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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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schob Janis dem beeindruckenden Tier einen Streifen Speck zu, das ihm dankbar aus der Hand fraß.
    „Beruhigt euch wieder“, beschwor er die Streitenden. „Theasa, reg dich nicht auf. Du weißt, dass wir viel verlangen. Es ist eine zermürbende Aufgabe. Keiner von uns
sieht gern dabei zu.“
    „Ja, es ist ekelhaft. Und der Grund, warum wir es tun. Damit wir nie vergessen, wie sehr wir gelitten haben!“, rief sie und rammte den Dolch, mit dem sie die Kartoffeln schälte,
in die Tischplatte.
    Janis legte den Kopf schief: „Glaubst du, dass du ausgerechnet mich an unsere Grundsätze erinnern musst?“
    „Ich habe den Kerl geholt. Und habe mich damit in größere Gefahr gebracht als jeder andere von euch. Der Mann ist selbst für mich gefährlich“, schaltete der
Wargssolja sich bissig ein. Seine Hände, die nahezu zärtlich über das Gefieder des Adlers strichen, bildeten einen krassen Gegensatz zu seinen scharfen Worten. „Ich kann ihn
nicht leiden. Er ist ein arroganter Bastard. Ich habe genug für ihn getan.“
    Theasa schnaubte: „Du kannst niemanden leiden, wenn dir die Knochen wehtun und du Lotus brauchst. Das ist kein Argument.“
    Seufzend warf Janis seiner Weggefährtin einen Blick zu, bat sie stumm, sich zurückzuhalten. Ob sie nun recht hatte oder nicht, es brachte sie nicht voran, wenn sie zu viel Druck
ausübte und Geryim reizte.
    Theasa zuckte fast unmerklich die Achseln.
    Nachdenklich kratzte Janis sich am Bart, während er beobachtete, wie Geryim Syvs Flügel spreizte und ihm dabei in seiner gutturalen Muttersprache beruhigend zuflüsterte.
    „Du kennst die Regeln, Geryim“, sagte er besänftigend. „Jeder von uns befreit einen Assassinen und bringt ihn her. Wenn derjenige sich entscheidet zu bleiben, steht er ihm
während des Entzugs bei. Nicht nur, damit es nicht immer dieselben Leute sind, die diesen Albtraum miterleben, sondern auch, damit du nie vergisst, wie schwer es ist, sich vom Zenjanischen
Lotus zu lösen.“
    „Das vergesse ich auch ohne Erinnerung nicht.“ Geryims gelbe Augen wurden trüb, als ungewollt sein eigener Entzug in ihm wachgerufen wurde.
    „Es gehört dazu. Du warst auch dankbar, dass Uda für dich da war, als es dir schlecht ging.“
    Die Männer tauschten einen dunklen Blick miteinander aus, Theasa sah zu Boden.
    Der Verlust von Uda schmerzte die Bruderschaft tief. Die Assassinin aus der Gosse von Auralis hatte nach dem Entzug ein herzliches Gemüt entwickelt, mit dem sie ihre Gefährten aus
tiefster Trübsal zu retten wusste. Dass in ihr eine Dunkelheit vorherrschte, die nie Licht sah, hatte keiner von ihnen ahnen können. Es war ein wenig finsterer in der Festung, seitdem sie
tot war.
    Abgesehen von der Lücke, die Uda in ihren Reihen hinterließ, fiel es den Assassinen schwer, sich mit ihrer neuen Sterblichkeit abzufinden. Mit einer Sterblichkeit, die plötzlich
Angst nach sich zog.
    „War ich“, gab Geryim zu. „Aber Uda war eben ... Uda. Und Sothorn könnte ich an die Gurgel gehen. Ihr hättet erleben sollen, wie hochmütig er mir entgegen
getreten ist. Keine Spur von Respekt. Er hat gelacht.“
    „Du warst nicht anders“, erinnerte Janis ihn mit einem schiefen Grinsen. „Und natürlich ärgert es dich, dass er dich betrunken und am Ende seiner Kräfte besiegt
hat.“
    „Er hat mich nicht besiegt. Er ist geflohen!“
    „Wie dem auch sei: Sothorn kann sich Hochmut leisten. Er ist der fähigste Assassine in ganz Sunda. Aber du weißt selbst, dass er im Augenblick noch einer Waffe in der Scheide
gleicht. Keiner von uns weiß, was für ein Mensch er unter dem Nebel ist.“
    „Die Überzeugungsarbeit kannst du dir sparen“, mischte Theasa sich gereizt ein. Sie sprang auf und hantierte an einem nahen Arbeitstisch, bevor sie mit einem zur Hälfte
gefüllten Becher in der Hand zurückkehrte. „Trink. Danach bist du hoffentlich einsichtiger.“
    Ihre Finger berührten sich, als Geryim gierig nach dem Becher griff und ihn bis zur Neige leerte. Er bekam die Droge sechs Stunden zu früh, aber das ließ sich verschmerzen,
solange es eine Ausnahme blieb.
    Janis wartete, bis der verbissene Zug um den Mund des Wargssolja verschwand. Syv stieß einen leisen Schrei aus und ließ sich unter dem Flügel streicheln, während Geryim mit
geschlossenen Augen dasaß und darauf wartete, dass die Schmerzen nachließen. Nach einer Weile streckte er sich brummend und bewegte prüfend die Schultern.
    „Besser?“, fragte Janis, obwohl er die Antwort

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