Wildes Begehren
und die Hand, mit der sie das Silbertablett hielt, zitterte leicht.
Rio machte ihnen ein Zeichen, weiter ins Haus zu gehen, in eins der Zimmer, die Conner für sicher hielt. Es hatte mehrere Ausgänge und einen offeneren Grundriss. Philip folgte ihnen und erzählte dabei von dem so dringend benötigten, gerade im Bau befindlichen neuen Hotel, und von den Arbeitsplätzen, den Vorteilen und all den touristischen Möglichkeiten, die es mit sich brachte. Marcos hörte aufmerksam zu und gab höfliche Kommentare, während Conner sich im Hintergrund hielt, denn er wusste, dass er so geheimnisvoller und gefährlicher wirkte, wenn Imeldas Sicherheitsleute sich die Aufzeichnungen der Kameras ansahen, ehe sie ihr erlaubten, ins Zimmer zu gehen.
Conner hatte Imeldas Steckbrief sorgfältig studiert, so wie er es bei jeder Zielperson machte. Sie mochte starke, dominante Männer, die sie überraschten und ein wenig einschüchterten,
die sie aber leicht wieder loswurde, wenn sie sie leid war. Elijah hatte zwar das entsprechende Charisma und die Ausstrahlung, aber zu viel Macht. In dem Fall käme sie nicht in Versuchung, da war Conner sich ziemlich sicher.
Isabeau schlenderte durchs Zimmer und blieb vor einem Schaukasten stehen. Hinter einer großen Glasscheibe waren Peitschen, Flogger, Stöcke und verschiedene andere Folterinstrumente ausgestellt. Philip trat von hinten an sie heran. Zu nah für ihren Geschmack. »Interessiert Sie das?«
Ein wenig verächtlich sah sie ihn über die Schulter hinweg an. »Kaum. Ich vergnüge mich lieber auf andere Weise.«
»Vielleicht kann ich Sie dazu bringen, Ihre Meinung zu ändern. Eine Mischung aus Lust und Schmerz hat oft eine erstaunliche Wirkung.«
Isabeau lüpfte eine Braue. Sie hatte nur Minuten, um sich über Philip Sobre eine Meinung zu bilden, doch sie bezweifelte, dass sie länger brauchte. Elijahs Part war es, den überbesorgten Cousin zu spielen, während sie sich – geschmeichelt wie gelangweilt – möglichst verführerisch geben sollte. Angeblich war Sobre über mehrere Monate in Imeldas Haus ein gerngesehener Gast gewesen. Im Moment schienen seine Besuche allerdings weniger häufig zu sein. Isabeau vermutete, dass Philip und Imelda eine gemeinsame Vorliebe hatten, nämlich Spaß daran, andere zu quälen.
»Auf den, der den Schmerz zufügt, oder auf den, der ihn aushält?«, fragte sie mit einem kleinen Lächeln, das geheimnisvoll und milde interessiert wirken sollte. »Ich schätze, ich wäre lieber die Aktive.« Ihre Katze regte sich, es gefiel ihr nicht, dass dieser Mann mit den gierigen Augen so nah
herangekommen war und sein Pfefferminzatem sie an der Schulter streifte. Isabeaus Haut begann zu prickeln, und sie hatte das Gefühl, als wüchsen ihr ganz langsam Krallen.
»Da bin ich mit Ihnen einer Meinung. Es ist großartig zu sehen, wie die Peitschenschnüre ins Fleisch schneiden.« Philip holte tief Luft; der Moschusgeruch, der von ihm ausging, verriet Isabeau, dass er erregt war. »Die Peitsche so zu führen, dass der Schlag perfekt sitzt, ist eine Form der Kunst.«
»Eine, die Sie studiert haben?« Isabeau drehte sich zu ihm um, lehnte sich an die Wand und musterte ihn über das Glas Wein hinweg, das sie zu trinken vorgab. Philip Sobre war ein Sadist. Der Gedanke, einen hilflosen Menschen mit der Peitsche zu züchtigen, erregte ihn. Über Imelda Cortez kursierten ähnliche Gerüchte. Ihre Grausamkeit war ebenso legendär wie die ihres Vaters vor ihr. Das machte die beiden natürlich füreinander anziehend. Und Philip war in einer Position, die es ihm erlaubte, ständig neue Opfer für die Spielchen mit Imelda aufzutreiben.
»Aber natürlich«, erwiderte Philip. »Ausgiebig sogar.« Sein Blick war so anzüglich und lüstern, dass Isabeaus Magen rebellierte.
Sie hatte einen Großteil ihres Lebens in den Tropen verbracht und wusste, dass der Unterschied zwischen arm und reich dort enorm groß war. Die Gluthitze des Dschungels brachte in vielen Menschen das Schlimmste zum Vorschein, und die Distanz zur Zivilisation zog häufig verkommene Subjekte an, die glaubten, sie stünden über dem Gesetz und könnten tun, was sie wollten. Solche Leute meinten, die Eingeborenen seien Menschen zweiter Klasse, und wenn ein paar von ihnen verschwanden, merke es keiner. Dieser
Einstellung begegnete sie nicht zum ersten Mal, doch Philip zeigte sie besonders unverfroren.
Obwohl Isabeau weiterlächelte, war sie dankbar, als Elijah zu ihr herüberkam und sie beim Arm nahm. Anscheinend
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