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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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befreiter. Sein emotionaler Zusammenbruch hatte ihm tatsächlich gut getan. Er strich sich ein paar blonde Haarsträhnen aus dem Gesicht und hielt sich dann wieder das Bild von ihm und Ben vor die Augen.
    „Noch 2 Tage“, dachte er.
    Das Foto wirkte plötzlich wieder fremd und irreal. Gerade so, als wäre es eine Fälschung oder eine längst vergangene Jugendsünde, mit der er sich in jenem Moment nicht mehr identifizieren konnte.
    Doch eines war sicher: Er musste sein Leben wieder in den Griff bekommen und Bens Auszug aus der Villa war ein guter Anfang dafür.

    * * *

    Mittlerweile war es Abend geworden. Draußen schneite es noch immer und so hatte sich eine frische, weiße Decke über den festgefrorenen Schnee gelegt. Der heftige Winter hielt nun schon recht lange an.
    Alex saß im Wintergarten und blickte nach draußen. Für eine Februarnacht war es recht hell, denn es war Vollmond. Der runde Mond war groß und leuchtete glanzvoll. Er verschaffte dem Abend eine nahezu mystische Atmosphäre und ließ Alex auf eine seltsame Art und Weise spüren, dass noch etwas Bedeutendes passieren würde.
    Er lehnte sich in seinem Korbstuhl zurück und seufzte. Eigentlich fühlte er sich noch immer miserabel, doch war das Verdrängen von Problemen eine seiner größten Künste.
    Jo war nach der Begegnung in der Küche wieder aus der Villa verschwunden. Er hatte lediglich ein paar Unterlagen geholt und sich dann wieder auf den Weg zu seinem befreundeten Architekten gemacht. Alex vermutete, dass die beiden sich nun eine edle Flasche Wein gönnten und sich in fachsprachliche Diskussionen vertieften, denn auch Jo war ein Meister im Verdrängen.
    Ben war er nur noch einmal kurz begegnet. Größtenteils hatte sich der Dunkelhaarige in sein Zimmer zurückgezogen, doch am späten Nachmittag hatte er noch ein paar Dinge in Jos Arbeitszimmer erledigt. Auf dem Weg dorthin hatten er und Alex sich getroffen. Sie hatten sich nur angesehen, aber kein einziges Wort miteinander gewechselt. Dieses Mal schien Ben wirklich wütend zu sein. Dazu hatte er auch ausreichend Gründe. Alex hatte ihn vor Jo bloßgestellt und letzten Endes sogar dafür gesorgt, dass Ben aus der Villa ziehen und sein Praktikum von nun an in Jos Büro fortführen musste.
    Bislang hatte Alex sich vieles gegenüber Ben geleistet, doch der Dunkelhaarige war ihm nie richtig böse gewesen. Dieses Mal schien der Blonde allerdings zu weit gegangen zu sein. Doch auch er hatte seine Gründe.
    Alex blickte nach draußen und begann die vielen Schneeflocken weiter zu beobachten, wie sie in schnellem Tempo an den großen Fenstern vorbeijagten. Dabei erinnerte er sich zurück an das Foto von ihm und Ben. Derjenige, der es gemacht hatte, musste hinter einer dieser Scheiben gestanden haben, bevor er auf den Auslöser gedrückt hatte. Diese Vorstellung hatte etwas Perverses. Es war ein merkwürdiger Gedanke, beim Sex mit einem Mann beobachtet worden zu sein. Doch genau diesen Gedanken verwarf Alex schnell wieder. Dann griff er in seine Hosentasche und zog den zusammengeknüllten Brief hervor.
    Wieder las er die gedruckte Zeile: „ Noch 2 Tage “
    Er seufzte auf und betrachtete das Foto ein weiteres Mal. In dem schwachen Licht des Wintergartens wirkte es recht verschwommen und war dadurch vergleichbar mit einer schwachen Erinnerung. Auf dem Bild konnte er sich selbst lediglich von hinten erkennen. Er war nackt. Einen Arm hatte er um Bens Körper geschlungen, seine andere Hand ruhte auf der von Ben an den kalten Fliesen. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie er Ben einen runtergeholt und ihn dabei verbal ausgewrungen hatte. Auch erinnerte er sich an den restlichen Sex. Er war nur kurz gewesen, aber intensiv und er hatte Spaß gebracht, wenn auch auf eine recht rabiate Art und Weise. In jenem Moment war Ben nicht mehr als das Objekt seiner Begierde gewesen, das er benutzt hatte, um sich Abhilfe zu verschaffen. Zu diesem Zeitpunkt war er sich noch nicht darüber im Klaren gewesen, was er wirklich für Ben empfand. Doch jetzt, wo er es wusste, machten viele Details der vergangenen Wochen weitaus mehr Sinn. Plötzlich konnte er verstehen, warum er Ben immer wieder auf eine spielerische Art provoziert hatte. Er hatte damit nicht mehr erreichen wollen als Aufmerksamkeit, war allerdings zu keiner normalen Konversation im Stande gewesen. Auch erinnerte er sich an einen Albtraum zurück, in welchem er Ben umgebracht und sich daraufhin nach dem Aufwachen schrecklich gefühlt hatte. Dann erinnerte

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