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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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in ihrem Ausgehstaat
beigewohnt und so herrschaftlich ausgesehen wie die Zuchtpferde, die zu
bewundern und zu kaufen sie gekommen waren. Der Anblick der festlichen Menschen
und der eleganten, mit silbernen Quasten verzierten Rösser vermittelte Holly
das Gefühl, sie sei in eine Märchenwelt eingetaucht, wo sich verzauberte
Geschöpfe ein Stelldichein gaben.
    Holly war von der Verwandlung der
Ranch sehr angetan. Ihr Blick wanderte über den Hof, dorthin, wo die Auktion
stattfand. Die erhöhten Bretter nahmen sich wie eine Bühne aus, die bis auf die
Spotlichter vollkommen im Dunkeln lag. Innerhalb des Lichtzirkels spazierte ein
muskulöser, geschmeidiger Hengst umher, der lediglich einen feingeflochtenen Seidenzügel
um den Hals trug. Jede Bewegung des Hengstes ließ die silbernen Quasten an seinem
Zaumzeug erzittern und warf blinkende Schatten.
    »Was für ein außergewöhnliches
Pferd«, bemerkte Holly. Beth folgte ihrem Blick.
    »Das ist Night Dancer«, sagte Beth.
»Der Bräutigam von Shadow Dancer. Deswegen war Linc auch wegen des Fohlens so
besorgt.«
    »Dieses Prachtexemplar wollt ihr
doch nicht etwa versteigern?«
    Beth mußte über Hollys Vermutung
lachen.
    »Aber nein«, erwiderte sie stolz.
»Wir führen nur den besten Araberhengst der gesamten Gegend vor. Das macht Linc
am Ende jeder unserer Auktionen.«
    Hollys Blick verweilte noch eine
Weile lang auf der erleuchteten Bühne. Ihre Aufmerksamkeit jedoch galt jetzt
nicht mehr dem edlen Tier. Sie beobachtete den großgewachsenen Mann im
Schatten, der die seidene Leine des Hengstes in der Hand hielt.
    Aus der Entfernung konnte sie sein
Gesicht nicht erkennen. Lediglich die Routine, mit welcher er den Bewegungen
des Hengstes folgte, ließen auf Linc schließen.
    »Er ist wirklich eindrucksvoll,
nicht wahr?« fragte Beth. »Ja.« Sie lächelte und fügte zwinkernd hinzu: »Das
sind sie alle beide.«
    Kichernd hob Beth ihren langen Rock
und schritt auf den Pavillon zu. Holly folgte ihr. Sie raffte die fließende,
dunkle Seide in ihren Händen, damit der Saum nicht im feuchten Gras schleifte.
    Linc hatte weder seine Schwester
noch Holly gesehen, als die beiden zum Tanzpavillon gingen, da er das
wertvollste Tier der Ranch bereits wieder zurück in den Stall führte.
    Holly und Beth mischten sich unter
das schillernde Publikum. Die Band hatte sich an einem Ende aufgebaut, die Bar
und das Buffet befanden sich am anderen; dazwischen hatte man Tische und Stühle
zu Gruppen zusammengestellt. Plötzlich schüttelte Beth Holly am Arm und
versuchte sie auf die linke Seite des Zeltes zu drängen.
    Holly warf
Lincs Schwester einen erstaunten Blick zu. »Schnell«, flüsterte Beth. »Ich habe
gerade Cyancali entdeckt.«
    »Cyancali

    »Ja, da
drüben.«
    Holly hielt kurz inne, um an Beth
vorbei in die gezeigte Richtung zu blicken.
    Auf der anderen Seite des Saales und
von mehreren Männern umgeben stand eine kleine Blondine. Sie trug ein enganliegendes,
langes, rotes Schlauchkleid. Es war vorne tief ausgeschnitten, hatte auf der
einen Seite bis zum Oberschenkel einen Schlitz und war über und über mit
dunkelroten Pailletten besetzt.
    »Ach«,
gluckste Holly. »Du meinst Cyn. Cyancali, ja?«
    »Hast du denn einen besseren
Namen?«
    »Ich hätte schon noch ein paar
Vorschläge. Aber du bist zu jung, um sie zu hören.«
    Beth lächelte. »Ich wette, die sind
mir auch schon eingefallen.«
    Klugerweise
hielt sich Holly zurück und schwieg.
    »Laß uns hingehen!« Beth trippelte
ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Ich kann es kaum abwarten zu
erleben, wie sie reagiert.«
    »Gib Cyn noch ein klein wenig Zeit.
Man muß ihr ja den Abend nicht gleich von Anfang an verderben.«
    »Warum nicht? Sie hat mir ebenfalls
ziemlich viele Abende verdorben.«
    Holly
verdrehte die Augen.
    »Langsam, langsam, meine Liebe«,
bremste sie Beth' Übermut. »Laß mich das mal auf meine Art erledigen.«
    »Und die
wäre?«
    »Kaltblütig.«
    Beth atmete tief ein und wollte
unbedingt Hollys Gesichtsausdruck studieren. Diese aber hatte sich bereits
abgewandt und schaute auf die Menschenmenge, die sich unter dem bunten Dach
des Zeltes versammelt hatte.
    »Also gut«, sagte Beth. »Ich warte.«
    Dennoch warf sie Cyn in ihrem
paillettenbesetzten Prunckleid recht giftige Blicke zu. Die Frau strahlte jene
Reizsignale aus, die jeden Mann in ihrem Umkreis auf sie aufmerksam machte.
    Ihre Erscheinung ließ in Beth ein
nagendes Gefühl der Unscheinbarkeit aufsteigen.
    »Und jetzt?« seufzte

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