Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
Vom Netzwerk:
ei­gent­lich auch nichts aus.
    Ich sprach mit dem Ers­ten, er­zähl­te ihm, was vor­ge­fal­len war, und frag­te ihn, was ich jetzt ma­chen soll­te. Viel­leicht woll­te er, daß ich die Woh­nung des Man­nes im Pa­last un­ter­such­te, um her­aus­zu­fin­den, wer er wirk­lich war, und um ei­ne Ant­wort auf die Fra­gen zu fin­den, was hin­ter al­le­dem steck­te.
    Mit ge­nug Nah­rungs­mit­teln be­la­den, um ihm die Rei­se zu­rück ins Saar­land oh­ne Schwie­rig­kei­ten zu er­mög­li­chen, wink­te Sir Guy von An­gel dem Paar zu, das in der Tür des Bau­ern­hau­ses stand, und setz­te sich in die Rich­tung in Be­we­gung, die ihm ge­nannt wor­den war – un­ge­fähr nach Nord­wes­ten. Er woll­te sie nicht da­durch ent­täu­schen, daß er gleich nach Os­ten ritt.
    … Flan­dern…
    At­ti­la wür­de nicht von ihm er­war­ten, daß er sich dort­hin wag­te, um die Frau zu­rück­zu­brin­gen. Oder wür­de er es doch tun? Viel­leicht soll­te er be­rich­ten, sie sei tot. Er wuß­te nicht, ob sie in Flan­dern war oder ob sie ge­ra­de dort­hin ge­bracht wur­de, aber nach dem zu ur­tei­len, was ihm der al­te Mann in dem Bau­ern­haus und der al­te Mann in Blan­cz er­zählt hat­ten, war das mehr als nur ei­ne va­ge Mög­lich­keit. Er hat­te nichts an­de­res, von dem er hät­te aus­ge­hen kön­nen.
    At­ti­la hat­te sie nie ge­se­hen, des­sen war er sich si­cher. Viel­leicht könn­te er je­mand an­ders mit zu­rück­neh­men – das Mäd­chen aus dem Bau­ern­haus zum Bei­spiel, wenn er sie fand. Wür­de sie nicht be­reit sein, die Mä­tres­se ei­nes Kö­nigs zu wer­den? Sir Guy ver­mu­te­te, daß dies al­les war, wo­zu der Kö­nig sie ha­ben woll­te; und wür­de nicht je­de Frau ei­ne sol­che Ge­le­gen­heit er­grei­fen? Sie könn­te be­haup­ten, daß sie die Frau aus dem Dorf sei, und Sir Guy könn­te heim­ge­hen. Wahr­schein­lich wä­re es noch leich­ter, ei­ne Lei­che, ir­gend­ei­ne Lei­che, mit zu­rück­zu­brin­gen und so zu tun, als wä­re sie je­ne, die er für At­ti­la fin­den soll­te. Konn­te da ir­gend je­mand be­haup­ten, daß sie es nicht war? Es gab nie­man­den, der be­schrei­ben konn­te, wie sie wirk­lich aus­sah. Flan­dern konn­te an­de­rer­seits doch so schlimm nicht sein. Es war ein Land wie je­des an­de­re. Viel­leicht mit viel mehr Sol­da­ten. Mög­li­cher­wei­se von sehr, sehr vie­len Zau­be­rern be­wohnt.
    Er war Ers­ter Rit­ter. Und er hat­te Fell und die­sen Dra­chen, die ihm hal­fen. Er wür­de nicht schei­tern; er konn­te nicht schei­tern. Da er mehr Angst da­vor hat­te um­zu­keh­ren, als wei­terzu­ma­chen, wähl­te er den ein­zi­gen Weg, der ihm of­fen stand. Er sag­te sich im­mer wie­der: Wenn er schon ster­ben muß­te, gab es da­für kei­ne eh­ren­vol­le­re Art als im Dienst sei­nes Kö­nigs. Aber die­ser Ge­dan­ke be­sänf­tig­te ihn ir­gend­wie kaum, ge­nau­so we­nig wie sein un­be­que­mer Sat­tel.
    Der Ers­te sag­te mir, was ich zu tun hat­te. Und ich hat­te zu tun, was mir ge­sagt wur­de. Näm­lich das Mäd­chen zu fin­den. Nicht aber die Sa­chen des Man­nes durch­zu­wüh­len, der ver­sucht hat­te, mich um­zu­brin­gen. Es schi­en – zu­min­dest für den Ers­ten – so­gar un­wich­tig zu sein, daß ihm das nicht ge­lun­gen war. Für den Ers­ten schi­en der Tod des Frem­den kei­ne be­son­de­re Be­deu­tung zu ha­ben. Dar­über war ich er­freut.
    Ich ritt aus Ver­dun her­aus und frag­te mich einen Au­gen­blick lang, was der Stall­be­sit­zer wohl tun wür­de. Wür­de er zu­viel Angst ha­ben, das Vor­ge­fal­le­ne wei­ter­zu­er­zäh­len, nach­dem ich ihn da­vor ge­warnt hat­te, den Mund auf­zu­ma­chen? Oder wür­de er es sich nicht ver­knei­fen kön­nen?
    Au­ßer mit ei­nem Pferd konn­te man sich auf der Ober­flä­che nur zu Fuß von ei­nem Ort zum an­de­ren be­we­gen. Es gab zwar Flüs­se und Ru­der­boo­te, aber die führ­ten nicht not­wen­di­ger­wei­se dort­hin, wo­hin man woll­te. Das Rad war als Er­fin­dung nicht aus dem Be­wußt­sein ver­schwun­den – es gab Bau­ern­kar­ren, ab und zu ei­ne Kut­sche ei­nes Ari­sto­kra­ten –, aber ein or­ga­ni­sier­tes Trans­port­sys­tem fehl­te. Und was mich be­traf, so hät­ten sie sich nicht die Mü­he

Weitere Kostenlose Bücher