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Wintermond (German Edition)

Wintermond (German Edition)

Titel: Wintermond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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angekommen öffnete er die Tür und tastete nach dem Lichtschalter. Zunächst erhellte er so den gesamten Raum. Dann schritt er zur Couch, schaltete dort eine dimmbare Stehlampe ein und die Deckenlampe daraufhin wieder aus. Jetzt wirkte das große Wohnzimmer schon gleich etwas gemütlicher. Gleich darauf ging er zu den Fenstern, weil ihn das seltsame Gefühl beschlich, möglicherweise wieder beobachtet zu werden. Deshalb zog er sicherheitshalber die cremefarbenen Vorhänge zu. Dann trat er zielstrebig auf die besagte Glasvitrine zu, in der sich sämtliche Sorten hochprozentiger Getränke befanden. Eigentlich passte die Vitrine nicht zum üblichen, eher altmodischen Mobiliar, doch Jo verstand es, Modernes mit weniger Zeitgemäßem zu mischen und seiner Einrichtung damit eine extravagante Note zu verleihen.
    Die Vitrine war rundum verglast, dazwischen silbern eloxierte Aluminiumprofile mit gerundeten Kanten und Ecken. Neben den vier Glasböden befand sich ganz unten eine weiß lackierte Holzplatte. Alex liebte dieses Möbelstück. Die Vitrine sah wertvoll und edel aus. Für ihn war sie der Inbegriff von Wohlstand und Luxus. Seit sein Vater sich diese Vitrine angeschafft hatte, wusste er eines: Würde er eines Tages doch noch einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten, so würde auch er sich eine derartige Vitrine mit demselben Inhalt leisten können. Dies bedeutete wiederum, dass er bis dahin so viel erreicht haben würde, dass er sich die teuersten Cognacs und Whiskeys kaufen und sich nach einem erfolgreichen Abend ungehemmt und mit einem gefüllten Schnapsglas auf die Couch fläzen könnte.
    Alex musste schmunzeln, während er die verschiedenen Getränke betrachtete. Er wusste nicht genau, wonach ihm war und entschied sich letztendlich für eine Flasche Kauffmann Wodka aus Russland. Alex schob die gläsernen Türen der Vitrine zur Seite und griff nach der 0,7er Flasche Wodka. Dann begab er sich zum nächsten Schrank, um sich von dort ein großes Glas zu holen. Mit diesen beiden Utensilien schritt er schließlich zurück zur Couch, füllte sein Glas mit der glasklaren Flüssigkeit, legte seine Beine hoch und lehnte sich zurück. Erst nippte er nur ein paar Mal an dem Getränk. Der Wodka schmeckte etwas nach Ginseng und Honig. Alex nahm weitere Schlucke und versuchte sich dabei bereits in die Rolle eines steinreichen Architekten zu versetzen, für den Zeit längst kein Geld mehr bedeutete.
    Auf diese Art und Weise schaffte er es tatsächlich, sich einigermaßen zu entspannen. Für einige Minuten dachte er an nichts und genoss lediglich die Wärme, die durch den Alkohol in ihm aufstieg. Dieser Zustand hielt allerdings nicht allzu lange an, denn schon bald wurde er erneut von seinen Sorgen gepackt. Wieder musste er an Ben denken, wollte seine Gedanken jedoch nicht weiter an den Dunkelhaarigen verschwenden. Also versuchte er gedanklich das Thema zu wechseln, stieß daraufhin allerdings auf seine größte Sorge. Noch immer musste er 40.000 Euro auftreiben, hatte jedoch nach wie vor keine Ahnung, wie er dies anstellen sollte. Mittlerweile drängte die Zeit und auch von Diego hatte er seit langem nichts mehr gehört, erreichte den Italiener nicht einmal mehr. Wozu die Anhänger des Spaniers noch fähig waren, wollte er sich gar nicht ausmalen und erinnerte sich deshalb nur gequält daran, wie er sie nach Sams Tod aufgesucht hatte und dabei nur knapp einer Schussverletzung entkommen war. Vermutlich hatten sie ihn mit diesem Schuss nicht treffen wollen, doch allein die Angst, die ihn in jenem Moment durchfahren hatte, war schrecklich gewesen. Wahrscheinlich würden sie ihn niemals umbringen, da sie ihn und das Geld brauchten, aber sie würden ihn fertig machen und so lange peinigen, bis er ihnen das Geld verschaffte - egal wie.
    Alex trank sein Glas leer und schenkte sich gleich darauf erneut etwas ein. Der Wodka war gut und zeigte schnell Wirkung. Alex wurde allmählich etwas schwindelig.
    In seinem Kopf herrschte nur noch ein einziger Gedanke und zwar der, wie er möglichst schnell an das viele Geld kommen könnte. Er wusste, dass seine Rolle eigentlich absurd und erbärmlich war. Ben hatte mit seinen Worten im Poolzimmer Recht gehabt, denn für Außenstehende musste es vollkommen unverständlich sein, dass er solch hohe Schulden hatte, während er gleichzeitig mit einem teuren BMW durch die Gegend fuhr und teuren Wodka trank. Der Reichtum umgab ihn förmlich und so war das viele Geld eigentlich zum Greifen

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