Wilde Pferde in Gefahr
feiern, sondern auch die Erlaubnis, dass Donna bei den Johnstons bleiben durfte. »Eigentlich sollten wir die Ranch in ›Triple-Lazy-Heart-Ranch‹ umbenennen«, sagte Charlie und vergaß Peggy, die lachend protestierte: »Und was ist mit mir?«
Nachdem sich die Aufregung dieser Tage gelegt hatte, richtete sich die Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Rodeo in Las Vegas. Lura Tularski schrieb einen neuen Artikel mit der Überschrift »Das Duell der Cowgirls« und den Zeilen: »Peggy Corbett kneift nicht! Die tapfere Rodeo-Reiterin, die entscheidenden Anteil daran hat, dass Wild Horse Annie den Schutz der Mustangs in Washington durchsetzen konnte, tritt beim großen Rodeo in Las Vegas gegen ihre erbitterte Konkurrentin aus Texas an. Am Samstag wird sich zeigen, ob Dixie Malone sich auch weiterhin das ›schnellste Cowgirl des Rodeos‹ nennen darf. Peggy ist die einzige Reiterin, die ihr bisher gefährlich wurde und beim Rodeo in Reno nur vier Zehntelsekunden langsamer war. Die nächsten Rodeos verpasste sie wegen ihrer aufopfernden Arbeit für Wild Horse Annie. Die Texanerin, mit ihrer weißen Stute Bluebonnet bisher ungeschlagen, legte ihr das Fernbleiben als Feigheit aus und tönt auch jetzt: »Gegen eine Texanerin hat niemand eine Chance!«
Peggy hatte die letzten Tage vor ihrer Abreise nach Las Vegas unermüdlich trainiert. Charlie und Jerry Red Legs, der aus den Bergen gekommen war und zwei Tage auf der Double-Lazy-Heart verbracht hatte, waren bei ihr und verrieten ihr noch einige Tricks, die sie von ihren Vorfahren gelernt hatten. »Versprich ihm, dass du seine Mähne mit dem Skalp der Texanerin verzieren wirst«, sagte Jerry Red Legs. Natürlich grinste er dabei,genau wie Charlie, der ihr ein indianisches Schimpfwort verriet, das sie ihm vor dem Start zuflüstern sollte.
»Du gewinnst!«, sagte Donna, als sie nach Las Vegas unterwegs waren. Peggy nahm das Mädchen in ihrem Pick-up mit, und sie würde auch bei ihr schlafen. Charlie hatte einen Campingauflieger für sie aufgetrieben und ihn auf die Ladefläche ihres kleinen Lasters montiert. Charlie und Annie fuhren in ihrem eigenen Pick-up und nahmen den Pferdeanhänger mit Dusty mit. Sie bildeten einen kleinen Konvoi, Peggy und Donna vornweg, Annie und Charlie dahinter. Alle hatten blendende Laune, nur Peggy war angespannt und nervös. Sie wusste nur zu genau, was für einen guten Tag sie erwischen musste, um Dixie schlagen zu können.
Sie erreichten Las Vegas am späten Freitagnachmittag. Die bunten Neonlichter am Strip brannten schon, und Peggy und Donna blickten staunend an den glitzernden Fassaden des Golden Nugget und Flamingo empor. »Wow!«, rief Donna mit großen Augen. »Haben die aber viele bunte Lichter! Sind das alles Hotels?«
»Hotels und Casinos«, erklärte Peggy. »Da spielen die Erwachsenen um viel Geld. Karten und Würfeln und so was. Aber wir dürfen da nicht rein. Erst mit einundzwanzig. Und selbst dann lasse ich es sein, ich würde doch nur verlieren.«
»Wozu auch? Du holst dir den Jackpot beim Rodeo!«
Auf den Rodeo Grounds am Stadtrand war bereits einiges los. Von der Hauptstraße lenkte ein Teilnehmernach dem anderen sein Gespann auf das Gelände um die eingezäunte Arena und folgte den Anweisungen der Helfer, die um diese Zeit besonders viel zu tun hatten. Die Betreiber von Imbissbuden und Verkaufsständen parkten ihre Wohnwagen oder bauten Zelte auf, aus den Koppeln drang das Wiehern der Pferde herüber, auf denen sich die Wildpferdreiter beweisen mussten. In der Koppel daneben erweckten die mächtigen Bullen den Eindruck, schläfrig und harmlos zu sein. Ein Irrglaube, wie Peggy wusste. Sobald man die mächtigen Tiere in die Arena ließ, würden sie den Cowboys ordentlich zu schaffen machen.
Peggy erwischte einen Platz nahe bei den Koppeln und erkannte Dixie Malone schon aus der Ferne. Mit ihren langen blonden Haaren, ihrem perfekten Make-up und in ihrer maßgeschneiderten Cowgirl-Kleidung sah sie wie immer hinreißend aus, das musste ihr der Neid lassen, dagegen wirkte Peggy in ihren hochgerollten Dungarees, der gemusterten Bluse und mit ihrem locker gebundenen Pferdeschwanz wie eine einfache Farmerstochter. Die Zügel von Dixies Pferd hielt ein junger Mann, der ebenso elegant gekleidet war wie sie und einen leuchtend weißen Cowboyhut über seine kurz geschorenen Haare gestülpt hatte. An seinem Gürtel funkelte eine Schnalle aus echtem Silber. Alex Sweeney, Dixies Verlobter, auch das hatte in den Zeitungen gestanden,
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