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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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glänzende Wasser geblickt hatte, das so mühelos von dem Schiff wegwogte, dämmerte ihm, dass er vielleicht noch eine Möglichkeit hatte. Bisher war sie ihm nie in den Sinn gekommen. Jetzt jedoch lockte sie ihn mit ihrer Schlichtheit und Logik. Spring ins Wasser. Ein paar Minuten Unbequemlichkeit, und dann war alles vorbei. Er musste niemals mehr jemandem antworten oder ein Tauende spüren, das schmerzhaft gegen seine Rippen schlug.
    Er würde sich nie wieder schämen oder dumm vorkommen.
    Und das Beste war: Diese Entscheidung würde nur einen Moment dauern, und dann war sie vorbei. Es würde keine Quälereien deswegen geben, nicht einmal ein Flehen, es wieder ungeschehen zu machen. Er musste nur einen Moment der Entschlossenheit aufbringen.
    Brashen stand auf, lehnte sich über die Reling und suchte in sich nach der Stärke, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Doch als er gerade Luft holte, um sich zu zwingen, über die Reling zu setzen, sah er es. Es glitt neben dem Schiff her, so leise wie die Zeit, und sein großer, gewundener Körper wurde von dem schäumenden Kielwasser des Schiffes verborgen. Seine Haut ahmte täuschend echt den Bogen des fließenden Wassers nach. Hätte das verräterische Mondlicht nicht für einen winzigen Augenblick die Schuppen aufblitzen lassen, hätte Brashen niemals gemerkt, dass die Kreatur da war.
    Ihm stockte der Atem schmerzhaft in der Brust. Er wollte herausschreien, was er gesehen hatte, wollte zum Wachgänger laufen und ihn als Zeugen herbeischleppen. Damals waren Seeschlangen noch ein seltener Anblick gewesen, und viele Landratten behaupteten, sie wären nichts weiter als Seemannsgarn. Doch dann fiel ihm wieder ein, was die Seeleute über die großen Seeschlangen sagten: Ein Mann, der eine sieht, sieht seinen eigenen Tod. Brashen wusste sofort, dass man es als ein schlechtes Omen für das ganze Schiff nehmen würde, wenn jemand erfuhr, dass er eine gesehen hatte. Und es gab nur eine Möglichkeit, ein derartiges Unheil abzuwenden. Er würde von einer Rahe fallen, wenn jemand anders das flatternde Segel nicht fest genug hielt, oder in eine offene Luke stolpern und sich das Genick brechen. Oder vielleicht verschwand er einfach auch nur lautlos in einer Nacht während einer langen, eintönigen Wache.
    Trotz der Tatsache, dass er vor einem Moment noch mit dem Gedanken an Selbstmord gespielt hatte, wurde ihm schlagartig klar, dass er nicht sterben wollte. Weder durch seine eigene Hand noch durch die eines anderen. Er wollte diese dreimal verfluchte Reise überleben, wieder an Land gehen und irgendwie sein Leben zurückbekommen. Er würde zu seinem Vater gehen, kriechen und betteln, wie er noch nie gekrochen und gebettelt hatte. Sie würden ihn wieder aufnehmen. Vielleicht würden sie ihn nicht mehr als Erben des Vermögens der Trells einsetzen, aber das kümmerte ihn nicht. Sollte Cerwin doch alles bekommen. Brashen wäre mehr als zufrieden mit dem Pflichtteil für den jüngeren Sohn. Er würde aufhören zu spielen, aufhören zu trinken und aufhören, Cindin zu kauen.
    Was auch immer sein Vater und sein Großvater verlangten, er würde es tun. Er klammerte sich plötzlich an das Leben, wie seine schwieligen Hände die Reling festhielten, und sah zu, wie der zylinderförmige Rumpf mühelos dem Kielwasser des Schiffes folgte.
    Das Schlimmste kam jedoch erst. Und es war auch das Schlimmste in seinem Traum. Die Seeschlange hatte ihre Niederlage gespürt. Irgendwie hatte sie gemerkt, dass er ihrem Locken nicht zum Opfer fallen würde. Mit einem Schauer begriff er, dass dieser Impuls zum Selbstmord nicht sein eigener gewesen war, sondern dass die Seeschlange ihn hervorgerufen hatte. Mit einer beiläufigen Drehung schwamm die Schlange aus der Deckung des Kielwassers und zeigte ihren gewundenen Körper. Sie war fast halb so lang wie der Rumpf der Spray und glänzte in strahlenden Farben. Sie bewegte sich ohne jede Anstrengung, beinahe so, als zöge das Schiff sie durch das Wasser. Ihr Kopf war kein flacher Keil wie bei den Landschlangen, sondern groß und gewölbt. Die Stirn sah aus wie die eines Pferdes, und an den Seiten hatte die Kreatur riesige Augen. Unter ihren Kiefern baumelten giftige Tentakel.
    Dann rollte sich das Geschöpf im Wasser auf die Seite, entblößte die helleren Bauchschuppen und starrte Brashen mit einem gewaltigen Auge an. Dieser Blick war es, der ihn vollends überwältigte. Er krabbelte auf allen vieren von der Reling weg und zurück ins Vorschiff. Und

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