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seine Arbeitsnische.
Graingers Tür öffnete sich, und Fitzhugh trat heraus. Mit einem braunen Briefumschlag deutete er auf Milo. »Weaver, richtig?« Milo gab zu, dass das stimmte, und machte ihm ein Kompliment für sein gutes Gedächtnis. Sie hatten seit einem halben Jahr nicht mehr miteinander gesprochen und auch da nur kurz. Kameradschaftlich klopfte ihm Fitzhugh auf die Schulter. »Wirklich schade mit dem Tiger, aber so was lässt sich eben nicht vorausplanen.«
Grainger hinter ihm blieb auffallend still.
»Wenigstens sind wir wieder einen Terroristen los.« Fitzhugh strich das dichte Silberhaar über dem Ohr nach hinten. »Ein Punkt für die Guten.«
Beflissen stimmte Milo der Sportmetapher zu. »Und was liegt als Nächstes bei Ihnen an?« »Nur Paris.«
»Paris?« Ein beunruhigtes Zucken lief über sein Gesicht.
Er wandte sich an Grainger. »Ist Ihr Budget so groß, dass Sie diesen Mann nach Paris schicken können, Tom?«
»Es geht um Angela Yates«, erwiderte Grainger.
»Yates?«, wiederholte Fitzhugh. Vielleicht hörte er schlecht. »Er ist einer ihrer ältesten Freunde. Nur so können wir das sicher über die Bühne bringen.«
»Ah, verstehe.« Fitzhugh tätschelte Milos Arm und entfernte s ich mit einem geträllerten »Oh-la-l a«.
»Komm rein«, knurrte Grainger.
Der Alte strebte zu seinem Aeron-Stuhl und ließ sich vor der strahlenden Kulisse Manhattans nieder. Dann platzierte er einen Fuß auf der Ecke seines riesigen Schreibtischs. Das tat er oft, als müsste er seinen Besuchern beweisen, wessen Büro das war.
»Was wollte er?« Milo nahm Platz.
»Wie schon erwähnt, sie machen mich wegen des Budgets fertig. Und dann tauchst du auf und bringst Paris ins Spiel.« »Tut mir leid.«
Grainger winkte ab. »Eins noch, bevor wir die Sache durchsprechen. Deine neue Freundin, diese Simmons, hat anscheinend eine Schnellautopsie vom Tiger angeordnet. Will unbedingt beweisen, dass du ihn umgebracht hast. Du hast ihr doch keinen Grund für diesen Verdacht gegeben, oder?«
»Ich fand, ich war kooperativ. Wie hast du von der Autopsie erfahren?«
»Von Sal. Unserem Freund beim Heimatschutz.« Grainger war nicht der Einzige mit einem Freund dort.
Milo erinnerte sich noch gut an das Geschrei, als der Präsident neun Tage nach dem Einsturz der Türme seine Absicht ankündigte, einen neuen Geheimdienst zu gründen. Die Company, das FBI und die NSA setzten alles in Bewegung, um so viele ihrer Leute einzuschleusen wie nur möglich. »Sal« war der Spitzel der Abteilung Tourismus, und Grainger verständigte sich in regelmäßigen Abständen über einen anonymen E-Mail-Dienst namens Nexcel mit ihm. Auch Milo hatte bereits darauf zurückgegriffen.
»Wie du schon vermutet hast, war es Zyanid«, fuhr Grainger fort. »Hohler Zahn. Nach Meinung des Arztes vom Heimatschutz hatte er sowieso nur noch eine Woche zu leben. Aber im Gesicht hatte er überall deine Fingerabdrücke. Kannst du mir das erklären?«
»Zu Beginn des Gesprächs hab ich ihn angegriffen.« »Warum?«
»Hab ich dir schon er zählt: Er hat Tina und Stef er wähnt.«
»Du bist ausgeflippt.«
»Ich hatte zu wenig geschlafen.«
»Okay.« Grainger klopfte auf die Eichenplatte seines Schreibtischs, um Milo auf eine nicht gekennzeichnete Mappe hinzuweisen. »Hier sind die Unterlagen zu Angela. Schau reIn.«
Milo musste sich aus seinem Stuhl erheben, um sich den unscheinbaren Ordner zu holen, der die neueste Sicherheitstechnik der Company demonstrierte: Streng geheime Dokumente wurden nicht beschriftet, um keine neugierigen Blicke anzulocken. Er ließ die Mappe geschlossen im Schoß. »Was ist mit der Schweizer Klinik?«
Grainger spitzte die breiten Lippen. »Stimmt alles. Hat sich als Hamad al-Abari angemeldet.«
»Du willst also Tripplehorn darauf ansetzen?«
»Zurzeit haben wir nur elf Touristen in Europa. Elliot ist letzte Woche in Bern gestorben. Die anderen sind alle beschäftigt, auch Tripplehorn.«
»Elliot ist tot? Wie ist das passiert?«
»Unfall auf der Autobahn. Hatte sich eine Woche nicht mehr gemeldet, erst dann konn ten wir seine Leiche identifizi eren.«
Aus Sicherheitsgründen kannte Milo die echten Namen der Touristen nicht und wusste nicht einmal, wie sie aussahen. Nur Grainger und einige andere wie Fitzhugh hatten Zugang zu diesen vertraulichen Daten. Dennoch ließ ihn die Nachricht von Elliots Tod nicht kalt. Er kratzte sich am Ohr und dachte an den Mann, von dem er nur den Codenamen wusste. Wie alt war er? Hatte er
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