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Wo bitte geht's nach Domodossola

Titel: Wo bitte geht's nach Domodossola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Während die Kinder barfuß in der Sonne herumtobten, machten sich die Hunde einen Spaß daraus, mich ins Bein zu zwicken. Voll gespannter Erwartung ging ich den Damrak hinauf. Katz und ich hatten Amsterdam zu unserer Lieblingsstadt in Europa erkoren, und zwar mit einem uneinholbaren Vorsprung vor jeder anderen Stadt. Amsterdam war schön, es war freundlich, es hatte ausgezeichnete Bars und legales Dope. Wären wir damals eine Woche länger geblieben, wäre ich vermutlich heute noch dort und säße mit einer akustischen Gitarre und einem Haufen Kinder mit Namen wie Sunbeam und Zippity-Doo-Dah auf dem Platz am Bahnhof. Viel hat nicht gefehlt. Über den Damrak schoben sich Massen von Touristen, Hippies und Kauflustigen, und alle hatten ihre eigene Art, sich zu bewegen: Die Touristen schlurften, als hätte man ihnen die Schnürsenkel zusammengebunden, schauten nach rechts und links, nur nicht geradeaus; die Hippies marschierten gebeugt und eilig, und die Kauflustigen trippelten wie aufziehbares Spielzeug und schlüpften zwischen allen hindurch. Es war unmöglich, zügig seiner Wege zu gehen. Ich fragte in mehreren Hotels entlang der Straße nach einem Zimmer, doch sie waren alle voll. Also wich ich auf die Seitenstraßen hinter dem gefängnisartigen Bau des Königspalastes aus, denn ich meinte mich zu erinnern, daß sich dort einige kleine Hotels befanden. So war es auch, aber auch sie waren voll. Meistens brauchte ich gar nicht erst zu fragen, denn schon in den Fenstern verkündeten Schilder in den verschiedensten Sprachen, daß alle Zimmer belegt seien. Offensichtlich hatte sich in der Stadt einiges verändert. Nachdem Katz und ich im Hochsommer aus dem Zug gestiegen waren, hatten wir uns zum Hafenviertel durchgefragt und dort gleich im erstbesten Hotel ein Zimmer gefunden. Das Hotel hieß Anco und war ein schönes, kleines Haus, ganz im Amsterdamer Stil: schmal, mit einem Giebeldach und einer steilen, dunklen Treppe. Vier Stockwerke unter unserem Fenster lag friedlich die O.Z. Voorburgwal Gracht. Das Zimmer kostete 5 Dollar pro Nacht, inklusive Frühstücksomelett. Allerdings mußten wir es mit zwei etwas älteren Typen teilen. Unser erstes Zusammentreffen verlief nicht gerade vielversprechend. Wir öffneten die Tür und sahen, wie die beiden splitternackt auf dem Bett miteinander rangen – eine Begegnung, die uns vier gleichermaßen überraschte.
    »Verzeihung, Ladies!« sprudelte es aus Katz und mir heraus, während wir rückwärts in den Flur stolperten und eilig die Tür schlossen. Verblüfft sahen wir uns an. In all den zwanzig Jahren unseres Lebens in Iowa hatte uns nichts, aber auch gar nichts auf einen solchen Anblick vorbereitet. Wir gaben ihnen eine Minute Zeit, um sich von einander zu lösen und die Bademäntel anzuziehen, bevor wir erneut hereinplatzten. Sie hielten uns offenbar für rüpelhafte Störenfriede, eine Auffassung, die wir im Laufe der folgenden zwei Tage mit Hilfe eines Tricks zu bestätigen wußten. Wir betraten das Zimmer nämlich immer dann, wenn sie gerade auf dem Höhepunkt ihrer Übungen angelangt waren. Entweder fanden diese Jungs nie ein Ende, oder unser Timing war perfekt. Sie sprachen mit uns so wenig wie irgend möglich. Ihre Abneigung steigerte sich ins unermeßliche, als Katz mitten in der zweiten Nacht nach einem Galaabend im Club Paradiso geräuschvoll aus dem Bett stolperte und – unter einem gewaltigen Seufzer der Erleichterung – in den Papierkorb urinierte.
    »Ich dachte, es wäre das Waschbecken«, erklärte er wenig überzeugend am nächsten Morgen. Nach dem Frühstück zogen unsere Zimmergenossen aus, und für den Rest der Woche hatten wir das Zimmer für uns allein. Es dauerte nicht lange, und wir hatten uns unseren Tagesablauf aufs Vortrefflichste eingerichtet. Wir standen jeden Morgen zum Frühstück auf, gingen danach aufs Zimmer zurück, sperrten das Tageslicht aus und legten uns wieder ins Bett. Gegen vier Uhr wurden wir wach, sprangen unter die Dusche am anderen Ende des Flures, zogen saubere Sachen an, schmierten uns die Haare glatt an die Köpfe und begaben uns in die Bar des Anco, wo wir jeder mit einem Oranjeboom am Fenster Platz nahmen, die vorbeiziehenden Leute beobachteten und die Holländer dafür bewunderten, daß sie ihre größte Stadt mit so hübschen Kanälen, so reizenden Huren und so verschwenderisch mit Drogen ausgestattet hatten. Im Anco arbeitete ein junger Barmann mit einem Bart wie aus Stahlwolle und einer roten Jacke, die ihm drei Nummern

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