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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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sich herumsprechen, dass jemand Schurken befreit und
Rache nimmt. So aber gibt es nur ein paar Assassinen mehr, die abhandengekommen sind. Die eines Tages nicht nach Hause kamen. Weißt du, wie viele Meuchelmörder nicht von ihren
Aufträgen zurückkehren? Glaubst du, ihre Herren lassen nach ihnen oder ihren Leichen suchen? Das sind wir ihnen doch gar nicht wert.“
    Sothorn knurrte leise. Er wusste nicht, wie andere Handelsherren mit ihren Meuchelmördern umgingen. Aber er kannte Stolan von Meerenburg und zweifelte daran, dass er seinen Verlust
hinnehmen würde, ohne nach ihm zu suchen.
    Stur brummte er: „Ihr verschätzt euch. Mein ... ehemaliger Meister geht keine Risiken ein. Er wird mich jagen lassen. “Mit erlahmender Stimme fügte er hinzu:
„Und er wird mich finden.“
    Urplötzlich erhellte ein winziges Lächeln Geryims strenge Züge. Seine Mundwinkel hoben sich unmerklich, als er wisperte: „Hast du Angst? Angst, dass er dir alles nehmen
könnte?“
    „Nein!“, fauchte Sothorn unbehaglich zurück.
    Der Ausdruck in Geryims Augen missfiel ihm. Er machte ihn nervös. Wohin war der Mann verschwunden, der ihm in der Grotte unter der Festung unmissverständlich klar gemacht hatte, dass
er ihn nicht leiden konnte? Der ihm am liebsten an die Kehle gegangen wäre?
    Allmählich bekam er den Eindruck, mit einem lichtliebenden Zwilling Geryims zu tun zu haben.
    Und ja, er hatte Angst. So viel Angst, wie er empfinden konnte. Nervosität. Sorge, dass seine kaum vorhandenen Hoffnungen von einem besseren Leben enttäuscht wurden. Angst vor den
langen Wochen in diesem Gefängnis und dem, was ihn hier erwartete.
    Aber er hätte sich lieber ein Stück Zunge abgebissen, als ausgerechnet Geryim zu gestehen, wie er empfand.
    „Dann ist es ja gut“, lächelte der Wargssolja spöttisch und berührte die schwarze Tätowierung unter seinem Auge. „Aber lass dir versichern, dass du dir
keine Gedanken machen musst. Niemand weiß von unserem Bau. Die Festung ist nur über dem Seeweg zu erreichen und vom Wasser aus nicht zu sehen, wenn man nicht weiß, wo sie ist. Es
hat in der Vergangenheit noch nie Schwierigkeiten mit übereifrigen Verfolgern gegeben. Ja, einige von uns wurden gesucht, aber keiner wurde gefunden.“
    „Sicher, dass deren Herren dieselben Mittel zur Verfügung standen wie Stolan? Ich weiß nicht, in wessen Diensten du standest, aber Stolan von Meerenburg gibt sich nur mit dem
Besten zufrieden“, fragte Sothorn aggressiv.
    „Ziemlich sicher. Mach dir keine Sorgen. Du gehörst zu uns. Wir beschützen dich. Du schützt uns. Und ich würde dir empfehlen, dir nicht den Kopf zu
zerbrechen.“
    Sothorn verspürte den Drang, Geryim das noch halb beladene Tablett an den Kopf zu werfen. Seine gönnerhafte Art und die mangelnde Bereitschaft, sich ärgern zu lassen, machten ihn
wütend. Er fühlte sich hilfloser denn je.
    Andere Menschen sollten ihn beschützen? Für seine Sicherheit verantwortlich sein? Das war lächerlich – und verflucht ungewohnt.
    Und Geryim? War verrückt oder hatte seinen Zwillingsbruder zu Sothorn geschickt. Oder hatte von gestern auf heute seine Meinung über ihn geändert. Warum? Wegen Syv? Weil der Adler
sich Sothorn genähert hatte? Das ließ sich herausfinden.
    „Wie ist das eigentlich“, fragte er herausfordernd. „Freundet Syv sich schnell mit Menschen an? Er wirkte gestern fast zahm.“
    Geryim schmunzelte: „Er ist alles, aber nicht zahm. Er ist kein Haustier“, er machte eine kleine Pause, „es ist ungewöhnlich, dass er bei der ersten Begegnung einen
Fremden an sich heran lässt.“
    Sothorn verkniff sich die Bemerkung, dass er dem Adler gestern keineswegs zum ersten Mal begegnet war, und dachte sich seinen Teil.
    * * *
    Es begann in seinen Eingeweiden. Natürlich. Es hätte in seinem Kopf anfangen können, in seinen Beinen, Armen, den Händen oder im Rücken.
    Aber nein, als Erstes begann es im Bauch zu ziehen. Noch war es ein unschuldiger Schmerz. Ein Zupfen auf halbem Weg zum Unterleib, sachter Druck, ein Glucksen und Kollern in den
Gedärmen.
    Sothorn konnte damit leben, aber ein anderer Beginn der Tortur wäre ihm lieber gewesen.
    Um seine verkrampfte Bauchmuskulatur zu entspannen, schritt er langsam in der Zelle auf und ab. Dass er keine Aufgabe hatte, nicht einmal seine Waffen pflegen konnte, wie er es sonst gerne tat,
wenn er sich konzentrieren wollte, machte ihn unruhig.
    Überhaupt löste sich der Schleier um seinen Geist auf. Stück für Stück

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