Wolfgang Ambros - Die Biografie
man wie einen guten Mojito. Der muss schon eine Kraft haben, den Saft von anständigen Limetten und eine Minze, an der noch die Stängel drauf sind. Pass auf, ich sag sie dir:
Die sieben Regeln für den perfekten Mojito
Du brauchst jeweils ein Glas, und zwar ein kurzes, breites,
kein dünnes Longdrinkglas. Du brauchst eine Zitronenpresse.
Du musst sicherstellen, dass ausreichend Eis vorhanden ist.
Und du brauchst Sodawasser. Das ist das Um und Auf für einen Mojito. Zur Not geht noch ein prickelndes Mineral, aber
eigentlich ist das schon indiskutabel.
Zuerst schneidest du die Limetten auseinander. Es müssen
gute Limetten sein, welche, um die dir echt leid ist. Und diesearmen Limetten kommen jetzt unters Messer. Sie müssen
weich und saftig sein und sich prall anfühlen. Keine runzligen.
Von entscheidender Bedeutung, wenn du die armen, unschuldigen Limetten halbierst und bevor du sie in die Presse steckst,
ist das Geräusch deines Messers. Ein sattes Placka! Dazu
brauchst du natürlich ein gutes Messer. Eins von diesen japanischen Sonderschliffmodellen, mit denen du Stahlschrauben
zersägen oder einen Seidenschal in der Luft entzweien kannst.
Und du musst dich irrsinnig konzentrieren.
Drei Limetten brauchst du pro Drink. Und einen Stössel,
ohne Stössel bist du aufgeschmissen. Aber das Allerwichtigste
sind die Blätter der Minze. Manche wollen dir einreden, du
sollst nur die Blätter abzupfen, ich sage dir, nimm eine ehrliche Minze mit Stamm und Ast. Der Minze muss man ihre
Herkunft noch ansehen. In Ausnahmefällen kannst du einen
Kochlöffel benutzen, jedenfalls was Dickeres aus Holz. Damit
drückst du die Minze in den Saft der Limetten, das wird von
den Barmixern immer missachtet, und: Du solltest nicht zornig sein.
Ein ganz wesentlicher Faktor ist der gute, saftige, braune Zucker. Eineinhalb Teelöffel und dann die Mischkulanz verrühren. Wenn du den Zucker nicht vorher rein gibst, brauchst
du nicht einmal zu kosten. Das wird nix, niemals. Wenn der
Zucker gut und die Stampfung erfolgreich beendet ist, kann
eigentlich nicht mehr viel passieren. Und du musst pfeifen,
das gehört dazu.
Jetzt kommt der Havana Club rein, fünf Zentiliter für Anfänger und ein bisschen mehr, wenn du dir von dem Ganzen eine
Wirkung erhoffst. Sollte kein Havana Club in Reichweite sein,
dann such einen. In Afrika kann man auch einen Kenya Cane
nehmen, das ist ein Zuckerrohrschnaps, aber da muss die Verzweiflung schon größer sein als der Durst. Mit Havana Club
bist du auf der sicheren Seite.
Beim Eis scheiden sich die Geister. In Kuba machen sie es mit
echten Eiswürfeln und nicht mit diesem Crushed-Ice-Dreck.Um das Maß voll zu machen, gehört an dieser Stelle noch das
Soda dazu, aber keinesfalls mehr als sechs Zentiliter, sonst
wird das ein Kindertee. Mit dem Sodawasser füllst du den
Drink auf. Noch ein einziges Mal umrühren. Dann nimmst du
einen Strohhalm, der gehört auf jeden Fall in der Mitte abgeschnitten mit deinem japanischen Messer, und dann steckst
du die zwei Hälften in den Mojito.
Prost.
Was habe ich schon Mojitos gemacht! Tausende in der Pfalzau, beim Grillen, bei den Gartenfesten oder einfach so, waren ja immer genug Leute da, eingeladen oder von selber. Tausende Mojitos habe ich in Griechenland gemacht, auf der Terrasse vor meinem Haus in Petraki, das ich mit meinem Schlagzeuger, dem Nockerl, selber gebaut habe. Links und rechts ein Raum, in der Mitte das kommunale Zentrum, eine überdachte Küche, hinten ein kleines Bad. Wir haben die Ziegel mit dem Boot hingebracht und jeden Zementsack einzeln mit einer Beiwagenmaschine den Berg hinaufgeschafft. Kein Strom, kein fließendes Wasser, im Falle eines Weltuntergangs hätten wir hier überlebt. Am Anfang sind wir hingefahren und haben einmal einen Monat lang die Sau rausgelassen. Wir haben traditionelle Vollmondfeste gefeiert, meine Fresse! Zehntausende Mojitos habe ich dort gemacht. Und dann noch einmal so viele in Tirol, wo ich heute daheim bin, gedanklich und physisch.
Es war der Joesi, der mich Ende der Siebziger auf Waidring gebracht hat. Von der Sonnenterrasse meines Hauses in Waidring schaue ich direkt auf die Berge. Das Panaroma zeigt die Welt, wie sie sein kann. Auch nach Jahren sitze ich dort draußen vor dieser gewaltigen Schönheit und glaube, ich sehe sie zum ersten Mal. Ich atme die Luft ein und inhaliere reine Lebensfreude. Im Winter stelle ich mich zwischendurch schnell einmal auf die
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