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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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auch sah, entweder wurde ihm gerade im Umkleideraum der wabbelige, rosa Hintern gnadenlos mit nassen Handtüchern versohlt, oder er stand in Unterhosen auf dem Schulhof unter einer Eiche und angelte mit einem langen Stock nach seiner Hose, die kurz zuvor von einer Menge aus bis zu vierhundert Leuten an einen der Äste gehängt worden war; denn gelegentlich beteiligten sich auch Passanten und die Bewohner benachbarter Häuser an diesen Aktionen. Tubby hatte irgendetwas an sich, das in jedem das Böse weckte. Beinahe täglich konnte man beobachten, wie Vorschulkinder ihn die Straße entlang jagten. Und ich wette, daß auch heute noch Fremde auf der Straße auf ihn zugehen und ihm ganz ohne Grund einen Hot Dog ins Gesicht klatschen. Ich jedenfalls würde das tun. Am nächsten Morgen ging ich zum Bahnhof, um nach Köln weiterzufahren. Da ich eine halbe Stunde auf den Zug warten mußte, setzte ich mich ins Bahnhofscafe. Es war ein kleiner Einfraubetrieb. Die Besitzerin sah, wie ich Platz nahm, beachtete mich aber nicht, sondern räumte weiter die Regale hinter der Theke auf. Zwischen ihr und mir lag höchstens ein halber Meter. Hätte ich mich ein wenig vorgebeugt, hätte ich auf ihrem Hintern Schlagzeug spielen können. Allmählich dämmerte mir, daß ich schon vor die Theke treten und in aller Form meine Bestellung aufgeben mußte, wollte ich hier bedient werden. Daß ich ein ausländischer Besucher sein könnte, der mit den Gepflogenheiten nicht vertraut war, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Auf die freundliche Frage »Kaffee, junger Mann?« hätte ich also lange warten können. Die Frau würde mir nicht einmal zu verstehen geben, daß ich gefälligst an den Tresen kommen soll. Nein, ich verstieß gegen eine Regel und mußte daher ignoriert werden. Das ist der größte Fehler der Deutschen. Naja, eigentlich ist ihre Vorliebe, in EUROPA Kriege vom Zaun zu brechen, ihr größter Fehler, aber diese Borniertheit kommt gleich danach.
    Ich kenne einen englischen Journalisten, der in Bonn lebt. Eines Tages rief ihn seine Vermieterin in der Redaktion an und sagte, er solle nach Hause kommen und seine Wäsche von der Leine nehmen und sie ordentlich wieder aufhängen, woraufhin er ihr unmißverständlich zu verstehen gab, daß sie ihn mal sonstwas könne. Aber jedesmal, wenn er seitdem Wäsche auf der Leine hängen hatte und am Abend nach Hause kam, mußte er feststellen, daß jemand sie abgenommen und wieder aufgehängt hatte. Und als derselbe Mann an einem Wochenende den Rasen mähte, fand er kurze Zeit später eine anonyme Mitteilung vor seiner Haustür, auf der man ihn davon in Kenntnis setzte, daß das Rasenmähen in Nordrhein-Westfalen zwischen samstags 12.00 Uhr und montags 9.00 Uhr per Gesetz verboten sei und daß weitere Zuwiderhandlungen umgehend der Rasenmäherpolizei oder wem auch immer gemeldet würden. Schließlich wurde er nach Bogota versetzt, was für ihn der glücklichste Tag seines Lebens war, wie er beteuerte.

    Mit einer gewissen Befriedigung stellte ich fest, daß Köln eine triste Stadt ist. Es tat gut zu sehen, daß die Deutschen eine Stadt ebenso verpfuschen können wie alle anderen. Köln ist dafür das beste Beispiel. Beim Verlassen des Bahnhofs erblickt man am oberen Ende einer Rolltreppe unversehens den Dom, das größte gotische Bauwerk der Welt. Er ist ehrfurchtgebietend und imposant, keine Frage, aber er steht mitten auf einem riesigen, windgepeitschten und erhabenen Betonplatz, der unbeschrieblich öde und verlassen wirkt. Stellen Sie in Gedanken die Kathedrale von Salisbury mitten auf den riesigen, leeren Parkplatz eines Einkaufszentrums und Sie haben eine ungefähre Vorstellung. Was haben sich die Verantwortlichen dabei wohl gedacht?
    Auch während meiner ersten Europareise hatte ich einen kurzen Abstecher nach Köln gemacht, von dem ich allerdings kaum noch etwas in Erinnerung habe – nur die wuchtige Gegenwart des Doms und die Pension, in der ich wohnte. Sie lag im ewigen Schatten einer eisernen Brücke über den Rhein. Im Flur vor meinem Zimmer stand ein mit Stapeln von deutschen Wochenzeitschriften beladener Tisch. Die Zeitschriften schienen sich ausschließlich mit den Themen Sex und Fernsehen zu befassen. Und da sich auch das deutsche Fernsehen fast ausschließlich dem Thema Sex zu widmen schien, war Sex so etwas wie der Schwerpunkt dieser Publikationen. Es handelte sich wohlgemerkt nicht um Pornografie. Sie berichteten einfach über Sex, wie britische Zeitschriften über

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