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Zeit des Zorn

Zeit des Zorn

Titel: Zeit des Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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jetzt nicht
hinfahren«, überlegt Ben, »können wir nie wieder hin. Dann wissen sie, dass
wir's waren.«
    Also fahren sie nach
Table Rock, bereiten sich aber auf die bevorstehende Invasion vor. Flinten,
Pistolen, Gewehre, Maschinengewehre - Chons komplettes Arsenal liegt bereit.
Aber nicht mal die Mexikaner würden am helllichten Tag in Laguna Beach in ein Strandhaus
platzen und eine Schießerei anfangen.
    Wenn sie uns drankriegen
wollen, das weiß Chon, dann warten sie.
    Mindestens bis es Nacht
wird.
    Wahrscheinlicher aber
werden sie mehr Geduld aufbringen. Die Profis mit dem langen Atem schicken,
die sie wegpflücken, sobald sich eine gute Gelegenheit bietet.
    Was sicherlich früher
oder später der Fall sein wird. Ganz bestimmt.
    Aber es kommt keine
Invasion, es kommt eine SMS.
    Ben wird zu einem Treffen
beordert. Komm allein.
    »Die wollen dich
einkassieren«, sagt Chon.
    »Oder auf dem Hin- oder
Rückweg erschießen«, sagt Ben.
    »Das bezweifle ich«, sagt
Chon. »Die werden dich vorher foltern. Wahrscheinlich sogar mitschneiden, um
anderen damit eine Lektion zu erteilen.«
    »Danke.«
    Aber er geht trotzdem
hin.
     
    Er
dreht den Spieß um. Geht in die Offensive.
    Er trifft Lado und
Alex an einem öffentlichen Ort, der Strandpromenade in Town Beach, erfährt von
dem blutigen Überfall und dass sie ihm unterstellen, die Finger im Spiel gehabt
zu haben, und geht hoch.
    »Unternehmt lieber was
dagegen«, sagt Ben zu Lado. »Seit Jahren bin ich im
Geschäft, und bei mir hat nie jemand auch nur einen Kratzer abbekommen. Kaum
lass ich mich mit euch ein, werde ich überfallen, und jetzt erzählt ihr mir,
zwei von euren Leuten sind sogar tot?!«
    »Reg dich ...«
    »Reg du dich ab«, sagt Ben und versetzt
Alex einen leichten Schubs gegen die Brust. »Ich dachte, ihr seid das scheiß Baja-Kartell.
Ich dachte, ihr bietet uns Schutz. Naja, Mädchen von der Straße weg entführen,
das könnt ihr, aber wenn's um ...«
    »Jetzt reicht's.« Kam von Lado.
    Ben hält die Klappe,
schüttelt aber den Kopf und geht weiter vor ihm her.
    Schöner Tag in Town Beach.
Im Wasser sind Leute.
    Schlanke, große Frauen
beim Volleyball. Die Muskeln auf ihren nackten Bäuchen sind so straff gespannt
wie Trommeln.
    Die Jungs sind draußen
auf dem Basketball-Court. Schwule Männer mittleren Alters gucken von den
Bänken aus zu.
    Auf all das scheint die
Sonne.
    Ein neuer Tag im
Paradies.
    Alex holt ihn ein. »Du
behauptest, du hast nichts damit zu tun.«
    »Ich behaupte«, behauptet
Ben, »dass ich mit euch nichts mehr zu tun habe, wenn das so weitergeht.
Mir scheißegal, ob wir einen Deal haben, ich werde meine Leute nicht in Gefahr
bringen. Ihr wollt meine Ware, dann garantiert uns gefälligst Sicherheit, sonst
mache ich den Laden dicht. Kannst gleich die Königin anrufen und ihr das
ausrichten. Oder noch besser, lass mich mit ihr sprechen, dann sag ich's ihr
persönlich.«
    »Ich glaube nicht, dass
du das willst, Ben«, sagt Alex. »Denk dran ...«
    »Oh ja, ich denk dran«,
sagt Ben und guckt Lado eindringlich an. »Und was
eure beschissenen Unterstellungen angeht, eure dämlichen Vorwürfe, von wegen wir
hätten die Finger mit drin, fickt euch und den Ziegenbock, auf dem ihr angeritten
seid, gleich mit. Ich lass mir die Scheiße nicht länger bieten.«
    »Wir bestimmen, was du
dir bieten lässt«, sagt Lado.
    »Sorgt dafür, dass ihr
eure Probleme in den Griff bekommt, okay?«, sagt Ben. »Macht euch um mich keine
Sorgen. Ich kümmer mich ums Geschäft.«
    Er geht weg.
    Überquert den Pacific
Coast Highway und lässt sie stehen.
    Sal findet Jesus.
    Ja, okay, billiger Witz, aber
was will man machen, so heißt er nun mal.
    Sie finden Jesus, wo sie
ihn immer finden, auf dem Parkplatz hinter dem Getränkeladen, neben der
Autowaschanlage, wo er mit fünf anderen 94ern rumhängt, Bier trinkt und ein
bisschen Gras raucht.
    Elf Uhr vormittags, und
sie sind völlig drüber.
    Seit drei Jahren
versuchen Sal und Jumpy jetzt schon, bei den
94ern einzusteigen, aber sie bleiben außen vor. Jesus hat ihnen erklärt, dass
es nicht mehr so läuft wie früher - wenn man im Barrio gewohnt hat, kam man
über einen Kontaktmann rein - jetzt muss man erst mal abliefern, m'ijo, ese. Man
muss was ranschaffen - wie hat Jesus gesagt? Aktivposten vorweisen.
    »Hola,
Jesus.«
    Hola, hola, m'ijo, und der ganze Scheiß.
     
    Jesus ist kein Kind mehr.
    Er ist dreiundzwanzig,
und von seinen dreiundzwanzig Jahren hat er acht hinter Gittern verbracht.
Hatte Glück, dass es

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