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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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das tat es auch. Er erstattete Bericht, bis es Zeit fürs Mittagessen war, und nachdem sie eine kurze Pause gemacht hatten, um sich zu stärken, erzählte er bis zum Abendessen weiter, doch auch dann war er noch nicht fertig. Selbst die Stimme eines Drachen, so schien es, konnte heiser werden, wenn man sie überforderte. Es wurde spät, und in jener Nacht schlurften sie alle drei mit schweren Lidern in ihre jeweiligen Schlafgemächer. Jaina wusste nicht, wie die anderen schliefen, aber sie jedenfalls hatte schreckliche Albträume.
    Als sie am nächsten Tag aufwachte, fühlte sie sich benommen und alles andere als erholt. Diesmal konnte ihr das morgendliche Ritual keine Zuversicht schenken, und der Himmel draußen war wolkenverhangen und unheilvoll. Jaina spürte, wie sich ein schweres Gewicht auf ihre Brust herabsenkte – und seufzte. Sie wollte nicht in diesen grauen Tag hinausblicken müssen, und so schob sie die Vorhänge wieder zu und ging nach unten.
    Kalecgos schenkte ihr ein freundliches Lächeln, als sie den kleinen Salon betrat, doch dann fiel ihm auf, wie blass sie war, und das Lächeln verschwand wieder.
    „Habt Ihr gut geschlafen?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Und Ihr selbst?“
    „Es ging. Auch wenn ich von schlechten Träumen geplagt wurde. Aber daran hat sicher Euer Koch Schuld. Das Abendessen war zwar köstlich, doch irgendwo muss sich da in diesem vorzüglichen Mahl ein Bissen halbgare Kartoffel versteckt haben.“
    Obwohl der Ernst der Lage nur allzu deutlich war, musste Jaina kichern. „Dann könnt Ihr von jetzt an selbst all unsere Gerichte zubereiten. Das wird Euch lehren, Euch zu beschweren!“, tadelte sie ihn.
    Er warf ihr einen Blick gespielten Entsetzens zu, doch als sie diesem Blick begegnete, wurden sie rasch wieder ernst.
    „Es fühlt sich … falsch an, in einer solchen Situation Scherze zu machen“, sagte sie mit einem weiteren Seufzen, dann bereitete sie den Tee vor, mit dem präzisen Augenmaß, das sie schon immer gehabt hatte, und stellte den Kessel auf den Ofen.
    „Es mag sich falsch anfühlen“, stimmte Kalec ihr zu, während er sich an den Eiern, der Eberwurst und dem heißen Haferbrei gütlich tat, ungeachtet seiner vorherigen, scherzhaften Kritik an den Fähigkeiten des Kochs. „Aber es ist nicht falsch.“
    „Allerdings – sicher ist Humor doch unangebracht in solchen Zeiten.“ Jaina füllte ihren eigenen Teller und setzte sich neben Kalec.
    „Manchmal“, erwiderte er und nahm einen Bissen Eberwurst. „Aber Freude ist nie unangebracht. Zumindest nicht, wenn es echte Freude ist – die Art von Leichtigkeit in der Seele, die unsere Last erträglicher macht.“ Während er kaute und schluckte, blickte er sie aus den Augenwinkeln an. „Ich habe Euch und Kinndy nicht alles berichtet, was Norgannon damals … nun, erzählt ist nicht das richtige Wort. Wohl eher, was er uns übermittelt hat.“
    Der Kessel begann zu pfeifen, und Jaina stand auf, um ihn zu holen, dann schenkte sie ihnen beiden Tee ein. „Wirklich? Was hat er denn noch gesagt?“
    „Fräulein Kinndy schien mir nicht die richtige Einstellung zu haben, um es unvoreingenommen aufzunehmen.“
    Sie reichte ihm die Tasse und nahm wieder Platz. „Habe ich denn die richtige Einstellung?“
    Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Vielleicht.“
    „Dann erzählt schon!“
    Er schloss die Augen. Seine Stimme veränderte sich wieder, wurde tiefer, wurde … zu der Stimme eines anderen .
    „Ich bin sicher, ihr werdet erkennen, dass mein Geschenk an euch nicht nur eine bedeutsame Pflicht ist – und das ist sie durchaus – sondern ebenso eine Freude. Auch das ist sie! … Mögt ihr eure Pflicht erfüllen … und dabei Freude empfinden.“
    Bei diesen Worten spürte Jaina ein seltsames Stechen in ihrem Herzen, und erst als Kalec die blaue Augenbraue nach oben zog, um sie zu einer Entgegnung aufzufordern, wurde ihr bewusst, dass sie mehrere Sekunden lang schweigend in seine Augen gestarrt hatte. Sie blickte auf ihre Schale hinab und stocherte in dem Haferbrei herum.
    „Was ich Kinndy erzählt habe, traf zu. Ich habe es genossen zu lernen“, sagte sie schließlich, ein wenig zögerlich. „Ich habe es sogar geliebt, um die Wahrheit zu sagen. So, wie ich alles an Dalaran geliebt habe.“ Ihre Mundwinkel wanderten nach oben, als sie sich erinnerte. „Ich weiß noch … ich habe gesummt, während ich meine Arbeiten erfüllte“, fuhr sie fort und lachte, als die Hitze der Scham in ihre Wangen

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