WoW 03 - Im Stom der Dunkelheit
man dich sieht, und töte jeden, der dich bei der Aktion beobachtet. Ich will nicht, dass unsere Kriegspläne ruiniert werden, nur weil du achtlos warst.«
Der Häuptling nickte und verschwand ohne ein Wort. Er lief zu einem Untergebenen, der träge in der Nähe döste.
Rend bellte seine Befehle schon, bevor er den anderen Orc erreicht hatte. Der Krieger richtete sich schnell auf, nickte und rannte los, um seine Kameraden zu suchen.
Doomhammer wartete ungeduldig und signalisierte dem Kundschafter, ebenfalls zu warten. Nervös faltete er seine Hände in Erwartung der Rückkehr des Trupps. In seinen Gedanken war er währenddessen weit weg. Er erinnerte sich seines ersten Zusammentreffens mit den Trollen vor vielen Monaten...
***
Blackhand hatte die anderen Orc-Clans auf der Heimatwelt geschockt, als er ihnen mitteilte, dass er sich mir den Ogern verbünden wollte. Doch es hatte sich als eine nützliche Partnerschaft erwiesen. Die monströsen Kreaturen verschafften der Horde eine enorme zusätzliche Stärke. Dennoch ging es vielen immer noch gegen den Strich. Und so waren viele Orcs auch skeptisch gewesen, als sie in Berichten von ähnlichen Kreaturen auf dieser neuen, fruchtbaren Welt erfahren hatten – und Blackhand ihnen verkündete, dass er auch diese Monster unter seinem Kriegsbanner vereinen wollte.
Er hatte Doomhammer mit einer Handvoll Blackrock-Kriegern ausgeschickt, um den Kontakt herzustellen. Ein Zeichen des großen Vertrauens, das er in seinen jungen Stellvertreter setzte.
Noch immer fühlte Doomhammer sich schuldig, weil er das Vertrauen seines Kriegshäuptlings missbraucht und sich gegen ihn gewandt – ihn getötet! – und seinen Platz als Anführer eingenommen hatte.
Aber so war es eben bei den Clans, und Blackhand hätte sein Volk in Tod und Vernichtung geführt. Doomhammer war
gezwungen
gewesen so zu handeln – um sie alle zu retten.
Er griff hinter sich und ließ seine Finger über den glatten Hammerkopf aus Stein gleiten. Der Griff ragte weit über seine Schulter, und der tödliche Teil hing etwa auf Höhe des Oberschenkels.
Vor langer Zeit hatte ein Schamane prophezeit, dass diese mächtige Waffe sein Volk eines Tages erlösen würde. Gleichzeitig sollte derjenige, der den Hammer führte, es aber auch verdammen. Und außerdem war geweissagt worden, dass derjenige auch der
Letzte
der Doomhammer-Linie sein würde...
Doomhammer hatte sich viele Male gefragt, ob alles tatsächlich genauso kommen würde. Ganz besonders, da er nun zum Kriegshäuptling und Anführer der Horde geworden war.
War seine Machtübernahme die prophezeite Erlösung gewesen? Er selbst glaubte daran. Aber bedeutete das auch, dass er dazu auserwählt war, sein Volk später zu verdammen? Und dass seine Ahnenreihe mit ihm endete?
Er hoffte es nicht.
Seinerzeit, vor ein paar Monaten, hatte Doomhammer sich noch nicht so stark mit diesen Dingen auseinandergesetzt. Damals vertraute er Blackhand noch völlig, zumindest was dessen Loyalität zu seinem Volk anging, und wollte ihn als Herrn dieser Welt sehen. Gleichzeitig tat er sein Bestes, um Blackhand von unnötiger Gewalt abzuhalten.
Nicht dass Doomhammer den Kampf gescheut hätte. Wie die meisten Orc-Krieger schätzte er die Herausforderung und den ganz eigenen Nervenkitzel eines Kampfes. Aber es gab auch Situationen, in denen
zu viel
Gewalt den Wert eines Sieges schmälern konnte.
Und bei diesem Vorstoß, davon war er felsenfest überzeugt, ging es weniger um Krieg als vielmehr um Kommunikation.
Doomhammer war fasziniert und geehrt gewesen. Und vielleicht, tief in seinem Innern, auch ein wenig verängstigt. Bislang hatten sie nur Menschen und ein paar kleine, aber mächtige Kreaturen, die Zwerge genannt wurden, auf dieser neuen Welt angetroffen. Wenn es hier aber Oger gab, dann konnte es passieren, dass die Horde auf mächtigere Gegner traf, als sie es bislang erlebt hatte.
Es dauerte zwei volle Wochen, bis Doomhammer endlich einem Troll begegnete. Er durchstreifte mit seinen Kriegern den Wald dort, wo ein Kundschafter sie gesehen hatte. Die Orcs trafen keinerlei Vorkehrungen, ungesehen zu bleiben. Als immer mehr Zeit ereignislos verstrich, waren sie schon davon überzeugt, dass der Kundschafter entweder gelogen oder sich schlicht vor ein paar Schatten gefürchtet und später eine Geschichte zusammengereimt hatte, nur um von seiner Feigheit abzulenken.
Dann, eines Abends aber, als sich die Dämmerung gerade über das Land legte und lange Schatten unter die
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