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Wie ein Blütenblatt im Sturm

Wie ein Blütenblatt im Sturm

Titel: Wie ein Blütenblatt im Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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meisten der anwesenden britischen Aristokraten, und Maggie anscheinend alle anderen, denn die Küsse und Umarmungen für die allerliebste Gräfin wollten kein Ende nehmen. Fast eine Stunde lang verbrach-ten sie nur damit, Leute zu begrüßen und Champagner zu trinken.
    Rafe bemerkte, wie die Männer ihn neugierig oder neidisch musterten, wobei sie offenbar überlegten, wie es ihm gelungen war, ein so bezauberndes Wesen einzufan-gen. Allerdings war es genauso amüsant zu sehen, wie die Frauen ihn anstarrten und wiederum Maggie mit bie-stigen Blicken bedachten.
    Wie gelang es Maggie bloß, so exotisch und unenglisch zu wirken? Sicher, sie besaß diese hohen Wangenknochen und setzte ihre Hände mit kontinentaler Verve ein, doch es steckte mehr dahinter.
    Als er in der Menge an sie gepreßt wurde, erhaschte er einen betörenden Hauch ihres Parfüms. Dies erklärte zum Teil ihre besondere Ausstrahlung: Die blumigen Düf-te, die in England so beliebt waren, paßten nicht zu ihr.
    Statt dessen hatte sie ein schweres, würziges Parfüm ge-wählt, das an die Seidenstraße und persische Gärten denken ließ. Ein Duft war ein primitives, doch höchst kraftvolles Ausdrucksmittel eines Wesens, und in ihrer Nähe zu sein, ließ an die Geheimnisse des Orients denken.
    Maggie war so überzeugend, wie sie es versprochen hatte. Fast hätte Rafe es selbst geglaubt, daß sie beide in eine stürmische Affäre verwickelt waren. Das korallenro-te Kleid liebkoste ihrer Figur so entzückend, daß er es dem Kleidungsstück am liebsten gleichgetan hätte. Immer wenn ihre lachenden Augen seinen Blick einfingen, wenn sie sich an ihn kuschelte, dann war er versucht, ihr zuzumurmeln, sie sollten sich schnellstens einen stillen Ort suchen. So etwas hätte er jeder Frau vorgeschlagen, die sein Blut so zum Brodeln brachte wie sie. Mehr als einmal mußte er sich in Erinnerung rufen, daß sie nur Theater spielten.
    Als er in dem Versuch, sich abzukühlen, seinen Blick von ihr riß, stellte er fest, daß Maggie ihn mit Methode durch den Saal dirigierte. Wenn sie auch oft stehenblieb, um Rafe jemandem vorzustellen, so näherten sie sich doch unaufhaltsam einem großen Mann in einer preußischen Uniform.
    Der Oberst stand reglos da, schweigend, den Rücken an die Wand gelehnt. Sein blondes Haar war so hell, daß es im Kerzenschein fast weiß wirkte. Er hätte sehr attraktiv gewirkt, wenn sein Gesicht nicht seine Verachtung für die Leute um ihn herum widergespiegelt hätte. Gelegentlich nickte er einer Person zu, machte jedoch keinen Versuch, sich unter die unbekümmerten, fröhlichen Menschen zu mischen.
    »Ist das von Fehrenbach?« fragte Rafe ruhig.
    »Ja.« Als sie ihm ihr Gesicht bei der Antwort zuwandte, hätten sich ihre Lippen fast getroffen, und sie zuckte zu-rück.
    Rafe ignorierte die kurze, vielsagende Reaktion und fragte: »Kennst du ihn?«
    »Nicht wirklich. Ich wurde ihm einmal vorgestellt, aber er meidet die meisten gesellschaftlichen Ereignisse. Er wäre auch heute nicht hier, wenn dieser Empfang nicht zu Ehren Marschall Blüchers gegeben würde.«
    Schließlich waren sie nah genug. Maggie setzte eine strahlende Miene auf und stürzte sich förmlich auf ihn.
    »Oberst von Fehrenbach! Wie schön, Sie wiederzusehen!«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen und fügte hinzu: »Ich bin die Gräfin Janos. Wir haben uns bei der letzten russischen Truppenparade kennengelernt, wenn Sie sich erinnern.«
    Der Oberst sah nicht so aus, als würde er sich erinnern, aber er neigte sich höflich über ihre Hand. Als er sich wieder aufrichtete und sein Blick auf den freizügigen Ausschnitt fiel, taute er ein wenig auf. Rafe registrierte froh, daß auch dieser Oberst ein Mensch war.
    Maggie stellte ihren Begleiter vor, und der Preuße deutete eine kurze und steife Verbeugung an. Rafe schauderte innerlich zusammen, als er in von Fehrenbachs blaßblaue Augen blickte. Der Oberst wirkte, als wäre er in die Hölle gegangen und nicht den ganzen Weg zurückgekehrt.
    Maggie blickte durch den Raum zu Blücher hinüber.
    »Was muß es für ein Privileg sein, dem Feldmarschall dienen zu dürfen. Einen wie ihn wird es niemals mehr geben.«
    Von Fehrenbach nickte ernsthaft. »Das ist wahr. Er ist der tapferste und ehrenhafteste aller Männer.«
    Ungekünstelt fuhr Maggie fort. »Was für eine Schande, daß die Leute seine Rolle bei Waterloo nicht richtig zu schätzen wissen. Bei aller Brillanz Wellingtons: Was wäre wohl geschehen, wenn Marschall Blücher nicht

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