Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn

Titel: Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier , Teresa Sporrer , Jennifer Wolf , Cathy McAllister , Natalie Luca , Jennifer Jäger , Melanie Neupauer , Katjana May , Mara Lang , Lars Schütz , Pia Trzcinska
Vom Netzwerk:
der schattenhaften Gestalten blickte mich an, seine Augen blitzten katzenhaft auf. »Nicht vergessen«, sagte er. »Er wurde mit Absicht zurückgelassen, damit die Welt uns nicht vergisst. Damit wir Teil von ihr bleiben können. Er ist ein Anker.«
    Selbst im Traum spürte ich, wie sich meine Hand zur Faust ballte. »Aber das ist nicht fair!«, protestierte ich.
    »Niemand ist je fair zu uns gewesen. Er weiß das und wird damit leben können.« Die Gestalt drehte sich um und löste sich auf und ich spürte noch immer diese Wut in mir. »Das könnt ihr nicht tun!«, brüllte ich und meine eigene Stimme brachte mich ruckartig in die Wirklichkeit zurück. Meine Kehle war rau, meine Finger hatten sich um die Bettdecke gekrallt, im Zimmer lagen Stille und Dunkelheit wie ein erstickendes Tuch über mir. Es roch auch nicht mehr nach Vanille und ich bemerkte erstaunt, dass ich weinte.
    So ein dummer Traum!
    Ich warf einen Blick auf die Leuchtziffern meines Weckers und beschloss, dass ich unbedingt noch eine Runde wirklich erholsamen Schlafes brauchte.
    »Laura! Was ist denn los? Du kommst zu spät!«
    Mas Hämmern gegen meine Zimmertür brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich fühlte mich eigenartig, ohne sagen zu können, warum, und tastete nach dem Lichtschalter. »Komme ja schon«, murmelte ich und knipste die Lampe an.
    Das Erste, was mir auffiel, waren Tante Sonjas Häkelkissen, die ordentlich gestapelt auf meinem Schreibtischstuhl lagen. Mein Blick glitt in die Zimmerecke, von dort hin weiter zur Fensterbank – nichts.
    »Birk?«
    Ich rieb mir die Augen und setzte mich auf, doch nichts in diesem Raum erinnerte daran, dass hier jemand anders genächtigt hatte außer mir selbst. Wo war er hin? Was war passiert?
    Ich hatte ihm doch helfen wollen!
    Rasch sprang ich aus meinem Bett und schaute mich um. Auf dem Nachttisch lag der Wichtel-Taschenkalender und ich wusste genau, dass ich ihn dort nicht hingelegt hatte. Ich griff danach und schlug ihn auf – Marvins Daten waren verschwunden. An ihrer Stelle gab es dort nun die kleine Zeichnung einer Tür, die mir irgendwie vertraut vorkam, ohne dass ich sie einordnen konnte.
    »Stark genug für einen Platz in dieser Welt«, stand in krakeliger Schrift darunter. »Bin jetzt in sie hineingegangen. Danke.«
    »Oh, Birk«, flüsterte ich, während verschiedene Gefühle in mir miteinander kämpften. »Lebe wohl und werde glücklich.«
    Doch ich konnte ihn nicht aus meinen Gedanken verbannen, weder beim hastig verschlungenen Frühstück noch auf dem kalten Schulweg. Es war noch immer dunkel und frostig und die Weihnachtsdekoration in den Fenstern wirkte so trübe wie meine Stimmung. Es gab keine Katze weit und breit, die mir folgte. Kein Lebenszeichen von jemand anderem als mir selbst, bis ich die Haltestelle erreichte.
    Rikes Geplauder, mit dem sie mich empfing, bewirkte zumindest, dass ich eine Zeit lang abgelenkt war. Weihnachten stand vor der Tür, Ferien lagen vor uns – das waren doch Aussichten! Fast hätte ich mich von ihr anstecken lassen, aber als wir aus dem Bus stiegen und zur Schule hinüberliefen, schaute ich mich schon wieder um, ob ich wollte oder nicht. Niemand zu sehen – natürlich nicht …
    In der Klasse vermischte sich heute die gewohnte morgendliche Unruhe mit der Vorfreude auf die Feiertage – ich hoffte wirklich, dass niemand auf die Idee kommen würde, streng nach Plan unterrichten zu wollen. Als es zum Stundenbeginn klingelte, schoben wir uns auf unsere Plätze – doch Frau Holtkotte erschien diesmal nicht wie sonst immer pünktlich auf den letzten Ton der Schulglocke.
    Unter wilden Spekulationen von »Die ist schon in den Urlaub gefahren!« bis hin zu »Gestern zu viel Glühwein getrunken?« machten sich die Ersten auf, um nachzuschauen, was da los war. Doch noch bevor sie die Klassentür erreichten, hörten wir Schritte auf dem Flur, die sich uns hastig näherten.
    Die Tür wurde aufgerissen, und Frau Holtkotte stürzte atemlos herein. »Entschuldigung«, keuchte sie noch im Laufen. »Ich musste noch … mir wurde gerade … es ist zwar ungewöhnlich, aber …« Sie holte tief Luft und sammelte sich. »Liebe Klasse, nach den Ferien werdet ihr einen neuen Mitschüler bekommen. Er ist heute schon hier, um euch kennenzulernen. Komm ruhig rein, Birger, sei nicht schüchtern.«
    Aller Augen richteten sich auf die Tür des Klassenzimmers, in der jetzt ein Junge in unserem Alter erschien – groß, ein bisschen unbeholfen, mit rundem Gesicht und

Weitere Kostenlose Bücher