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Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens

Titel: Yelena und die Magierin des Südens - Snyder, M: Yelena und die Magierin des Südens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria V. Snyder
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erspart.“
    „Verschwinde“, wiederholte ich und versuchte, die leise Hysterie in meiner Stimme zu unterdrücken und den Schweiß, der mir den Rücken hinunterlief, zu ignorieren.
    „Ist dir klar, dass du niemals lebend nach Sitia kommen wirst? Du bist eine Versagerin. Immer schon gewesen. Und wirst es auch immer sein. Sieh den Tatsachen ins Gesicht. Akzeptiere sie endlich.“ Reyad erhob sich vom Bett. „Du hast dich allen Versuchen, dich zu formen, widersetzt. Erinnerst du dich noch? Weißt du noch, wann Daddy dich endgültig aufgegeben hat? Als er dich mir überlassen hat?“
    Ich erinnerte mich sehr gut. Es war in jener Woche gewesen, als das Feuerfest stattfand und Reyad so sehr von General Tessos Gefolge in Anspruch genommen war – vor allem vonTessos Tochter Kanna –, dass er sich keine Mühe machte, mich zu beaufsichtigen. Da ich allen seinen Befehlen lammfromm gehorcht hatte, um Vertrauen zu gewinnen, war er selbstgefällig genug anzunehmen, dass er mich endlich gefügig gemacht hatte, nachdem er mich länger als einen Monat in das winzige Zimmer neben seinen Privatgemächern gesperrt hatte.
    Doch obwohl Reyad mir verboten hatte, zum Fest zu gehen, hielt ich mich nicht an seine Anweisung. Die Schläge und Demütigungen vom Jahr zuvor reichten nicht aus, um mich in diesem Jahr vom Besuch abzuhalten. Im Gegenteil – ich verspürte einen trotzigen Stolz darauf, dass ich mich weigerte, mich von ihm ein schüchtern zu las sen. Zwar hatte ich schreckliche Angst davor, erwischt zu werden, und tief in meinem Inneren wusste ich, dass man mich ertappen würde, doch ich schlug alle Bedenken in den Wind. Das Feuerfest war ein Teil von mir. Das einzige Mal, dass ich wahre Freiheit empfand. Auch wenn es nur ein paar kurze Augenblicke dauern würde – die Konsequenzen war es allemal wert.
    Meine Starrköpfigkeit kam mir bei den akrobatischen Vorführungen zugute; sie machte mich kühn und leichtsinnig. Selbstbewusst schaffte ich die ersten fünf Runden. Meine Sprünge waren elegant, meine Salti sicher, und meine Energie war schier grenzenlos. So er reichte ich die End runde des Wettbewerbs, der für den letzten Tag des Fests angesetzt war.
    Mit Feuereifer arbeitete ich an meinem Kostüm, das ich beim Wettbewerb tragen wollte, während Reyad mit Kanna und ein paar Freunden zur Jagd aufs Land ging.
    In den vergangenen zwei Wochen hatte ich mir die notwendigen Teile für mein Kostüm in Brazells Haus zusammengesucht und -gebettelt. Ich nähte rote Seidenfedern und silberne Pailletten an mein schwarzes Trikot. Ein Paar zusammenklappbareFlügel vervollständigten das Kostüm, aber ich achtete darauf, dass sie klein genug waren, um meine Bewegungsfreiheit nicht einzuschränken. Mein Haar flocht ich zu einem Zopf, den ich zu einem Knoten zusammenrollte und mit zwei leuchtend roten Federn schmückte. Zufrieden mit dem Ergebnis, ging ich zeitig ins Zelt der Akrobaten, um zu üben.
    Als der Wettbewerb begann, quoll das Zelt über von Menschen. Der Beifall und Jubel der Zuschauer wurde zu einem fernen Rauschen in meinen Ohren, als ich meine Kunststücke vorführte. Das Einzige, was ich deutlich hörte, war der dumpfe Schlag, wenn ich mit meinen Händen oder Füßen auf dem Trampolin landete, das Knirschen des Hochseils, wenn ich mich abstieß, um eine zweieinhalbfache Drehung zu vollführen, und das Knarren des tiefer gelegenen Drahtseils, auf dem ich landete, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
    Das Bodenturnen war meine letzte Übung. Ich stand auf den Fußballen am Rand der Matte und atmete tief ein. Der herbe Geruch von Schweiß und der trockene Kalkstaub drang mir in Nase und Lunge. Das hier war meine Welt. Hier fühlte ich mich zu Hause. In der Luft lag eine Anspannung wie vor einem Unwetter, das jeden Moment einsetzen würde. Aufgepumpt mit Energie, begann ich mit einer ersten Folge von Flickflacks.
    In dieser Nacht konnte ich fliegen. Ich schraubte mich hoch in die Luft, drehte mich um die eigene Achse und berührte dabei kaum den Boden. Meine Seele erhob sich in den Himmel. Ich fühlte mich wie ein Vogel, der zu seinem eigenen Vergnügen Kunststücke in der Luft vollführte. Am Ende meiner Vorstellung ergriff ich mit beiden Händen meine Flügel und faltete sie auseinander, während ich ein letztes Rad schlug und sicher auf den Füßen landete. Die leuchtend roten Flügelflatterten hinter mir her. Die Jubelrufe der Zuschauer beschleunig ten meinen Herz schlag und ließen mich wie auf Wolken schweben. Der Beifall

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