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Wie Liebe Heilt

Wie Liebe Heilt

Titel: Wie Liebe Heilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Selhub
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wissen wir nicht, was das Ich ist. Das erfahren wir ausschließlich durch andere Menschen, aus der Art und Weise, wie sie mit uns umgehen.
    Wir lernen, dass wir etwas wert sind, wenn sie uns mit Güte und Respekt behandeln. Wir lernen, dass wir etwas gut können, wenn uns jemand auf die Schulter klopft, nachdem wir etwas gut gemacht haben. Wir lernen etwas über Selbstvergebung und Selbstbejahung, indem wir anderen vergeben und sie bejahen. Wir lernen, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind, wenn wir Zeit mit Freunden und geliebten Menschen verbringen, die uns daran erinnern, dass wir nicht allein sind. Wir gewinnen an Kraft und fühlen uns intensiver verbunden, wenn wir uns um andere kümmern und ihnen helfen.
    Vor allem aber gewährt uns soziale Liebe Zuwendung – gehalten und umarmt zu werden, sanfte, liebevolle Berührungen –, was eine große Rolle spielt, will man die Angstreaktion unter Kontrolle halten. Wenn Sie Ihre Angstreaktion in Schach halten können, dann ist Ihre Liebesreaktion in der Lage, Schmerz und Grenzen zu überwinden, und stützt und stärkt Sie auf allen Ebenen.
Gloria: Angst vor Zuneigung
Gloria, eine attraktive Frau Mitte dreißig, kam in meine Sprechstunde und klagte über Rückenschmerzen, Kraftlosigkeit und fühlte sich von emotionalen Problemen ausgelaugt. Sie lebte allein und befürchtete, zu einer engen Beziehung nicht fähig zu sein; dafür gab sie ihrem Übergewicht die Schuld. Ihr Körper verunsicherte sie, sie glaubte, niemand wolle mit ihr zusammen sein, von körperlichem Kontakt ganz zu schweigen. Sie fühlte sich oft unsicher und unwohl, sowohl in ihrem Körper als auch in ihrem Umfeld.
In solchen Phasen hatte sie das Gefühl, zu ernst und zu verschlossen zu sein; sie konnte dann nicht auf andere zugehen und ließ auch keinen an sich heran. Sie erzählte, dass sie nur selten zuließ, dass jemand sie berührte, auch nicht die Familie, und sie sorgte sich, dass sie niemals einen zuverlässigen Partner finden, heiraten und eine eigene Familie haben würde.
Ich befragte Gloria zu ihrer Kindheit. Sie erzählte mir, sie sei in einer männlich dominierten Familie aufgewachsen. Ihr Vater war eine wunderbare, starke Persönlichkeit und hatte immer das letzte, entscheidende Wort. Er hatte immer recht, und alle anderen, einschließlich ihrer Mutter, lagen immer falsch. Sie gab zu, dass sie vor ihm Angst hatte und deshalb immer zurückwich, wenn er sie umarmen wollte. Dazu kam, dass ihre Mutter ihre Gefühle nicht offen zeigte. Sie umarmte Gloria nicht, sagte ihr nicht, dass sie sie liebe, stattdessen hatte sie immer etwas an ihr auszusetzen.
Einerseits, so Gloria, war es wunderbar zu wissen, dass ihr Vater sie unterstützte. Andererseits hatte sie ständig Angst, dass sie etwas falsch machen könnte. Daher lernte sie, sich von seiner Anerkennung und seiner Bestätigung abhängig zu machen, statt an sich selbst zu glauben. Und obwohl sie sich nach seiner Anerkennung sehnte, hörte sie nie richtig zu, wenn ihr Vater ihr etwas sagte. Sie stritten ständig, wie zwei Stiere, die mit gesenkten Köpfen aufeinander losgingen, weil jeder beweisen wollte, dass er stärker und besser und im Recht sei.
Für Gloria schien es klar, dass sie ihre Ansichten heftig äußern musste, wenn sie gewinnen, recht haben, besser sein wollte – so wie sie es von ihrem Vater kannte. Um Erfolg zu haben, schien ihr, musste sie männliche Eigenschaften zeigen, denn ihre Mutter »gewann« niemals. Gloria entwickelte eine verzerrte Vorstellung davon, was es hieß, eine starke Frau zu sein, und was es bedeutete, eine gleichberechtigte Beziehung zu einem Mann zu haben. Da sie nie erlebt hatte, dass ihre Mutter liebevoll ihre Gefühle zeigte, kam sie zu dem Schluss, dass Umarmungen und jede andere Form von liebevoller Berührung unnötig waren. Ebenso entwickelte sie die Überzeugung, dass sie, um in einer männlich dominierten Welt erfolgreich zu sein, ihr Herz panzern musste und keinen hereinlassen durfte. Das wiederum führte dazu, dass sie sich isoliert und einsam fühlte. Um diese negativen Gefühle zu kompensieren, aß sie – und zwar eine ganze Menge.
Beim Erzählen ihrer Geschichte wurde Gloria selbst klar, dass in ihrer Kindheit die Zuneigung gefehlt hatte. Obwohl ihre Eltern sie liebten und sich um sie kümmerten, hatten sie es versäumt, ihr diese Liebe durch Zuwendung und liebevolle Gesten zu zeigen. Sie hatten ihr auch nicht das Gefühl gegeben, eine liebenswerte Person zu sein, die so, wie sie war,

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