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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie. »Ich versuche, in den ersten Tagen auf See nicht zu viel von dir zu verlangen. Aber wenn ich dich brauche, dann brauche ich dich wirklich.
    Du wirst an Deck kriechen, wenn es nötig sein sollte, und zwischen deinen Ausflügen an die Reling so gut arbeiten, wie du kannst.«
    »Ihr versteht es wirklich, den Leuten Mut zu machen«, dankte ihm Amber.
    Sie schwiegen. Trotz ihres lockeren Umgangstons hatten sie alle Befürchtungen wegen dem, was sie heute erwartete. Das Schiff war beladen, und der größte Teil der Mannschaft befand sich an Bord. Was die Leute nicht wussten: Unter Deck versteckten sich sieben Sklaven, die entschlossen waren, diese Gelegenheit zu nutzen, ein neues Leben anzufangen. Althea wollte nicht an sie denken. Das Risiko, das sie eingingen, betraf nicht nur sie selbst. Wer wusste schon, was passierte, wenn jemand die Sklaven entdeckte, bevor der Paragon Anker lichtete? Außerdem wusste sie auch nicht, wie ihre angeheuerte Mannschaft auf diese zusätzlichen Matrosen reagieren würde. Hoffentlich waren sie einfach nur froh, dass mehr Leute an Bord waren, die die Arbeit erleichterten. Es würde zwar sehr wahrscheinlich einige Reibereien geben, bis die Hierarchie geregelt und die Schlafplätze verteilt waren, aber das kam an Bord jedes Schiffes vor. Althea holte tief Luft und redete sich ein, dass schon alles gut gehen würde. Trotzdem taten ihr die Männer Leid, die unter Deck eingesperrt waren. Die Anspannung und Ungewissheit mussten die reinste Qual sein.
    Im Morgengrauen würden sie aufbrechen. Althea wünschte sich beinahe, dass sie sich einfach jetzt schon davonstehlen könnten. Aber wenn man heimlich im Dunkeln Segel setzte, war das kein gutes Omen für die Reise. Klüger war es, zu warten und die guten Wünsche all derer über sich ergehen zu lassen, die kamen, um sie zu verabschieden. Außerdem hatten sie dann eine bessere Sicht und konnten die Morgenbrise nutzen, die sie schneller voranbringen würde.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Brashen ruhig, ohne den Blick vom Horizont zu wenden.
    »Er ist nervös. Und aufgeregt. Eifrig und gleichzeitig zu Tode verängstigt. Seine Blindheit.«
    »Ich weiß!«, unterbrach Brashen Amber brüsk. »Aber er hat sie schon jahrelang ertragen. Er ist sogar nach Bingtown zurückgekommen, blind und kieloben treibend. Wir haben keine Zeit, um jetzt ein gefährliches Experiment zu unternehmen, indem wir an Hexenholz herumschnitzen. Er wird uns vertrauen müssen, Amber. Er hat so viel getan, um sich zu ändern, dass ich jetzt auf keinen Fall an seinem Zustand herumpfuschen möchte. Wenn du das versuchst und dabei scheiterst.« Brashen schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist besser für uns, wenn wir ihn so segeln, wie er ist. Diese Behinderung ist ihm vertraut. Ich glaube, dass er mit der Blindheit, die er akzeptiert hat, besser zurechtkommt als mit einer großen Enttäuschung.«
    »Aber er hat sie nie wirklich akzeptiert«, gab Amber zu bedenken.
    »Zweiundvierzig«, warf Althea ein, seufzte und lächelte dann gequält. »Diese Diskussion haben wir mindestens schon zweiundvierzig Mal geführt.«
    Amber nickte. »Wechseln wir das Thema. Lavoy.«
    Brashen stöhnte und lachte dann. »Ich habe ihn auf Landgang geschickt. Er wird rechtzeitig wieder an Deck sein. Dafür garantiere ich. Und er wird mit Sicherheit einen Kater haben. Ebenso gewiss ist, dass er ihn an der Mannschaft auslassen wird. Das ist Tradition, und die Leute erwarten nichts anderes. Vermutlich wird er sie hart antreiben, und sie werden es ihm übel nehmen. Auch das ist Tradition. Er ist der Beste, den wir für diese Aufgabe verpflichten konnten.«
    Althea biss sich fest auf die Zunge. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie mit Brashen deswegen gestritten hatte. Wenn sie jetzt erneut davon anfing, würde er sie wahrscheinlich dazu bringen zuzugeben, dass Lavoy gar nicht so schlimm war, wie sie zunächst befürchtet hatte. Der Mann konnte durchaus fair sein. Zwar war er unberechenbar, aber er hielt sich an eine einmal getroffene Entscheidung. Er war ein Tyrann, so viel war ihr klar. Und Brashen wusste es ebenfalls. Doch solange er dabei nicht zu weit ging, war ein Tyrann genau das, was diese Mannschaft benötigte.
    Die Probeläufe hatten alle Schwächen der Matrosen gnadenlos ans Licht gebracht. Althea wusste jetzt, welche Leute sich nicht anstrengen würden und welche dazu einfach nicht in der Lage waren. Einige taten aus Faulheit so wenig wie möglich, andere aus Blödheit und wieder andere aus

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