WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
lebt!"
Ein tiefes, zufriedenes Lachen dröhnte und sowohl in der Antwort wie auch im Echo spürte der Vater des Zwielichts die Erde selbst beben, wenn auch nur schwach. „Das sind gute Neuigkeiten. Ich bin erfreut über deinen Erfolg! Berichte mir weitere gute Neuigkeiten."
Der Vater des Zwielichts zögerte. Unglücklicherweise gab es schlechte Nachrichten, doch selbst die hatten ihr Gutes. „Arygos hat versagt, aber er konnte uns am Ende doch noch nützlich sein, wie Ihr es eigentlich von der Frau vermutet hattet. Sein Blut aktivierte die fokussierende Iris und mit der Iris konnten wir die ganze arkane Energie des Nexus nutzen! Wir erschufen eine Nadel, um all die herrliche Kraft direkt in Chromatus zu leiten."
Es folgte eine Stille, die fast schrecklicher war als Todesschwinges Wut und der Augenblick schien sich über Jahrhunderte auszudehnen.
„Dann wurde Arygos nicht als Aspekt erwählt? Er lieferte mir nicht die blauen Drachen?" Die Stimme war leise, fast ruhig. Doch nichts war wirklich ruhig an dem verrückten Aspekt.
„Nein, mein Lord. Ich verstehe auch nicht, wie das passieren konnte. Doch irgendwie wurden die Kräfte des Aspekts auf jemand anders übertragen."
„Kalecgos", sagte Todesschwinge, spie das Wort aus und erfüllte es mit Hass.
„Ja, mein Lord. Arygos rief die Zwielichtdrachen herbei, als er erkannte, was geschah. Dann floh er zu dem Auge, wo Schwarzmoor ihn tötete und sein Blut nahm. Der blaue Schwarm, angeführt von Kalecgos, griff uns augenblicklich an. Doch, mein Lord, Chromatus, obwohl erst gerade geboren und schwach, konnte sie trotzdem in die Flucht schlagen. Wenn er erst bei voller Stärke und Kraft ist, wird nichts und niemand gegen ihn bestehen können. Ihr seht also, es ist egal, ob Kalecgos der neue Aspekt ist. Wir werden dennoch siegen!"
Er wartete auf die Antwort seines Herrn. Der Schweiß sammelte sich unter seinen Achselhöhlen. Es dauerte lange.
„Ich hatte schon gedacht, ich müsste kommen und die Aufgabe selbst erledigen", sagte Todesschwinge. In seiner Stimme schwang eine unterschwellige Warnung mit.
Der Vater des Zwielichts bemühte sich, seine Erleichterung nicht zu zeigen. „Nein, Großes Wesen. Ihr seht, ich diene Euch gut."
„Es ist... beruhigend. Ich bin an einem wichtigen Wegpunkt meiner Pläne angekommen. Es hätte mich wütend gemacht, mich davon abwenden zu müssen. Was du sagst, ist verdienstvoll. Aber was ist mit Thrall? Ist er tot?"
„Er stürzte in der Schlacht von Kalecgos' Rücken", berichtete der Vater des Zwielichts. „Für den Fall, dass er überlebt hat, was unwahrscheinlich ist, folgte ihm Schwarzmoor."
„Du glaubst also, er ist tot?"
„Ja."
„Ich glaube das nicht", sagte Todesschwinge. „Ich will seinen Leichnam sehen. Such so lange, wie du musst, und bring ihn mir. Ich will ihn sehen, bevor ich ihn abschreibe."
„Wie mein Lord will, so soll es geschehen."
„Chromatus braucht immer noch ein wachsames Auge, bis er sich völlig erholt hat. Ihm darf nichts geschehen."
„Ihm wird nichts geschehen. Chromatus hat ein Auge für die Zukunft. Er hat verlangt, dass Kirygosa zu ihm gebracht wird. Mit dem Versprechen ihrer Eier, denke ich, haben wir das Problem der kurzlebigen chromatischen Drachen gelöst."
„Chromatus ist weise. Gut, gut. Sie sollte sich geehrt fühlen, die Mutter der Zukunft zu sein." Sein groteskes metallisches Gebiss öffnete sich in der Nachahmung eines Grinsens. „Das gefällt mir. Du hast es gut gemacht, trotz aller Rückschläge, die du erlitten hast, Vater. Mach weiter so und du sollst belohnt werden." Der Rauch, der Todesschwinge gebildet hatte, wirbelte auf, senkte sich zu Boden und verwandelte sich wieder zu einer festen schwarzen Kugel, die sich klärte, um ihre eigentliche Gestalt anzunehmen. Der Vater des Zwielichts atmete aus und wischte sich über seine feuchten Brauen.
***
Sie hatten tatsächlich ein fast vollständiges Laboratorium mitgebracht. Und dieses Labor war Kirygosa so vertraut geworden. Sie wusste, dass jeder Becher, jede Phiole, Nadel und „Probe" in ordentlich beschrifteten Behältern lagerte. Sie kannte die Gerüche und den Klang des Orts und sie kannte die Werkzeuge, mit denen die Apotheker ihre Arbeit verrichteten.
Hier hatte sie Schmerz erlitten, Erniedrigung und quälende Trauer. Doch sie hatte immer gewusst, auch wenn sie sich manchmal den Tod gewünscht hatte, sie wollte ihn doch nicht wirklich. Und sie hatte gewusst, dass sie sie nicht töten würden... nicht solange
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