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Wiedersehen in Virgin River

Wiedersehen in Virgin River

Titel: Wiedersehen in Virgin River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Carr
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im Angeln. Die drei zu sehen, Seite an Seite, wenn ihre Leinen sich in perfekten S-Kurven in die Luft hoben, die Fliegen dann mit einer solchen Anmut und Finesse auf dem Fluss landeten und sie ihren Fang einholten. Es war wie ein Ballett.
    Früher war Mike selbst einmal ein verdammt guter Angler gewesen. Viele Dinge hatte er ziemlich gut gekonnt.
    In einer solchen Stimmung erschien Mike eines Tages etwas später als sonst in Jacks Bar. Es waren nur ein paar Angler dort, die ihr spätes Mahl an einem Tisch beim Feuer einnahmen. Als Preacher nach der Gutenachtgeschichte wieder nach unten kam, saß Mike am Tresen. Jack verabschiedete sich und überließ es Preacher abzuschließen. Mike bat um einen weiteren Drink. Dann begann er zu murren, wie frustriert er war, mit seinem Arm, den Schmerzen, seiner Unbeholfenheit. Und noch ein paar anderen Dingen.
    Preacher goss sich seinen üblichen Schuss Whiskey zum Tagesabschluss ein, blieb hinter dem Tresen und hörte zu, wie Mike sich beklagte. Dabei nickte er von Zeit zu Zeit und sagte: „Ja, Kumpel. Ja.“
    „Ich kriege die Knarre nicht hoch, ich kriege eine Menge Dinge nicht hoch. Kennst du eigentlich die wahre Bedeutung von ‚Schlappschwanz ‘ ?“, fragte Mike missmutig. Preacher zog die Augenbrauen hoch, und Mike sah ihm mit glasigen Augen von unten ins Gesicht. „So ist es. Mit dem alten Jungen ist’s aus und vorbei. Genauso gut hätte er ihn mir wegschießen können …“
    Preacher hob sein Glas. „Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der es fertigbringt, sich zu beklagen, dass er ein paar Wochen lang keinen Sex mehr hatte, weil er im Koma lag. Schätze, du hast dir vorgestellt, auch bewusstlos noch eine Frau flachlegen zu können …“
    „Das stellst du dir so vor“, lallte Mike. „Sehe ich etwa aus, als wäre ich jetzt bewusstlos?“
    „Hey Mann, hier gibt es nicht besonders viele Frauen in der Gegend. Gut möglich, dass du einmal eine Zeit lang ohne sie auskommen musst …“
    „Wenn du morgens aufwachst, Preacher, was siehst du? Ein hübsches Zelt, hm? Ich sehe nur … das … das weite Flachland.“
    Preacher runzelte die Stirn. „Hast du heute Abend eine Schmerztablette genommen, Mike?“ Keine Antwort. „Mike? Hattest du heute Abend eine Schmerztablette?“
    „Weiß nicht.“
    „Hmm. Bleib sitzen. Rühr dich nicht vom Fleck. Bin gleich wieder da.“
    Stillsitzen? Vage ging Mike durch den Kopf, dass Bewegung ja wohl kaum eine Alternative war. Wahrscheinlich hatte er nicht einmal bemerkt, dass Preacher weg gewesen war, als der auch schon wieder zurückkam. Noch immer starrte er in sein Getränk und brabbelte auf dem Tresen zusammengesackt vor sich hin. Und als Jack ihm beim Aufstehen half, war anscheinend überhaupt keine Zeit vergangen.
    „Komm mit, Mike. So ist’s gut. Vergiss den Stock, stütz dich einfach auf mich.“
    „Was…“
    „Ja, heute Nacht wirst du gut schlafen, das steht fest“, sagte Jack.
    Preacher hielt die Tür auf, während Jack Mike über die Schwelle half. „Es könnte auch mehr als eine Pille gewesen sein, Jack. Ich hatte ihn gefragt, ob er eine Schmerztablette genommen hat, und er wusste es nicht.“
    „Weißt du, wie viele Drinks es waren?“
    „Mehr als sein übliches Limit, das ist mal sicher“, sagte Preacher. „Zwei, vielleicht drei.“
    „Ich habe ihm zwei gegeben“, erinnerte sich Jack, während Mike schlaff an ihm hing.
    „Ich einen“, sagte Preacher. „Sprich mit Mel. Sie wird wissen, ob das etwas ist, worüber man sich Sorgen machen muss.“
    „Ja, okay. Danke für den Anruf. Ich übernehm die Sache.“
    Am nächsten Morgen erschien Mike nicht zum Frühstück in der Bar, aber gegen Nachmittag, kurz vor seiner Verabredung mit Mel, tauchte er auf und wirkte ziemlich kleinlaut. Er hatte Preacher angerufen und darum gebeten, ihn mit dem Auto abzuholen, da sein Geländewagen im Ort auf ihn wartete.
    „Wie hast du geschlafen?“, fragte Preacher, als Mike vorsichtig in seinen Truck stieg.
    „Wahrscheinlich gut“, antwortete Mike. „Ich kann es dir nicht sagen.“
    „Du musst bei diesen Schmerztabletten mit Alkohol vorsichtig sein. Ich denke, du hattest vielleicht zwei Pillen eingenommen, dann ein paar Drinks und warst gleich darauf völlig gaga.“
    „Ja, möglich wär’s. Manchmal ist es einfach schrecklich …“
    „Und dann ist da noch die Depression“, fuhr Preacher fort. „Nach einer größeren Operation sind Depressionen ziemlich normal, wusstest du das? Vor allem bei Herzoperationen

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