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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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er sich an Ben und Nick. Er hatte die beiden im Wintergarten erwischt, wie sie kurz davor gewesen waren, es miteinander zu treiben. Diese Szene hatte Alex wütend gemacht. An jenem Abend hatte er geglaubt, dass er sich ledglich belästigt von den beiden Schwulen fühlte, doch aus der heutigen Sicht wusste er, dass diese beißende Wut Eifersucht gewesen war.
    Zu guter Letzt erinnerte er sich an die Küsse im Badezimmer. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sein Körper mehr gewusst als sein Verstand. Ben hatte ihn angeturnt und er selbst hatte einen Ständer bekommen. Doch selbst diese hormonelle Reaktion hatte er sich mit sämtlichen Ausreden zu erklären versucht und das Geschehene einfach abgetan.
    Innerlich musste er auflachen vor lauter Spott über sich selbst, denn er hätte weitaus früher auf all das kommen können. Von Anfang an war Ben eine Art Spielzeug für ihn gewesen, an das er sich erst hatte gewöhnen müssen, es dann aber lieben gelernt hatte und sich nun kein Leben mehr ohne eben dieses vorstellen konnte. Außerdem war Ben längst kein Spielzeug mehr. Der Dunkelhaarige war zu einer vertrauten Person für ihn geworden, einer Art Freund. Ben wusste mittlerweile alles über seine Probleme, hatte aber nach wie vor nichts davon ausgeplaudert. Das war etwas, das Alex ihm nach wie vor sehr hoch anrechnete. Ben hatte sich stets um ihn bemüht und im Grunde sogar richtig um ihn gekämpft. Sein Verhalten war einzigartig und beeindruckte Alex. Von Beginn an hatte es etwas zwischen den beiden gegeben, das von vornerein kein frohes Ende versprochen hatte und so war es eigentlich kein Wunder, dass die ganze Sache nun derart eskalierte.
    Noch immer starrte er auf das zerknitterte Bild in seinen Händen. Dabei begann er sich erneut vor sich zu ekeln. Er hatte tatsächlich Sex mit einem Mann gehabt und empfand dies als abartig und unnormal. Zwei Männer passten seiner Meinung nach nicht zueinander. Für ihn fühlte sich das Schwulsein nicht wie irgendeine sexuelle Neigung, sondern viel mehr wie eine üble Krankheit an, weshalb er sich am liebsten Tabletten besorgen würde, die diesen Wahn wieder aus seinem Körper verbannten. Doch es gab keine Tabletten gegen Gefühle und damit auch nicht gegen das Schwulsein. Also musste er eine alternative Behandlungsmethode finden und war deshalb recht erleichtert darüber, dass Ben ab dem morgigen Tag nicht mehr länger in der Villa hausen würde. Es war ein einfaches Rezept, das seine dominante, innere Stimme ihm da ausgestellt hatte: Aus den Augen, aus dem Sinn - stumpf, aber altbewährt.
    Alex stöhnte laut auf und erhob sich aus dem Stuhl. Er ließ das Foto zurück in seine hintere Jeanstasche gleiten und schritt auf die große Fensterfassade des Wintergartens zu. Der Mond leuchtete übertrieben hell und verpasste der winterlichen Landschaft damit ihren letzten Schliff.
    Plötzlich kam ein enormes Verlangen nach Alkohol in ihm auf. Er brauchte Hilfe, um seine Gedanken weiterhin so konstant verdrängen zu können. Deshalb durchfuhr ihn nun das starke Bedürfnis nach etwas Alkoholischem, obwohl sein letzter Absturz nicht allzu lange her war. Doch der Abend im Christiansen’s hatte nur deshalb so übel geendet, weil er ihn völlig anders geplant hatte. Alex war jemand, der sich ständig Pläne machte und wenn diese nicht aufgingen, konnte er recht launisch und ungehalten werden. Den heutigen Abend konnte er jedoch lockerer nehmen, denn es stand nichts mehr an. Vielleicht war der Hang zum Alkohol einer der wenigen Affinitäten, die ihn noch heute an seine Mutter erinnerte. Auch sie hatte aus Frust und Kummer getrunken und war dabei immer weiter in sich gekehrt. Bei Alex war dies nicht anders. Er war jemand, der für sich selbst lebte und andere nicht gern an seinem Gefühlsleben teilhaben ließ. Außerdem war der Alkohol meist das erste, an das er sich wandte, wenn er sich schlecht fühlte. Dennoch wollte er sich nicht mit seiner verstorbenen Mutter vergleichen, weil es sich falsch und respektlos anfühlte. Also verbannte er die Erinnerung an sie rasch aus seinem Kopf und gab sich stattdessen seinem spontan erstellten Abendverlauf hin.
    Glücklicherweise besaß sein Vater eine hervorragende Sammlung verschiedenster Spirituosen, gut sortiert in einer edlen Glasvitrine im Wohnzimmer. Also zögerte Alex nicht länger, wandte sich vom Fenster ab und machte sich auf den Weg zum besagten Raum. Er verließ den Wintergarten und durchquerte den marmorierten Flur bis hin zum Wohnzimmer. Dort

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