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Wind des Südens

Titel: Wind des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bei Ingleby und sog jedes Wort in sich auf.
            »Wo ist Mrs. Horwood?«, fragte er und zerrte an Toms Arm.
            »Weiß ich nicht.«
            »Doch, du weißt es«, drang Mal in ihn. »Wo ist sie?«
            »Sie war in Jakes Boot.«
            »Mit der Chinesin?«
            »Ja. Im Wasser sind Haie, Dutzende!« Tom fing an zu schreien. »Rettet mich! Ich schaff’s nicht bis zum Boot! Kommt zurück! Pass auf, Junge, hinter dir! O Gott, rettet mich!«
            »Du bist gerettet«, sagte Mal trocken und trat beiseite, damit der Kapitän, der zurückgekommen war, Salbe gegen den Sonnenbrand auftragen konnte.
            »Armer Kerl«, sagte Loveridge. »Er hat Schreckliches durchgemacht.«
            Er gab Tom Wasser zu trinken. »Es besteht kein Zweifel, dass diese Schufte Jake und Tom ebenfalls entführt haben … genauso wie die Frauen. Offenbar ist das Rettungsboot gekentert, und ein paar Matrosen haben es in der Dunkelheit wieder aufgerichtet und sind dann einfach fortgerudert, ohne sich um Überlebende zu kümmern. Typisch. Verbrecher, die ganze Bande!«
            Horwood stand an der Tür. »Ich habe versucht zu schlafen, hörte dann aber diesen Lärm. Mrs. Plummer sagt, Tom wurde gerettet, und ich bin froh darüber, aber dass Sie Ihre eigene Mannschaft als Verbrecherbande bezeichnen, sagt nicht viel Gutes über Ihr Urteilsvermögen aus, Captain, und Mal ist mein Zeuge.«
            »Ich habe nichts dergleichen gehört«, sagte Willoughby, aber Loveridge beachtete Horwood gar nicht.
            »Wir sollten Tom jetzt in Ruhe schlafen lassen«, sagte der Kapitän. »Wenn er sich beruhigt hat, geht’s ihm wieder gut.«
             
            Mal übernahm die Wache, schritt rastlos an Deck auf und ab und hoffte auf ein Schiff. Dann überredete er Mr. Lewis, die nächste Schicht zu übernehmen, während er den Kapitän aufsuchte und ihn bat, ihm die Karten zu zeigen.
            »Letzte Nacht kurz vor dem Dinner habe ich gehört, wie Jake und Tom sich stritten«, sagte er zu Loveridge. »Das kam mir merkwürdig vor. Ich wusste nicht genau, worüber, denn ich verstehe nicht viel von Schiffen. Deshalb habe ich mich umgesehen. Ich habe nichts herausgefunden, auch nicht, als ich unverhofft ins Steuerhaus kam und die Offiziere fragte, was los sei. Anscheinend waren sie geteilter Meinung über unsere Entfernung vom … Moment, es ging um diese Karte hier … von dieser Stelle. Hier. Von der Mündung des Endeavour River.«
            »Warum?«, fragte Loveridge. »Zeigen Sie noch mal her.« Er studierte die Küste auf der Karte. »Ich verstehe nicht, weshalb sie sich für diese Stelle interessiert haben könnten. Da ist nichts als Dschungel.«
            »Das meinten die beiden auch. Aber sagen Sie, wo befinden wir uns jetzt?«
            »Wir sitzen etwa hier auf einem Riff fest«, sagte der Kapitän verärgert und tippte mit dem Finger auf eine Stelle in ziemlich großer Entfernung von der Küste.
            »Und wo liegt von hier aus gesehen die Mündung des Endeavour River?«
            »Ziemlich weit im Westen.«
            »Dahin wollten sie dann wohl, geführt von Ihren Offizieren.«
            Loveridge reagierte wütend. »Das ist eine Unverschämtheit! Nehmen Sie den Mund nicht so voll, Mal. Ich weiß, Sie haben zurzeit einen großen Schmerz zu verarbeiten, aber es hilft Ihnen auch nicht, wenn Sie zwei ehrenwerte Männer diffamieren, die meines Erachtens als Geiseln genommen wurden.«
            »Warum? Damit wir ihnen, ohne überhaupt ein seetüchtiges Schiff zur Verfügung zu haben, nicht hinterhersegeln können?«, fragte Mal bitter.
            Er nahm die Karte an sich, stürmte aus dem Steuerhaus und lief übers Deck, bis er Horwood fand.
            »Sehen Sie sich das an, Sir. Sehen Sie sich diese Karte mal ganz genau an.« Er breitete die Karte auf einer Segelkiste aus. »Dieser Fluss hier, der Endeavour River, haben Sie davon schon mal gehört?«
            »Ja, natürlich.«
            »Wo liegt die nächste Stadt?«
            »Weit weg, hier unten an der Trinity Bay … die Stadt heißt Cairns.«
            »Ja, das ist mir bekannt, aber dazwischen? Was gibt’s dazwischen?«
            »Nichts.«
            »Und am Endeavour River gibt es keine Stadt?«
            »Ich glaube, die Gegend wurde

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