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Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition)

Titel: Winter People - Wer die Toten weckt: Wer die Toten weckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer McMahon
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lässt, wo diese Öffnung ist, nach der wir suchen«, antwortete sie, bevor sie die Kamera ausschaltete und in Garys Rucksack verstaute. Alle bis auf Fawn trugen Rucksäcke, die sie vor dem Aufbruch rasch mit allem Nötigen beladen hatten: mit Taschenlampen und Batterien, Kerzen, Streichhölzern, einem Seil, Wasserflaschen, Müsliriegeln und ein paar Äpfeln. Candace hatte sich die Stirnlampe aufgesetzt, die sie bei der Haustür gefunden hatten und die Ruthie und ihre Mutter benutzten, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit noch Feuerholz holen wollten. Katherine trug die Fotoausrüstung, eine Taschenlampe, Kerzen und Streichhölzer, einen Teil des Wasservorrats sowie Garys altes Schweizer Taschenmesser in ihrem Rucksack.
    »Gut«, sagte Candace. »Ich bin froh, dass Sie die Kamera mitgenommen haben.«
    Und ich erst , dachte Katherine.
    War es wirklich möglich, die Toten wieder zum Leben zu erwecken?
    Sie konzentrierte sich darauf, in den Schneeschuhen vorwärtszukommen. Es war ein ungewohnter, schwerfälliger Watschelgang durch tiefen Pulverschnee. Es schneite noch immer ohne Unterlass. Alles, was Katherine hörte, war das Geräusch ihres Atems und das Keuchen, als sie die Steigung erklommen. Kein Autolärm, keine weit entfernten Sirenen oder Zugpfeifen. Es herrschte eine geradezu gespenstische Stille, alles war gedämpft wie unter einer Decke.
    Auf einmal kam ihr der Pfad entsetzlich steil vor. Sie hatten den Acker hinter sich gelassen und gingen hügelaufwärts in den Wald hinein, über eine alte, aufgelassene Obstwiese. Die Bäume waren knorrig und verwachsen, ihre Äste bogen sich unter der Last des Schnees. Katherine war, als würden die Bäume sie beobachten – eine unheimliche, in Reih und Glied stehende Armee, die ihre verkrüppelten Finger nach ihr ausstreckte.
    Du hast es fast geschafft , flüsterte Gary ihr ins Ohr.
    Er schien ihr ganz nah zu sein. Fast konnte sie ihn riechen, ihn auf der Zunge spüren. Wenige Monate zuvor, an seinem letzten Lebenstag, war er denselben Pfad hinaufgestiegen. Er war hier entlanggelaufen und hatte denselben Rucksack auf dem Rücken getragen wie sie.
    Ist es wirklich möglich, Gary? Können wir die Toten ins Leben zurückrufen?
    Seine Antwort war ein sanftes Lachen. Bist du nicht deswegen hier? , fragte er zurück.
    Und da begriff sie. Sie wusste, weshalb sie hergekommen war, weshalb das Schicksal sie an diesen Ort geführt hatte. Sie spürte, wie er sie bei der Hand nahm. Er war genau neben ihr.
    Schh , hauchte er. Hörst du das?
    Sie schloss die Augen, und in einem verborgenen Winkel ihres Geistes hörte sie die Musik, eine alte Jazz-Nummer, zu der sie einmal getanzt hatten. Sie fühlte Garys Lippen auf ihrer Wange. Sie wiegten sich gemeinsam im Takt und machten ein paar unbeholfene Tanzschritte im Schnee.
    Wir können wieder zusammen sein , sagte er. Wir können Austin zurückhaben.
    Dieser Gedanke traf sie mit der Wucht einer Kanonenkugel mitten in die Brust, so heftig und überwältigend, dass sie das Gleichgewicht verlor und in den Schnee fiel. Verzweifelt blickte sie sich nach Gary um, doch er war verschwunden.
    Sie lag auf dem Rücken und schaute in den dunklen Himmel. Die Schneeflocken wirbelten auf sie herab wie ein Regen aus Millionen von Sternen.
    Sie ließ dem Gedanken freien Lauf: wie es wäre, Gary und Austin wieder bei sich zu haben, auch wenn es nur für sieben Tage wäre. Wie sie sich zu dritt unter die Bettdecke kuscheln würden.
    »Hast du geträumt, während du weg warst?«, würde sie Austin fragen.
    »Oh ja, und ob«, würde er antworten. »Es war ein einziger langer Traum.«
    »Alles in Ordnung dahinten?«, rief Candace.
    »Ja«, antwortete sie und rappelte sich wieder auf, was mit den sperrigen Schneeschuhen sehr schwierig war. Ruthie drehte sich um, kam zu ihr zurück und streckte ihr die behandschuhte Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
    »Danke«, sagte Katherine und klopfte sich den Schnee von den durchnässten Jeans.
    »Es dauert ein bisschen, bis man sich an die Dinger gewöhnt hat«, meinte Ruthie.
    »Einen Marathon werde ich darin jedenfalls nicht so bald laufen«, gab Katherine zurück. Ruthie schenkte ihr ein angespanntes Lächeln, dann ging sie wieder nach vorn zu ihrer Schwester. Sie bückte sich und raunte Fawn etwas zu, woraufhin diese den Kopf schüttelte und ihre Puppe noch fester an sich drückte.
    Sie durchquerten die Obstwiese, und der Anstieg wurde steiler, die Bäume wurden größer und furchteinflößender.
    Sie hatte die Anleitung.

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