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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Starren. Stattdessen ging sie langsam um ihn herum und musterte seinen Körper abschätzend. Ihr offener Blick trieb ihm die Röte in die Wangen. Sie schnaubte missbilligend.
    »Nun, es ist zwar ersichtlich, dass du hart gearbeitet hast, aber nicht sehr schwer. Trotzdem, du bist leicht und schnell. Das ist mir an dir bereits aufgefallen. Und das zählt in diesem Spiel vielleicht mehr als Muskeln oder Masse.«
    Er sah sie verständnislos an. »Ich weiß immer noch nicht, worum es geht.«
    »Kennit hat es vorgeschlagen. Ich habe ihm erzählt, dass ich dir etwas schulde, weil du mir das Lesen beigebracht hast. Er meinte, ich sollte es auf die gleiche Weise entgelten, nämlich indem ich dir etwas beibringe, das ich gut kann. Etwas von meinen weltlichen Fähigkeiten, wie er es ausdrückte. Und deshalb bin ich hier. Zieh dein Hemd aus.«
    Langsam gehorchte er ihr. Er wollte weder darüber nachdenken, was er da tat, noch über ihre Absichten spekulieren.
    Sie lächelte finster. »Du bist so süß und glatt wie ein kleines Mädchen. Du hast nicht mal Haare auf der Brust. Ein bisschen mehr Muskeln fände ich zwar ganz angenehm, aber die werden mit der Zeit schon kommen.«
    Sie trat wieder an den Tisch, öffnete den Verschluss der flachen Dose, die dort stand, und klappte den Deckel hoch. »Einige Dinge lernt man am besten unbeobachtet«, wiederholte sie. »Die Fähigkeiten eines Mannes gehören dazu. Wenn wir es in der Öffentlichkeit machen, verspottet dich die Mannschaft vielleicht. So kannst du vorgeben, es wäre etwas, das du immer schon beherrscht hättest.« Als sie sich zu ihm umdrehte, hielt sie einen Dolch in jeder Hand.
    »Die gehören dir. Kennit hat mir erlaubt, sie dir zu geben. Du solltest damit anfangen, einen an deinem Gürtel zu tragen, wenn du in einem Hafen an Land gehst. Nach einer Weile trägst du sie dann immer und legst dir einen unter das Kissen, wenn du schlafen gehst. Aber zuerst musst du lernen, wie man sie benutzt.«
    Sie warf ihm einen zu. Die Waffe kam mit dem Griff voran auf ihn zugeflogen. Er fing sie umständlich, aber ganz gelang es ihm nicht. Die Schneide ritzte seinen Daumen. Sie lachte, als er leise aufschrie: »Das erste Blut für mich!« Ihre Augen glühten drohend. »Pack den Dolch entschlossener und mach dich bereit. Ich werde dich jetzt lehren, wie man kämpft.«
    »Ich will nicht wissen, wie man kämpft«, protestierte er bestürzt und wich zurück. »Ich will dich nicht verletzen.«
    Sie grinste fröhlich. »Ich bin vollkommen sicher, dass du das auch nicht tun wirst. Mach dir darüber keine Gedanken.« Sie war in die typische Messerkämpfer-Hocke gegangen und hielt ihre Klinge stoßbereit. Sie pendelte graziös hin und her und wechselte das Messer so schnell von Hand zu Hand, dass er der Bewegung kaum folgen konnte. Plötzlich stürzte sie sich mit dem Messer voran auf ihn wie eine Tigerin. »Konzentriere dich einfach darauf, mich davon abzuhalten, dich zu verletzen. Das ist immer die erste Lektion.«

5. Paragon sticht in See

    »Ich wünschte, wir hätten noch mehr Zeit für einige weitere Probeläufe.«
    Amber sah Althea müde an. »Wir haben keine Zeit, kein Geld, und nach jedem Probelauf verlassen mindestens zwei oder drei Matrosen das Schiff. Noch ein paar Versuche mehr, Althea, und wir haben gar keine Mannschaft mehr.« Sie hielt inne, neigte den Kopf und sah Althea an. »Führen wir dieses Gespräch eigentlich das fünfte oder das sechste Mal?«
    »Das siebenundzwanzigste Mal, meiner Rechnung nach«, mischte sich Brashen ein, der hinter sie getreten war. Sie rückten ein Stück zur Seite, um ihm Platz an der Reling zu machen. Er stellte sich zu ihnen und starrte mit ihnen über das Wasser auf die Mündung des Hafens von Bingtown. Dann lachte er leise. »Gewöhn dich dran, Amber. Seeleute reden immer über dasselbe. Die Hauptthemen sind die schlechte Nahrung, der dumme Kapitän und der ungerechte Maat.«
    »Du hast das schlechte Wetter und das widerspenstige Schiff vergessen«, fügte Althea hinzu.
    Amber zuckte mit den Schultern. »Ich muss mich an eine Menge gewöhnen. Meine letzte ausgedehnte Seereise habe ich vor vielen Jahren unternommen. Und als Jugendliche war ich eine ausgesprochene Landratte. Ich kann nur hoffen, dass sich mein Magen mittlerweile an das schwankende Deck gewöhnt hat. Immerhin habe ich viel Zeit auf dem Paragon verbracht, während er vor Anker lag.«
    Althea und Brashen grinsten beide. »Vertrau mir: Er hat sich nicht daran gewöhnt«, warnte Brashen

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