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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und weinte. »Es tut mir Leid, es tut mir Leid«, schluchzte er unaufhörlich.
    »Sei ruhig«, hörte Keffria Ambers gereizte Stimme. »Du hast nichts getan. Sei einfach nur ruhig.« Als sie sich schließlich durch den Kreis von gaffenden Matrosen gedrängt hatten, blickte Amber hoch und sprach direkt mit Althea. »Hilf mir, sie vom Schiff zu bringen. Sofort.«
    Etwas in der Stimme der Fremden erstickte jeden Widerspruch im Keim. Althea bückte sich und versuchte tatsächlich, ihre Nichte hochzuziehen, doch dann war Brashen zur Stelle und hob sie einfach in seine Arme. Keffria erhaschte noch einen Blick auf Ambers entstellte Hände, bevor die Frau hastig wieder ihre Handschuhe überstreifte. Sie blickte hoch und bemerkte, wie Keffria starrte. Der Ausdruck in den Augen der Perlenmacherin ließ Maltas Mutter fast das Blut in den Adern gefrieren.
    »Was ist meiner Tochter zugestoßen?«, verlangte Keffria zu wissen.
    »Das weiß ich nicht. Ihr solltet jetzt zu ihr gehen.«
    Das Erste war ganz offenkundig gelogen, das Zweite jedoch war die reine Wahrheit. Keffria hastete hinter ihrer Tochter her, während Amber sich wieder zu der Galionsfigur umdrehte und leise und eindringlich auf Paragon einredete. Das Schiff wurde unvermittelt ruhig, und auch das Schwanken hörte auf. Dann fing Selden an zu weinen. Der Junge brach ständig aus den nichtigsten Gründen in Tränen aus. Es war nicht richtig, dass ein Junge so empfindsam war. Wie konnte sie so etwas in einem solchen Moment nur denken? »Shh, Selden. Komm mit!«, fuhr sie ihn an. Er folgte ihr klagend. Als sie schließlich auf die Pier trat, hatte Brashen seine Jacke ausgebreitet und Malta darauf gelegt. Ronica kümmerte sich um Selden, tätschelte und beruhigte ihn. Keffria kniete sich neben ihre Tochter. Dieser Vorfall war schrecklich, ein furchtbares Omen für die Abreise des Schiffs. Außerdem war es vollkommen unschicklich, dass Malta hier vor allen Spaziergängern ohnmächtig auf dem Boden lag. Im gleichen Moment stöhnte sie und begann zu reden. »Ich bin Malta«, murmelte sie. »Ich bin Malta.«
    »Ja, du bist Malta«, versicherte Keffria ihrer Tochter. »Du bist hier und in Sicherheit, Malta.«
    Das Mädchen schlug plötzlich die Augen auf, als enthielten diese Worte einen Zauber. Sie sah sich benommen um. »Hilf mir auf!«, stieß sie dann Hilfe suchend hervor.
    »Ruht Euch noch einen Moment länger aus«, riet ihr Brashen, aber Malta hatte bereits den Arm ihrer Mutter gepackt und zog sich hoch. Sie rieb sich den Nacken, zuckte zusammen und rieb sich die Augen.
    »Was ist passiert?«, wollte sie wissen.
    »Ihr seid ohnmächtig geworden«, erklärte Amber. Sie war plötzlich am Rand der kleinen Gruppe aufgetaucht. Jetzt schob sie sich dichter zu Malta und sah ihr in die Augen. »Das ist alles. Vermutlich hat die Spiegelung des Lichts auf dem Wasser Euch verwirrt. Das passiert manchmal, wenn man zu lange auf das Meer hinausblickt.«
    »Ich bin ohnmächtig geworden«, meinte Malta zustimmend. Sie hob die Hand, betastete nervös ihren Hals und lachte schwach. »Wie albern von mir!«
    Ihre Worte und ihre Gesten waren so gekünstelt, dass Keffria nicht glauben mochte, dass jemand sich davon täuschen ließ. Doch mittlerweile war auch Davad herangetreten. »Zweifellos sind die ganzen Aufregungen dafür verantwortlich«, erklärte er. »Wir alle wissen, wie sehr Malta sich nach ihrem Vater verzehrt. Zweifellos hat der Beginn dieser Rettungsaktion das arme Kind überwältigt.«
    Malta schaute ihn finster an. »Zweifellos«, sagte sie so bissig, dass selbst der dickfellige Davad die Spitze spürte. Er wich ein wenig zurück und sah sie merkwürdig an.
    »Ich bin ohnmächtig geworden«, wiederholte Malta. »Meine Güte. Ich hoffe, ich habe die Abfahrt nicht verzögert.«
    »Nicht sehr. Aber Ihr habt Recht, wir müssen aufbrechen.« Brashen drehte sich von ihr weg, aber bevor er einen Befehl geben konnte, trat Händler Ashe auf ihn zu.
    »Eure Männer sollen ihre Rücken schonen. Die Boote der Seewanderer werden euch hinausziehen.«
    »Lasst noch Platz für eins von der Winsor« , dröhnte Händler Larfa. Einen Lidschlag später hatten noch sechs andere Lebensschiffeigner ihre Hilfe angeboten. Keffria stand da und fragte sich, ob dies eine verspätete Zurschaustellung von gutem Willen war oder einfach nur ein Zeichen dafür, dass sie es kaum erwarten konnten, den Paragon aus dem Hafenbecken zu entfernen. Es hielten sich die Gerüchte, dass einige andere Zauberschiffe von

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