Wer sich in Gefahr begibt - Granger, A: Wer sich in Gefahr begibt - A Rare Interest in Corpses
Der Boden brach ein, und Biddle fiel runter. Constable Jenkins und Adams, der Vorarbeiter, haben ihn gemeinsam mit einem Seil herausgezogen. Ich wollte Sie nicht damit belästigen, Sir, weil Biddle nichts passiert ist. Er hat sich einen Knöchel verrenkt und die Hand verstaucht, aber er ist jung, wie gesagt, und die Knochen sind noch elastisch in diesem Alter. Wir haben beide Verletzungen verbunden, und er kommt gut zurecht. Er ist ein harter Junge.«
»Er mag ein ausgezeichneter Beamter sein und alles, was Sie sagen, aber wenn er mit einem bandagierten Knöchel auf dieser Baustelle herumhumpelt, zieht er Spott und Verachtung auf sich. Wenn er sich die Hand verstaucht hat, wie um alles in der Welt will er sich da Notizen machen? Ich hoffe doch, er fertigt Notizen an, oder?«
»Es ist die linke Hand, Sir, und Biddle ist Rechtshänder«, erwiderte Morris prompt. »Er hat Glück gehabt. Ich habe ihn und die anderen Constables angewiesen, alles aufzuschreiben, Sir, genau wie Sie es gesagt haben.«
»Schaffen Sie ihn hierher zurück«, befahl ich. »Geben Sie ihm Büroarbeit, bis er wieder gesund ist. Er ist ein Repräsentant der Metropolitan Police und nicht der Pensionäre von Chelsea!«
Ich verließ das Gebäude, bevor ein weiterer Repräsentant der Midland Railway sich auf mich stürzen und mir mit Lamentieren meine Zeit rauben konnte. Die Leute hätten mir wahrscheinlich nicht geglaubt, doch in gewisser Hinsicht konnte ich mit ihnen mitfühlen. Ich verstand ihr Problem nur allzu gut. Es war ein gewaltiges Unternehmen: ein neuer Bahnhof und, nach meinen Informationen, ein prächtiges Hotel davor. Ich hatte in den Zeitungen gelesen, dass es einen Wettbewerb oder so etwas gab, wie das neue Hotel aussehen sollte.
Gleichzeitig fragte ich mich, ob unser Mörder all das in seinen Plan mit einbezogen hatte. Wäre alles so gelaufen, wie er es gewollt hatte, hätten die Trümmer des Hauses Madeleine Hexhams Leichnam unter sich begraben. Ihre zerschmetterten Überreste, die man aus der Ruine gezogen hätte, wären wahrscheinlich nicht mehr zu identifizieren gewesen; ganz gewiss wäre es unmöglich gewesen, die Todesursache festzustellen. Wir hätten vielleicht angenommen, dass es sich um die Leiche einer weiblichen Landstreicherin handelte, die ungesetzlich dort geschlafen hatte. Die Erfordernis, die Abrissarbeiten fortzuführen, hätte mit sich gebracht, dass unsere Untersuchungen oberflächlich und überstürzt gewesen wären. Tote Landstreicher, egal ob Männer oder Frauen und manchmal auch Kinder, waren in London nichts Ungewöhnliches. Sie wurden regelmäßig gefunden. Allmählich sah ich, wie der Verstand des Mörders gearbeitet hatte.
Doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Die beiden irischen Arbeiter hatten das Haus vor dem Abriss betreten, vielleicht auf der Suche nach irgendwelchen Dingen von Wert, die vergessen worden waren und die sich verkaufen ließen, vielleicht auch in der Hoffnung, ungesehen und unbemerkt von Adams, dem Vorarbeiter, einen Schluck zu trinken. Madeleine war gefunden worden; wir hatten sie identifiziert, und wir hatten die Todesursache festgestellt. Und nicht nur das, sondern auch den Zeitpunkt ihres Todes. Sie war höchstens zwei Wochen tot gewesen, und das, obwohl sie bereits seit zwei Monaten vermisst wurde. Wo war sie in der Zwischenzeit gewesen? Innerhalb von zehn Tagen nach ihrem Verschwinden aus dem Haushalt der Parrys hatte sie den Brief geschrieben – oder war gezwungen worden, ihn zu schreiben. Ich hielt es für wahrscheinlicher, dass sie ihn selbst geschrieben hatte. Falls er gefälscht worden war, dann von jemandem, der ihre Handschrift gut genug gekannt hatte. Und es gab Leute, die ihre Handschrift kannten, und ich war auf dem Weg zu einer dieser Personen: Mrs Sinclair Belling vom Dorset Square.
Ich hatte jemanden zu ihr geschickt, um sie darüber zu informieren, dass ich kommen würde, da ich wusste, dass sie mich nicht in Gegenwart von Freunden aus der Gesellschaft empfangen würde. Und so kam es, dass ich in ihren Salon geführt wurde, wo sie mich zusammen mit ihrem Sohn empfing, den sie mir vorstellte.
»Das ist mein Sohn James. Mein Mann Sinclair ist geschäftlich unterwegs. Er ist in Südamerika und kommt nicht vor nächstem Monat nach Hause. Seine Geschäfte haben hauptsächlich mit Banken zu tun, aber er beschäftigt sich auch mit dem Bau von Eisenbahnen, und Südamerika ist ein blühender Markt. James ist während seiner Abwesenheit der Mann im Haus.«
Er
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