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Zornesblind

Zornesblind

Titel: Zornesblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Slater
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eine massive Eichentür. Sauschwer und der teuerste Posten auf seiner Liste.
    Dazu packte er noch fünf große Kanister Steinman’s Holzlasur in den Wagen – ohne die ging gar nichts.
    Auf dem Weg zur Kasse passierte er die Elektroabteilung und blieb stehen. Ihm kam spontan eine Idee. Logo, der Sound musste stimmen! Er steuerte den Einkaufswagen zu den Akkuschraubern. Es gab zig Modelle und Marken – wie Bosch und Milwaukee und Ridgid –, trotzdem war das Richtige nicht dabei.
    Ein junger Angestellter trat zu ihm und sprach ihn unaufgefordert an. »Die DeWalt hat die meiste Power, wenn es das ist, was Sie suchen: 450 Watt. Aber die Makita hat den besten Akku.«
    Die Natter wog jeden einzelnen Akkuschrauber in der Hand und schaltete ihn ein. Sobald er das laute, schrille Motorsirren hörte, meinte er kopfschüttelnd: »Nicht gut. Ich suche eine, die leise ist.«
    »Leise?«, wiederholte der Angestellte.
    »Mhm, Probleme mit den Ohren.«
    »Oh, Lärmschutzsysteme haben wir in Gang …«
    »Danke, ich schau schon selbst.«
    Der Angestellte nickte und lief den Gang hinunter, um einen anderen Kunden zu beraten. Sobald er weg war, konzentrierte die Natter sich abermals auf die Regale. Er ließ sich Zeit und testete jeden Akkuschrauber. Beim siebten Gerät griente er zufrieden. Es war eine Black & Decker . Weniger Power als die anderen, aber genug für das, was sie leisten musste. Am wichtigsten war der Geräuschpegel. Die Natter schaltete die Maschine ein und lauschte dem weichen Surren des Motors.
    Es war kaum zu hören.
    Er gab das Gerät in seinen Einkaufswagen und fuhr zur Kasse. Sein Einkauf belief sich auf einhundertneunundachtzig Dollar und siebenundneunzig Cent. Die Natter grinste. Weniger als zweihundert Riesen.
    Nicht schlecht für ein ausgeklügeltes Mordequipment.

32
    Striker verließ die Zentrale von Wagen 87, frustriert und wütend über die ganze Situation. Seitdem er bei der Polizei von Vancouver arbeitete, wurde er das Gefühl nicht los, dass die Kommunikation zwischen den Notfalleinrichtungen – Polizei, Rettungswagen, Feuerwehr, Krankenhäusern und Psychiatrie – sehr zu wünschen übrig ließ. Einerseits verständlich, andererseits verdammt lästig.
    Verflucht, wie sollten sie ihren Job anständig machen, wenn ihre eigene Abteilung ihnen Akten vorenthielt?
    Es war zum Wahnsinnigwerden.
    Felicia überlegte laut. »Larisa wurde vom Vancouver Police Department eingestellt, also nicht direkt von der Stadt. Wenn ihre Datei privatisiert wurde, dann ist da irgendwas drin, was offenbar für brisant gehalten wird.«
    Striker nickte bekräftigend. Eine Datei zu privatisieren war nichts Ungewöhnliches in ihrer Abteilung, besonders wenn es Mitarbeiter betraf. Meistens wurde es aus Respekt vor der Privatsphäre gemacht – die in der Datei aufgeführte Person wollte nicht, dass ihre Kollegen private Details erfuhren. Privatisierte Dateien konnten von niemandem gelesen werden.
    Bisweilen machte das Sinn.
    Bei Larisa Logans Akte war man jedoch einen Schritt weiter gegangen. Ihre Datei war nicht nur privatisiert, sondern im System unsichtbar gemacht worden. Folglich konnten nur autorisierte Personen sehen, dass die Datei existierte. Für alle anderen war sie nicht existent.
    Da dies nur in Ausnahmefällen gemacht wurde, stellte sich für Striker die Frage: Was genau war im letzten Jahr mit Larisa passiert?
    »Ich hab bisher noch nie mit solchen Dateien zu tun gehabt«, räumte Felicia ein. »Wie bekommen wir da Zugang?«
    »Wir sowieso nicht.« Striker streifte sie mit einem kurzen Seitenblick, während er fuhr. »Das Führungsetage reißt sich da nicht drum – sorgt nämlich immer für Riesenprobleme mit der Gewerkschaft und dem Personalrat. Arbeitsrecht und so ’n Kram.«
    »Na, aber irgendeiner muss doch Zugang haben.«
    »Du Blitzmerkerin.«
    »Wer denn? Inspektor Laroche?«
    Striker wieherte los. »Spinnst du? Laroche würde mit Himmel und Hölle zu verhindern versuchen, dass wir die Datei zu sehen bekommen. Der will mit Sicherheit keine schlafenden Hunde wecken.«
    »Irgendeine Idee, wie wir Zugang zu der Akte bekommen?«, stöhnte sie leicht genervt.
    »Jep. Superintendent Brian Stewart ist ein noch höheres Tier als Laroche.«
    Striker fuhr zur 2120 Cambie Street, um mit dem Superintendent zu sprechen. Stewart war ihre einzige Hoffnung, um schnell Zugang zu der Datei zu bekommen. Ansonsten würden sie mit einem der Deputy Chiefs verhandeln müssen.
    Und das konnte erfahrungsgemäß dauern.
    Das Büro

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