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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eine Nachricht überbringen lassen, wenn er es vorgehabt hätte. Oder nicht? Er wusste, wie schwierig es um die Finanzen der Familie bestellt war; sicher hätte er sie benachrichtigt, damit Keffria ihren Gläubigern wenigstens etwas erzählen konnte. Malta heckte eine Bösartigkeit nach der anderen aus. Ronica wusste nicht einmal, womit sie beginnen sollte, aber das Ende vom Lied war, dass jetzt ein Regenwild-Händler um Maltas Hand warb. Und da seine Familie die Wechsel auf die Viviace besaß, geboten es Höflichkeit und Klugheit, zumindest seine Werbung zu akzeptieren. Dabei war Malta nicht wirklich eine Frau und noch längst nicht alt genug dafür.
    Schlimmer jedoch war, dass Davad Restate dabei gewesen war. Er hatte die ganze Woche einen Fauxpas nach dem anderen begangen, weil er aus dieser Brautwerbung unbedingt einen persönlichen Vorteil herausschlagen wollte. Doch nur weil der Mann vollkommen taktlos war, bedeutete das noch lange nicht, dass er kein Gespür für Taktik besaß. Es hatte ihres ganzen Erfindungsreichtums bedurft, um ihn abzulenken und zu verhindern, dass Reyns Familie sich beleidigt fühlte. Keffria wiederum beharrte darauf, die Familiengeschäfte zu führen. Sicher, das war ihr Recht. Aber sie schenkte ihnen leider nicht die Aufmerksamkeit, die sie brauchten. Stattdessen wurde sie vollkommen von den Blumen und Bändern dieser Brautwerbung in Beschlag genommen. Sie achtete nicht darauf, dass die Getreidefelder nur halb gepflügt waren und der Saatmond nur noch eine Woche entfernt war. Ein später Frosteinfall hatte die Hälfte der Blüten von den Apfelbäumen vernichtet. Das Dach im zweiten Schlafzimmer im Ostflügel war undicht, und sie hatten kein Geld, um es zu reparieren. Doch wenn es nicht sofort repariert wurde, würde die ganze Decke nachgeben und…
    »Mutter«, sagte Althea zärtlich. »Mutter! Einen Moment!«, wiederholte sie. »Mir brummt der Schädel!«
    »Meiner auch, und das schon erheblich länger als dir«, erwiderte ihre Mutter müde und gereizt.
    »Ich verstehe das nicht.« Althea versuchte ruhig zu bleiben, obwohl sie am liebsten geschrien hätte. »Kyle setzt die Viviace als Sklavenschiff ein? Und Malta wird praktisch an die Regenwild-Händler verkauft, um unsere Familienschulden zu bezahlen? Wie kann Keffria das zulassen, ganz zu schweigen von dir? Wie kann es so schlecht um unsere Finanzen stehen, selbst wenn die Viviace nicht zurückgekommen ist? Hat sich der Landbesitz nicht immer selbst getragen?«
    Ihre Mutter streichelte sie beruhigend. »Ich kann mir denken, dass das ein Schock für dich ist. Ich habe den allmählichen Niedergang miterlebt, aber du kehrst zurück und siehst uns finanziell am Ende.« Ihre Mutter presste einen Moment die Hände gegen die Schläfen und sah Althea abwesend an. »Wie sollen wir dich aus dieser Kleidung bekommen und dich ordentlich ankleiden, ohne dass die Diener Fragen stellen?«, sinnierte sie leise. Dann nahm sie einen tiefen Atemzug. »Es erschöpft mich so, dir all das zu erklären. Als würde ich den langsamen Tod von jemandem, den man geliebt hat, in allen Einzelheiten schildern. Gestatte mir, die Details wegzulassen. Ich sage dir stattdessen nur das: Der Einsatz von Sklaven auf den Feldern und den Obstplantagen in Chalced und sogar hier in Bingtown hat die Preise gedrückt. Wir haben unsere Arbeiter für die Felder immer angestellt. Seit Jahren haben dieselben Frauen und Männer für uns gepflügt, gesät und geerntet. Was sollen wir ihnen jetzt sagen? Es wäre gewinnbringender, die Felder brachliegen oder Ziegen darauf grasen zu lassen, aber wie können wir das unseren Bauern antun? Also machen wir verzweifelt weiter. Oder vielmehr Keffria tut es für mich. Sie hat meinen Rat angenommen. Kyle kontrolliert, wie du weißt, das Schiff. Das war mein Fehler. Deswegen bringe ich es kaum fertig, dir noch ins Gesicht zu blicken. Aber Sa stehe mir bei, Althea: Ich fürchte, er hat Recht! Wenn die Viviace als Sklavenschiff Gewinn bringt, kann sie uns alle retten. Sklaven, so scheint es, sind im Moment das einzige Mittel, um wirtschaftlich zu gedeihen. Sklaven als Fracht, Sklaven auf den Getreidefeldern, Sklaven…«
    Althea sah ihre Mutter ungläubig an. »Ich fasse es nicht, solche Worte von dir zu hören!«
    »Ich weiß, dass es falsch ist, Althea. Ich weiß. Aber was bleiben uns für Alternativen? Soll sich die kleine Malta unwissentlich in eine Ehe flirten, für die sie noch nicht reif ist, nur um unser Familienvermögen zu retten?

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