Werke
im Jahre zuvor selbst dem Herzoge Trotz geboten haben. Das Geschlecht halte den Schild über den Wald und über das Vaterland, daß im Walde seine Spuren dauern, wenn es längst entschwunden ist, und daß im Vaterlande seine Taten in Worten, in Gesängen und in Pergamenten erzählet werden.«
»Wie ich damals gesagt habe, als du zum ersten Male bei mir in meinem Turme gewesen bist«, rief der Wladyk Rowno: »Es ist nur immer einer gewesen, der der Stifter eines großen Geschlechtes geworden ist, so kann aus dem kleinen Anfange ein großer Fortgang werden. Und ich habe gesagt: die Wladyken müssen größer werden. Ich, der Wladyk, bin größer geworden, Diet ist größer geworden, Osel ist größer geworden, Hermann ist größer geworden, und alle im Walde sind größer geworden, und du bist jetzt auch ein Herr in dem Walde. Und ich habe gesagt: Wir dehnen unsere Besitzungen gegen den Wald, und wir haben sie gegen den Wald gedehnt, und du dehnest sie gegen den Wald. Wer hätte gedacht, daß du so bald die Burg deiner Herrschaft bauen wirst. Aus dem Walde kann Großes ausgehen, er hat die Kraft, und treibt sie hervor, aus jedem von uns kann das Große kommen.«
»Mein Ahnherr ist ein Pechsammler in dem Walde gewesen«, sagte Lubomir.
»Und Ihr seid ein mächtiger Zupan und Kriegsanführer«, antwortete Rowno, »was kann aus jedem werden? Wir müssen zusammenhalten und in freundlicher Nachbarschaft leben. Du bist jetzt einer wie wir, Witiko, und wir sind wie du.«
»In freundlicher und guter Nachbarschaft«, rief Osel.
»In guter treuer Nachbarschaft«, sagte Diet.
»Wir werden zusammen stehen, wie wir zusammen gestanden sind, und werden nicht streiten«, sagte Wernhard von Ottau.
»Ja, in guter Nachbarschaft«, riefen mehrere.
Dann sprach Witiko: »Hochwürdige Priester, hoher Zupan und ehrwürdige Männer. Ich danke euch für eure Wünsche. Möge der Himmel in dem Hause sein, wie der hochwürdige Pfarrer gesagt hat; darin liegt alles. Was sonst geschieht, füge Gott. Ich werde bestrebt sein, das Gute zu tun, alles andere, sagt Silvester, ist darin enthalten. Ich werde ein treuer Nachbar sein, und niemand schädigen. Und so reiche ich meine Hand darauf.«
Er reichte die Hand hin, und einer nach dem andern faßte sie.
Nun brachte Eppo, der junge Baumeister aus Prag, ein Pergament herbei, faltete es aus einander, und zeigte es. Auf ihm war die Burg abgebildet, wie sie sein würde, wenn sie fertig wäre. Die Männer gaben einer dem andern das Pergament, und jeder betrachtete es, und jeder lobte es.
Dann wurde es wieder in sein Fach gelegt.
Hierauf sprach der Meister der Maurer den Maurerspruch. Dann sprach der Meister der Zimmerer den Zimmererspruch, und dann senkten die Männer, die in ihren Festgewändern mit den Schaufeln dagestanden waren, die Schaufeln, stießen sie in die Erde, und es begann das Schaufeln des Festes. Und das Festschaufeln tiefte einen Graben aus, wie ihn das wirkliche Schaufeln getieft hätte. Dann gab der Baumeister das Zeichen, daß die Arbeit zu Ende sei, und es wurde an den Tischen, auf den Bänken, auf dem grünen Rasen, wie es sich fügte, ein Mahl verzehrt. Die Menschen, welche als Zuschauer da waren, bekamen Speise und Trank, so weit die Dinge nur reichen mochten.
Nach dem Mahle ging der Zug wieder nach Friedberg hinunter.
Noch an dem Tage und an dem folgenden traten die fremden Gäste den Heimweg an.
Es begann nun auf dem Berge des heiligen Thomas der Bau der Burg. Eppo teilte die Werkmänner, die er gedungen hatte, und die Männer, die freiwillig herzu gekommen waren, zur Arbeit ein. Die Gräben wurden als Grund der Mauer getieft, und die Bäume wurden erhöht, an denen die Gerüste werden sollten. Und wie bei dem Baue der Burg Schauenberg wurden in allen dienlichen Richtungen die Baugegenstände herbei geschafft. Die zahlreichen Männer und Weiber, die bei dem Werke beschäftiget waren, hielten Ordnung, und wie die Ameisen sonst bestrebt sind, in dem Walde ihre Wohnung zu fördern, so trachteten jetzt die vielen Menschen in dem Walde eine menschliche Wohnung zu errichten.
Witiko wohnte indes in dem steinernen Hause in Friedberg.
Eines Tages aber ritt er in seinem Ledergewande, nur von Raimund begleitet, von dem Hause fort. Er ritt in die Herberge der unteren Moldau, und von dort auf dem Saumwege des großen Waldes zu den Häusern von Aigen hinaus. In Aigen wurde das Mittagmahl verzehrt, die Pferde rasteten, und bekamen Nahrung. Von Aigen ritten die zwei Männer im Walde
Weitere Kostenlose Bücher