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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Maguire
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sie ihre eigenen Worte wie einen Fluch zurückbekam. Sie knickste und suchte eilends das Weite. Mit niedergeschlagenen Augen kam Elphaba hinterher.
    2
    Als Muhme Schnapp am nächsten Tag eintraf, der verletzte Fuß durch den Verband dreimal so dick wie zuvor, hatte Elphaba ihre wenigen Habseligkeiten bereits ausgepackt. Sie hingen wie Lumpen im Schrank: dünne, formlose Fetzen, die sich vor den ausladenden Reifröcken und gestärkten Turnüren und gepolsterten Schultern und Ellbogen von Galindas Garderobe schamhaft in die Ecke drückten. »Ist mir doch ein Vergnügen, auch Ihre Muhme zu sein, das macht mir gar nichts aus«, erklärte Muhme Schnapp und lächelte Elphaba freundlich an, bevor Galinda Gelegenheit hatte, sie allein zu sprechen und zu verlangen, dass sie sich weigerte. »Zweifellos bezahlt dich mein Papa dafür, dass du meine Muhme bist«, bemerkte Galinda vielsagend, doch Muhme Schnapp entgegnete: »So viel auch wieder nicht, Herzchen, so viel auch wieder nicht. Ich kann das schon selbst entscheiden.«
    Â»Muhme«, sagte Galinda, als Elphaba kurz auf die Toilette verschwunden war, »Muhme, bist du blind? Dieses Munchkinmädchen ist grün.«
    Â»Merkwürdig, nicht wahr? Ich dachte, alle Munchkins wären winzig. Aber sie ist normal groß. Vermutlich gibt es solche und solche.Ach, stört dich etwa das Grün? Na, es tut dir vielleicht ganz gut, wenn du damit leben lernst. Du gibst dich sehr welterfahren, Galinda, dabei kennst du die Welt noch gar nicht. Ich finde es putzig. Warum nicht? Warum denn nicht?«
    Â»Es ist nicht deine Sache, meine Erziehung zu regeln, ob sie nun die Welt oder sonst was betrifft, Muhme Schnapp!«
    Â»Nein, meine Liebe«, sagte Muhme Schnapp, »in dieses Schlamassel hast du dich ganz allein geritten. Ich sehe nur zu, dass ich mich nützlich mache.«
    Und so musste Galinda in den sauren Apfel beißen. Auch das kurze Gespräch mit Madame Akaber am Abend davor hatte keinen Ausweg eröffnet. Galinda war pünktlich in einem gepunkteten Morphelinrock mit Spitzenoberteil erschienen, einem Traum, wie sie sich sagte, in abendlichen Dunkelrot- und mitternächtlichen Blautönen. Madame Akaber bat sie ins Empfangszimmer, in dem eine Gruppe von Ledersesseln und ein kleines Sofa vor einem unnötigen Feuer standen. Die Rektorin schenkte Minzetee ein und bot kandierten Ingwer in Perlfruchtblättern an. Sie ließ Galinda in einem Sessel Platz nehmen, blieb aber selber am Kaminsims stehen wie ein Großwildjäger.
    Im vollendeten Genießerstil der Oberschicht nippten und knabberten sie zunächst still vor sich hin. Das verschaffte Galinda die Gelegenheit zu bemerken, dass Madame Akaber nicht nur in ihren Gesichtszügen, sondern auch in ihrer Kleidung einem Fisch glich: Ihre weite sahnefarbene Fuchsille floss wie eine große luftige Blase vom gerüschten hohen Ausschnitt zu den Knien, wo sie eng gerafft war und um Waden und Knöchel ordentlich gefältelt zu Boden fiel. Sie sah aus wie ein riesiger Karpfen. Und zudem wie ein stumpfer, gelangweilter Karpfen, nicht einmal wie ein intelligenter Karpfen .
    Â»Nun also zu Ihrer Muhme. Weshalb sie außerstande ist, einen Schlafsaal zu überwachen. Ich bin ganz Ohr.«
    Galinda hatte sich den ganzen Nachmittag darauf vorbereitet. »Sehen Sie, Frau Rektorin, ich mochte das nicht in der Öffentlichkeit sagen, aber Muhme Schnapp hat letzten Sommer bei einem Picknickim Perther Bergland einen schweren Unfall gehabt. Sie wollte ein Büschel Bergthymian pflücken und ist dabei einen Steilhang hinuntergestürzt. Wochenlang hat sie im Koma gelegen, und als sie wieder zu sich kam, hatte sie keinerlei Erinnerung mehr an den Sturz. Wenn man sie danach fragte, wusste sie nicht einmal, wovon die Rede war. Amnesie durch Trauma.«
    Â»Verstehe. Wie überaus beschwerlich für Sie. Aber was hat das mit ihrer Eignung für die Aufgabe zu tun, die ich ihr zuweisen wollte?«
    Â»Sie ist seither ein wenig wirr im Kopf. Hin und wieder weiß Muhme Schnapp nicht mehr, was Leben hat und was nicht. Dann unterhält sie sich etwa mit, sagen wir, einem Stuhl und erzählt uns dann, was er gesagt hat. Seine Hoffnungen, seine Bedenken –«
    Â»Seine Freuden, seine Leiden«, sagte Madame Akaber. »Wie ungemein originell. Das Seelenleben des Mobiliars. So was aber auch.«
    Â»Aber so abstrus das ist, und immer wieder ein Anlass zur

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