer Flinte aus nächster Nähe hatte ihm den Kopf weggesprengt. Sein Körper lag auf dem Bett, und sein Schädel klebte in Fetzen an der Kopfstütze.
    Seine Frau stand in der Küche vor dem Herd. Ihre linke Wange war geschwollen und verfärbte sich violett. Sie briet Speck und Kartoffeln. »Die Kinder sind draußen und sammeln Eier. Sie werden jeden Moment zurückkommen. Bleiben Sie zum Abendessen?«
    Sam setzte sich auf einen Stuhl, doch Cassie blieb in der Tür stehen, da Sylvias Verhalten sie beunruhigte.
    Sylvia sah Sam an, griff nach einer Tasse und goß Tee ein. »Zucker?«
    »Nein, danke.«
    Sie knallte die Tasse vor ihn auf den Tisch. »Ich werde für zwei Leute mehr decken.«
    »Was ist passiert?« Cassie zwang sich, diese Frage zu stellen, da sie das Gefühl hatte, das könnte alles nur ein Traum sein.
    »Das werde ich Ihnen erzählen«, sagte Dan, der durch die Hintertür hereinkam. Er trug einen Korb voller Eier, und die jüngeren Kinder folgten ihm. Niemand schien außer sich zu sein.
    »Ich habe ihn getötet.«
    Er reichte seiner Mutter den Korb, drehte sich zu Sam um und sah ihn an.
    »Wascht euch die Hände«, sagte seine Mutter. Die Kinder drängten sich um das Spülbecken herum.
    »Magst du uns mehr darüber erzählen?« fragte Sam. »Wir werden es der Polizei in Augusta Springs berichten müssen.«
    »Papa hat zu mir gesagt, ich soll die Flinte reinigen, die Schrotflinte drüben im Schlafzimmer, und dann hat er zu mir gesagt, ich soll sie laden. Ein Schuß ist losgegangen, während ich …« Seine Augen wurden ausdruckslos, und Sylvia warf einen Blick auf ihren Sohn.
    »… während er sie geladen hat. Er hat sich nicht mit dem Abzug ausgekannt.«
    Sam warf einen Blick auf Cassie. Ein vierzehnjähriger Junge im Busch, der sich nicht mit dem Abzug auskannte?
    Sam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kippte ihn, bis die vorderen Beine in der Luft schwebten. »Dann üben wir doch mal Selbstverteidigung.«
    Der Löffel, den Sylvia in der Hand hielt, fiel klappernd auf den Boden. »Lassen Sie mich erst den Kindern das Essen vorsetzen, und dann gehen wir ins Wohnzimmer, während sie essen.«
    Dan sagte: »Ich auch, Mama.«
    Sie nickte. Ihr geschwollenes Auge begann sich violett zu verfärben.
    Als sie zu viert im Wohnzimmer saßen, fragte Sylvia: »Dann meinen Sie also nicht, daß die Polizei das glauben wird?«
    »Keine Sekunde«, sagte Sam.
    Cassie saß auf der Sofakante und hätte am liebsten ihre Arme um die Mutter und den Sohn gelegt. Sylvia wandte sich an sie. »Sie haben es gewußt, stimmt’s? Als wir das Baby ins Krankenhaus bringen mußten? Sie haben gewußt, daß es nicht von seinem Stuhl gefallen ist.«
    Cassie nickte. »Den Verdacht hatte ich, ja. Aber dazu kam Ihr blaues Auge, wenn ich Sie im Lauf der Jahre gesehen habe.«
    Sylvia sagte zu Dan: »Zieh dein Hemd aus, Sohn. Zeig ihnen deinen Rücken.«
    Sein Rücken war von erhabenen weißen Striemen bedeckt, darunter Narben, die Jahre alt waren. Aus einer Strieme sickerte noch Blut.
    »O mein Gott«, flüsterte Cassie. »Hier, lassen Sie mich den Rücken mit einem antiseptischen Mittel einreiben.«
    »Das hat er nur getan, wenn er getrunken hat.« Sylvia schien sich für ihren Mann entschuldigen zu wollen. »Wir haben den Schnaps vor ihm versteckt, und wir haben ihn in den Ausguß geschüttet. Dann ist er wütend geworden, hat uns aber nicht geschlagen. Er hat es nur getan, wenn er betrunken war.«
    »Wie lange ist das so gegangen?« fragte Cassie.
    Sylvia zuckte die Achseln. »Sowie er Alkohol im Leib gehabt hat.«
    »Er hat Mama geschlagen, bis sie geblutet hat«, sagte Dan, und seine Stimme wurde brüchig. »Und dann hat er sie vergewaltigt.«
    Sylvia warf einen Blick auf ihn. »Woher weißt du überhaupt, was dieses Wort bedeutet?«
    »Ich bin doch nicht dumm, Mama. Ich habe gewußt, was er dir angetan hat, wenn du geweint und geschrien hast. Ich habe am Morgen das Blut auf dem Laken gesehen. Ich habe dich wie einen Welpen wimmern hören. In diesen Nächten konnte ich nicht im Haus bleiben. Ich bin dann rausgegangen und habe in der Scheune geschlafen.«
    Sylvia stand vom Sofa auf, ging zu ihrem Sohn, kniete sich vor ihn und zog seinen Kopf an sich. »O mein Sohn, ich dachte, du wüßtest nichts davon.« Er zog seinen Kopf zurück.
    »Mama, du hast ihn nie zurückgehalten, selbst dann nicht, wenn er mich geschlagen hat.

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