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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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hatten Sothorns Gedärme den Versuch aufgegeben, ihn umzubringen. Geblieben waren die milden Schmerzen eines
beleidigten Unterbauchs und ein Brennen, über das er nicht genauer nachdenken wollte. Stattdessen waren Schwindel und Übelkeit über ihn hereingebrochen wie ein Platzregen.
    „Selbstverständlich ich schon wieder“, gab Geryim zurück und baute Sothorns Frühstück neben ihm auf. Syv, der auf seiner Schulter hockte und die gekrümmten
Klauen in seine Schulter grub, stieß einen leisen Schrei aus.
    „Aber warum denn so früh?“ Sothorn musste sich eingestehen, dass er quengelig klang. Doch solange die würgende Übelkeit seinen Körper regierte, war seine
Toleranzgrenze für schwer einzuschätzende Besucher weit unten.
    „Weil du mich gestern drei Mal hinausgeworfen hast und weil es hier riecht, als solltest du dringend viel trinken“, antwortete Geryim lapidar.
    Gereizt warf Sothorn mit einer Handvoll Stroh nach dem Wargssolja und ärgerte sich, dass er ihm keinen Funken Würde ließ.
    Musste Geryim darauf anspielen, dass man roch, mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen gehabt hatte?
    Wo er gerade bei Gerüchen war: Der Gestank frischer Hafergrütze kroch Sothorn in die Nase und brachte ihn dazu, sich stöhnend auf die Seite zu rollen. Seine Finger krallten sich
im Stoff seiner Hose fest, als sein Gleichgewichtssinn die abrupte Bewegung mit wildem Kreiseln bestrafte. Sein Mundraum wurde trocken, als eine eindeutige Aufwärtsbewegung durch seine Kehle
kroch.
    Sothorn zwang sich zu schlucken. Bei allen Göttern, er war leer. Wie konnte ihm noch übel sein?
    „Komm schon, du solltest wenigstens etwas trinken“, forderte Geryim ihn in neutralem Tonfall auf und lenkte Sothorn kurz von seinem Dilemma ab.
    Er verstand den Wargssolja nicht. Drei Mal hatte er ihn gestern beschimpft, drei Mal unter Androhung von körperlicher Gewalt aus der Zelle geworfen, und trotzdem kehrte Geryim wie ein
treuer Hund zu ihm zurück. Brachte ihm Essen und Wasser, leistete ihm Gesellschaft. Klang ungerührt, als hätte es die kreativen Beleidigungen nie gegeben.
    Nach ihren ersten Begegnungen hatte Sothorn gedacht, Geryim wäre ein Mann, der bereit war, einem Feind für einen schiefen Blick einen Finger zu brechen; für eine gröbere
Unhöflichkeit den Hals.
    Ein Teil von ihm hatte sich nach einem Zusammenstoß gesehnt. Nach einer Reaktion auf den Zorn, der in ihm zu schwelen begann. Aber Geryim hatte sich nicht provozieren lassen. Nicht, als
Sothorn ihn Hurensohn, lausige Hafenratte, Feigling, schwaches Weibchen, Schoßhund und Versager rief, nicht, als er ihm vor das Schienbein trat. Letzteres wäre effektiver gewesen, wenn
Sothorn Stiefel getragen hätte.
    Ein Mund voller Galle – ausgelöst vom deftigen Geruch der mit Speck versetzten Grütze – lenkte Sothorns Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und seinen
protestierenden Magen. Ungehalten stieß er mit dem Ellenbogen nach der Holzschüssel, sodass ihr Inhalt über den Steinboden schwappte.
    Ein unterdrückter Laut drang durch den Wall aus Übelkeit, als Geryim leise fluchte, Syv absetzte und sich zur Tür umdrehte. Zwei Mal schlug er mit der Faust gegen das Holz, bevor
er brüllte: „Kara, ich brauche einen Lappen und einen Eimer Wasser.“
    Die Rufe brachten Sothorns Ohren zum Klingeln. Durch seine halb geschlossenen Lider betrachtete er einen geknickten Strohhalm, sah dabei zu, wie er sich im nicht vorhandenen Wind bog wie
Getreide auf dem Acker.
    Während Geryim die Schweinerei hinter ihm entfernte – klaglos, schweigend -, dachte Sothorn sehnsüchtig daran, sich zu übergeben. Die Übelkeit war so
drückend, das Glucksen und Aufbäumen des Magens so unangenehm, dass er sich Erleichterung davon versprach, sich zu erbrechen.
    „Wie geht es dir heute?“, fragte Geryim, nachdem er die Putzutensilien nach draußen gereicht und Platz genommen hatte. Syv näherte sich ihm und richtete sich auf; den
wachsamen Blick zur Fensteröffnung gewandt. Er schlug mit der unverletzten Schwinge, sodass seine Federn raschelnd über den Fels glitten.
    „Zum Kotzen“, presste Sothorn wahrheitsgemäß hervor. „Und nein, ich werde nichts trinken und brauche auch keine guten Ratschläge.“
    „Gut, dann bleibe ich hier sitzen und sage gar nicht.“
    Sothorn wollte aufbegehren. Warum konnte Geryim ihn nicht in Frieden lassen? Warum musste er ihm seine Gesellschaft aufzwingen? Warum konnte er es nicht dabei belassen, ihm Wasser zu bringen,
und ihn anschließend in

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