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ZECKENALARM IM KARPFENLAND

ZECKENALARM IM KARPFENLAND

Titel: ZECKENALARM IM KARPFENLAND Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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ausgerechned bloß den Hanni Sapper und den Obdachlosn auszusuchn.“
    „Was willsd du edz damit soogn, Kunni?“, intervenierte die Retta.
    „Ich blicke auch nicht ganz durch“, schloss sich Dirk Loos an.
    „Iech will damid soogn“, klärte die Kunni ihre beiden Zuhörer auf, „dass iech der fesdn Überzeugung bin, dass es zwischn dem Dod vo dem Obdachlosn und dem Dod vom Hanni Sapper an Zusammenhang gibd.“
    Margarethe Bauer und Dirk Loos sahen sich verständnislos an. Man sah ihnen regelrecht an, wie die Rädchen in ihren Köpfen klickerten.
    „Willsd du damid soogn“, hatte die Retta ihre Stimme wieder gefunden, „dass es bei dem Dod vo dem Obdachlosn und dem Sappers Hanni ned mid rechden Dingen zuganga is?“
    „Dees habbi ned gsachd. Iech hab bloß gsachd, dass iech deng, dass es an Zusammenhang gibd, und iech mecherd gern wissen, was dees fier a Zusammenhang is. Dees mecherd iech rausfindn, und do brauch iech eich zwaa dazu. Die Gsundheidsbehördn kenna vo mier aus in Bad Windsheim suchn, bis schwarz wern. Die wern nix weider finna, dees soch iech eich. Mier nehma unsere eigna Ermiddlunga auf.“
    •
    Der Mörder saß zuhause an seinem PC und hatte sich in das Galopprennen des Hamburger Rennclubs, in Quakenbrück eingeloggt. Beim nächsten Rennen war ein Pferd angemeldet, von dem er bisher noch nie etwas gehört hatte. Richard the Terminator . Der Name gefiel ihm. Er setzte aus Spaß zehn Euro auf Sieg auf den 256:10-Außenseiter. Vierhundert Euro setzte er auf seinen Favoriten Nightingale. Als das Rennen zehn Minuten später gelaufen war, hatte er 400 Euro in den Sand gesetzt und zweihundertachtundneunzig Euro gewonnen. Das ergab jedenfalls die endgültige Gewinnquote von Richard the Terminator , der mit zwei Längen Abstand vor dem Zweiten über die Ziellinie galoppiert war.
    Dass Kunigunde Holzmann, Margarethe Bauer und Dirk Loos beschlossen hatten, in Sachen „Zeckenstich“ eigene Ermittlungen anzustellen, hätte ihn sicherlich belustigt, wenn er es denn gewusst hätte. Eine Fehleinschätzung. So aber hatte er keine Ahnung, dass die drei Pensionäre ihm sehr bald gefährlich nahe kommen würden.
Erlangen, Schallershofer Straße, Dienstag, 4. September 2012
    Kunigunde Holzmann hatte ihren Neffen, den Kommissar, solange am Telefon gequält, bis er ihr alles, was er über den verstorbenen Obdachlosen wusste, verriet. Viel war es nicht. Dann suchte sie im Erlanger Telefonbuch nach Lisa Seitz in der Schallershofer Straße und griff zum Telefonhörer. Sie hatte sich lange überlegt, was sie der fremden Frau am Telefon sagen würde.
    Nun saßen sie, Retta und Dirk der attraktiven Mittdreißigerin gegenüber, in deren dunklen, schulterlangen Haaren sich die ersten Silberfäden zeigten. Die Kinder Jens und Tina, zwischenzeitlich zwölf und zehn Jahre alt, waren gehorsam auf ihre Zimmer verschwunden.
    „Sie dürfn uns ned falsch verschdeh, Frau Seitz, mier wolln ned in Iehrm Lebn rumkramern. Dees geht uns goar nix an“, begann die Kunni vorsichtig das Gespräch, nachdem man sich gegenseitig höflich bekannt gemacht hatte. „Bei uns im Dorf is aa a Mo an dem Krim-Kongo-Fieber gschdorbn, weil nern aa diese komischn, ausländischn Zeggn gschdochn ham, die ebenso fier den Dod vo Iehrm Ex-Mo verandwordlich sei solln. Mier drei zermardern uns die Kebf und froogn uns, warum grood die zwaa und niemand andersch gschdochn worn sen. Dees kann ka Zufall sei, maana mier, und sen sogoar überzeuchd, dass es zwischen den beidn Fällen an Zusammenhang gebn muss. Um dees herauszufindn, hoggn mier edz bei Ihna, und hoffn, dass Sie uns a weng wos ieber Iehrn Ex derzähln kenna, was uns vielleichd a weng weiderhilfd.“
    „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen wirklich weiterhelfen kann“, begann Lisa Seitz mit tiefer Stimme. „Mein Ex-Mann und ich haben ja nur wenige Jahre eine glückliche Ehe geführt, und Kuno hat nie viel über sich erzählt, obwohl er ein etwas seltsames Schicksal hatte.“
    „Wie maana Sie dees, Frau Seitz?“, hakte die Kunni nach.
    „Ich komm gleich drauf. Nur einen Moment Geduld. Kuno hatte, so erzählte er mir immer wieder, eine sehr glückliche Jugend verbracht. Bis zum Jahr 1994. Da hatte er gerade sein Abitur hinter sich gebracht und mit seinem Jura-Studium begonnen. Im Sommer 1994 kehrten seine vermeintlichen Eltern, Georg und Doris Seitz, nicht mehr aus dem gemeinsamen Urlaub zurück. Sie wurden Opfer eines schweren Verkehrsunfalls in Österreich. Ich sage vermeintlich , weil sie gar nicht

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