Wie Tau im Wuestensand
geworden war, gab Holly Beth ein Zeichen und zog sich geschickt zurück.
Beth flüsterte aufgeregt: »Cyn ist
dort drüben beim Käsekuchen.«
»Kann man
nur hoffen, daß er nicht Soße wird!«
Beth
kicherte. »Komm schon, laß uns zu ihr gehen.«
»Noch nicht. Es gibt so viele
Menschen, die ich vorher kennenlernen möchte.«
Beth
stöhnte.
»Nun mach nicht so ein enttäuschtes
Gesicht.« Holly hakte sich bei ihr unter. »Ich treffe eben gerne neue
Gesichter.«
»Aber dein Geplauder mit alten
Ehepaaren wird Cyn mitnichten zusetzen«, bemerkte Beth kritisch.
»Dann paß
jetzt mal gut auf.«
»Als ob mir
etwas anderes übrigbliebe«, schmollte Beth. Holly blickte sich um. Sie bemerkte
ein junges Paar, das einsam und etwas unsicher am Rande der
Tanzfläche stand. »Kennst du sie?« fragte Holly.
Beth
knurrte: »Ich kenne sie alle.«
»Dann stell
mich ihnen vor.«
Pflichtbewußt begleitete sie die
große Freundin zu den beiden.
Holly lockte das junge Paar rasch
aus seiner Reserve. Schon bald gesellten sich auch andere Männer und Frauen,
die alleine gestanden hatten, zu ihnen.
Die Unterhaltung spannte den Bogen
von Pferden über Politik weiter zu den Widrigkeiten des Skifahrens bis hin zum Wandern per Mountainbike. Wieder war
Holly der Mittelpunkt eines lebhaften Kreises. Und auch hier zog ihr echtes Interesse
an anderen Menschen mehr als ihre Schönheit an.
Als die Gruppe so groß geworden war,
daß sie keine zentrale Person mehr benötigte, entfernte sich Holly vorher.
Beth führte sie in eine andere Ecke
und lächelte dabei zufrieden wie eine Katze, die Sahne genascht hatte.
»Langsam begreife ich«, meinte sie.
»Wirklich?«
»Mindestens zwei Männer haben Cyns
Gruppe verlassen, um sich zu uns zu gesellen.«
Holly blickte sich im Raum um.
Von Linc fehlte immer noch jede
Spur.
Sie hatte gehofft, daß er zum
Pavillon käme und sähe, wie sie sich mit allen anfreundete, und daß er sich
dann über ihre Shannon-Erscheinung nicht mehr so aufregte. Aber wohin Holly
auch blickte, sie konnte keinen Mann entdecken, der Linc auch nur von weitem
ähnelte.
Ich werde wohl das Pech haben, daß
er nicht eher hier aufkreuzen wird, bis wir die feschen alleinstehenden Männer
von Cyn weggelotst haben, dachte
sie unglücklich.
Holly verzog das Gesicht. Sie machte
gerne neue Bekanntschaften, war aber ungern Mittelpunkt.
Dennoch hatte sie durch ihre Arbeit
bei Royce Design beides recht gut gelernt.
Ich zögere es einfach ein wenig
hinaus, sprach sie
sich Mut zu. Und dann tue ich, was getan werden muß.
Nachdem Holly zwei weitere Gruppen
um sich geschart und wieder verlassen hatte, war Linc immer noch nicht aufgetaucht.
Schlimmer sogar, langsam wurde es schwierig, neue Leute zu finden.
Holly konnte keine zehn Schritte
gehen, ohne nicht zum Tanz aufgefordert zu werden. Ihr Ziel, die Menschen in
Lincs Umkreis näher kennenzulernen, hatte sie voll und ganz er reicht. Und es
hatte ihr ebensoviel Spaß gemacht wie ihnen, die sich in ihrer Gesellschaft
wohl fühlten. Nur Linc hatte davon nichts mitbekommen.
»Also dann«, raunte sie Beth zu.
»Bringen wir es hinter uns.«
»Cyn?«
»Cyn.«
»Super. Sie
steht immer noch beim Käsekuchen!«
Gemeinsam gingen sie auf die Dame
zu. Für die kurze Strecke benötigten sie ungefähr zehn Minuten, weil Holly
ständig Tanzaufforderungen oder Gesprächsangebote höflich zurückweisen mußte.
»Holly unterbreitete Beth ihren
Plan. »Könntest du sie bitte etwas ablenken! Ich werde dann von hinten an sie
herantreten.«
»Sie
ablenken? Wie denn?«
Holly lächelte. »Erinnerst du dich,
was du im Spiegel sahst?«
Beth
nickte.
»Zwei von den Männern sind offenbar
nicht viel älter als du«, stellte Holly fest.
Beth sah
sie überrascht an.
»Kennst du
sie nicht?« Holly wartete.
»Doch, aber
was soll ich denn tun?« fragte Beth ratlos. »Gefällt dir einer von ihnen?«
»Klar. Jim ist ein netter Kerl.
Obwohl er erst neunzehn ist, ist er – abgesehen von Linc natürlich – einer der
besten Züchter hier im Tal.«
»Dann sage
ihm das doch.«
Beth
blinzelte und knabberte an ihrer Unterlippe.
»Nun mach schon«, schob Holly sie
vorwärts. »Keiner wird dich beißen, nur weil du ehrlich bist. Außer Cyn,
natürlich. Bei ihr ist Ehrlichkeit für die Katz. Ignoriere sie einfach!«
Holly beobachtete, wie Beth langsam
auf Cyn zuging. Als sie wenige Meter vor ihr stand, hob
sie ihr Kinn und straffte die Schultern.
Cyns Verwunderung war nicht zu
übersehen, als sie Beth
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