Werke
nicht. –
Das Fräulein
. Woher vermutet Er das?
Just
. Sie sind doch die fremde Herrschaft, die ihn diesen Morgen komplimentieren lassen?
Das Fräulein
. Ja.
Just
. So bin ich schon recht.
Das Fräulein
. Weiß Sein Herr meinen Namen?
Just
. Nein; aber er kann die allzu höflichen Damen eben so wenig leiden, als die allzu groben Wirte.
Der Wirt
. Das soll wohl mit auf mich gehn?
Just
. Ja.
Der Wirt
. So laß Er es doch dem gnädigen Fräulein nicht entgelten; und hole Er ihn geschwind her.
Das Fräulein
zur Franziska. Franziska, gib ihm etwas –
Franziska
die dem Just Geld in die Hand drücken will. Wir verlangen Seine Dienste nicht umsonst. –
Just
. Und ich Ihr Geld nicht ohne Dienste.
Franziska
. Eines für das andere.
Just
. Ich kann nicht. Mein Herr hat mir befohlen, auszuräumen. Das tu ich jetzt, und daran, bitte ich, mich nicht weiter zu verhindern. Wenn ich fertig bin, so will ich es ihm ja wohl sagen, daß er herkommen kann. Er ist neben an auf dem Kaffeehause; und wenn er da nichts Bessers zu tun findet, wird er auch wohl kommen. Will fortgehen.
Franziska
. So warte Er doch. – Das gnädige Fräulein ist des Herrn Majors – Schwester. –
Das Fräulein
. Ja, ja, seine Schwester.
Just
. Das weiß ich besser, daß der Major keine Schwester hat. Er hat mich in sechs Monaten zweimal an seine Familie nach Kurland geschickt. – Zwar es gibt mancherlei Schwestern –
Franziska
. Unverschämter!
Just
. Muß man es nicht sein, wenn einen die Leute sollen gehn lassen? Geht ab.
Franziska
. Das ist ein Schlingel!
Der Wirt
. Ich sagt es ja. Aber lassen Sie ihn nur! Weiß ich doch nunmehr, wo sein Herr ist. Ich will ihn gleich selbst holen. – Nur, gnädiges Fräulein, bitte ich untertänigst, sodann ja mich bei dem Herrn Major zu entschuldigen, daß ich so unglücklich gewesen, wider meinen Willen, einen Mann von seinen Verdiensten –
Das Fräulein
. Gehen Sie nur geschwind, Herr Wirt. Das will ich alles wieder gut machen. Der Wirt geht ab, und hierauf. Franziska, lauf ihm nach: er soll ihm meinen Namen nicht nennen! Franziska, dem Wirte nach.
{ ‡ }
Siebenter Auftritt
Das Fräulein und hierauf Franziska.
Das Fräulein
. Ich habe ihn wieder! – Bin ich allein? – Ich will nicht umsonst allein sein. Sie faltet die Hände. Auch bin ich nicht allein! Und blickt aufwärts. Ein einziger dankbarer Gedanke gen Himmel ist das vollkommenste Gebet! – Ich hab ihn, ich hab ihn! Mit ausgebreiteten Armen. Ich bin glücklich! und fröhlich! Was kann der Schöpfer lieber sehen, als ein fröhliches Geschöpf! – Franziska kömmt. Bist du wieder da, Franziska? – Er jammert dich? Mich jammert er nicht. Unglück ist auch gut. Vielleicht, daß ihm der Himmel alles nahm, um ihm in mir alles wieder zu geben!
Franziska
. Er kann den Augenblick hier sein – Sie sind noch in Ihrem Negligee, gnädiges Fräulein. Wie, wenn Sie sich geschwind ankleideten?
Das Fräulein
. Geh! ich bitte dich. Er wird mich von nun an öfterer so, als geputzt sehen.
Franziska
. O, Sie kennen sich, mein Fräulein.
Das Fräulein
nach einem kurzen Nachdenken. Wahrhaftig, Mädchen, du hast es wiederum getroffen.
Franziska
. Wenn wir schön sind, sind wir ungeputzt am schönsten.
Das Fräulein
. Müssen wir denn schön sein? – Aber, daß wir uns schön glauben, war vielleicht notwendig. – Nein, wenn ich ihm, ihm nur schön bin! – Franziska, wenn alle Mädchens so sind, wie ich mich jetzt fühle, so sind wir – sonderbare Dinger. – Zärtlich und stolz, tugendhaft und eitel, wollüstig und fromm – Du wirst mich nicht verstehen. Ich verstehe mich wohl selbst nicht. – Die Freude macht drehend, wirblicht. –
Franziska
. Fassen Sie sich, mein Fräulein; ich höre kommen –
Das Fräulein
. Mich fassen? Ich sollte ihn ruhig empfangen?
{ ‡ }
Achter Auftritt
Von Tellheim. Der Wirt. Die Vorigen.
Von Tellheim
tritt herein, und indem er sie erblickt, flieht er auf sie zu. Ah! meine Minna! –
Das Fräulein
ihm entgegen fliehend. Ah! mein Tellheim! –
Von Tellheim
stutzt auf einmal, und tritt wieder zurück. Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, – das Fräulein von Barnhelm hier zu finden –
Das Fräulein
. Kann Ihnen doch so gar unerwartet nicht sein? – Indem sie ihm näher tritt, und er mehr zurück weicht. Ich soll Ihnen verzeihen, daß ich noch Ihre Minna bin? Verzeih Ihnen der Himmel, daß ich noch das Fräulein von Barnhelm bin! –
Von Tellheim
. Gnädiges Fräulein – Sieht starr auf den Wirt, und
Weitere Kostenlose Bücher