Werke
Bediente
. Was wir immer bringen, wenn wir nichts bringen; ein Kompliment. Meine Herrschaft hört, daß er durch sie verdrängt worden. Meine Herrschaft weiß zu leben, und ich soll ihn desfalls um Verzeihung bitten.
Just
. Nun so bitte Er ihn um Verzeihung; da steht er.
Der Bediente
. Was ist er? Wie nennt man ihn?
Von Tellheim
. Mein Freund, ich habe Euern Auftrag schon gehört. Es ist eine überflüssige Höflichkeit von Eurer Herrschaft, die ich erkenne, wie ich soll. Macht ihr meinen Empfehl. – Wie heißt Eure Herrschaft? –
Der Bediente
. Wie sie heißt? Sie läßt sich gnädiges Fräulein heißen.
Von Tellheim
. Und ihr Familienname?
Der Bediente
. Den habe ich noch nicht gehört, und darnach zu fragen, ist meine Sache nicht. Ich richte mich so ein, daß ich, meistenteils aller sechs Wochen, eine neue Herrschaft habe. Der Henker behalte alle ihre Namen! –
Just
. Bravo, Kamerad!
Der Bediente
. Zu dieser bin ich erst vor wenigen Tagen in Dresden gekommen. Sie sucht, glaube ich, hier ihren Bräutigam. –
Von Tellheim
. Genug, mein Freund. Den Namen Eurer Herrschaft wollte ich wissen; aber nicht ihre Geheimnisse. Geht nur!
Der Bediente
. Kamerad, das wäre kein Herr für mich!
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Zehnter Auftritt
Von Tellheim. Just.
Von Tellheim
. Mache, Just, mache, daß wir aus diesem Hause kommen! Die Höflichkeit der fremden Dame ist mir empfindlicher, als die Grobheit des Wirts. Hier nimm diesen Ring; die einzige Kostbarkeit, die mir übrig ist; von der ich nie geglaubt hätte, einen solchen Gebrauch zu machen! – Versetze ihn! laß dir achtzig Friedrichsdor darauf geben; die Rechnung des Wirts kann keine dreißig betragen. Bezahle ihn, und räume meine Sachen – Ja, wohin? – Wohin du willst. Der wohlfeilste Gasthof der beste. Du sollst mich hier neben an, auf dem Kaffeehause, treffen. Ich gehe, mache deine Sache gut. –
Just
. Sorgen Sie nicht, Herr Major! –
Von Tellheim
kömmt wieder zurück. Vor allen Dingen, daß meine Pistolen, die hinter dem Bette gehangen, nicht vergessen werden.
Just
. Ich will nichts vergessen.
Von Tellheim
kömmt nochmals zurück. Noch eins: nimm mir auch deinen Budel mit; hörst du, Just! –
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Eilfter Auftritt
Just
. Der Budel wird nicht zurück bleiben. Dafür laß ich den Budel sorgen. – Hm! auch den kostbaren Ring hat der Herr noch gehabt? Und trug ihn in der Tasche, anstatt am Finger? – Guter Wirt, wir sind so kahl noch nicht, als wir scheinen. Bei ihm, bei ihm selbst will ich dich versetzen, schönes Ringelchen! Ich weiß, er ärgert sich, daß du in seinem Hause nicht ganz sollst verzehrt werden! – Ah –
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Zwölfter Auftritt
Paul Werner. Just.
Just
. Sieh da, Werner! guten Tag, Werner! willkommen in der Stadt!
Werner
. Das verwünschte Dorf! Ich kanns unmöglich wieder gewohnt werden. Lustig, Kinder, lustig; ich bringe frisches Geld! Wo ist der Major?
Just
. Er muß dir begegnet sein; er ging eben die Treppe herab.
Werner
. Ich komme die Hintertreppe herauf. Nun wie gehts ihm? Ich wäre schon vorige Woche bei euch gewesen, aber –
Just
. Nun? was hat dich abgehalten? –
Werner
. – Just, – hast du von dem Prinzen Heraklius gehört?
Just
. Heraklius? Ich wüßte nicht.
Werner
. Kennst du den großen Helden im Morgenlande nicht?
Just
. Die Weisen aus dem Morgenlande kenn ich wohl, die ums Neujahr mit dem Sterne herumlaufen. – –
Werner
. Mensch, ich glaube, du liesest eben so wenig die Zeitungen, als die Bibel? – Du kennst den Prinz Heraklius nicht? den braven Mann nicht, der Persien weggenommen, und nächster Tage die Ottomannische Pforte einsprengen wird? Gott sei Dank, daß doch noch irgendwo in der Welt Krieg ist! Ich habe lange genug gehofft, es sollte hier wieder losgehen. Aber da sitzen sie, und heilen sich die Haut. Nein, Soldat war ich, Soldat muß ich wieder sein! Kurz, – Indem er sich schüchtern umsieht, ob ihn jemand behorcht. im Vertrauen, Just; ich wandere nach Persien, um unter Sr. Königlichen Hoheit, dem Prinzen Heraklius, ein Paar Feldzüge wider den Türken zu machen.
Just
. Du?
Werner
. Ich, wie du mich hier siehst! Unsere Vorfahren zogen fleißig wider den Türken; und das sollten wir noch tun, wenn wir ehrliche Kerls, und gute Christen wären. Freilich begreife ich wohl, daß ein Feldzug wider den Türken nicht halb so lustig sein kann, als einer wider den Franzosen; aber dafür muß er auch desto verdienstlicher sein, in diesem und in jenem Leben. Die Türken haben dir alle Säbels, mit
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