Zuckersueßes Chaos
dass ich es hasste, wenn man mich als rothaarig bezeichnete.
Kapitel 14
Schon von außen machte das
Mickeys
keinen frauenfreundlichen Eindruck. Laute, grölende Stimmen, beißender Zigarettenqualm, der in dicken Rauchschwaden aus den angekippten Fenstern drang - okay, das war vielleicht etwas übertrieben - und eine Menge Alkohol, dessen Gläser man schon von außen klirren hören konnte.
»Bist du mit jemandem hier?«, fragte der Mann neben dem Eingang und beäugte mich misstrauisch. Ich würde nicht so weit gehen, ihn als Türsteher zu bezeichnen, denn mit seinem verwitterten Gesicht, den strähnigen langen Haaren und knochendünnen Armen machte er keinen soliden Eindruck, aber womöglich sollte er ein Auge darauf haben, wer das Lokal betrat.
»Ich bin verabredet«, antwortete ich und lief selbstbewusst an ihm vorbei. Bevor ich die Tür jedoch passierte, raunte er mir zu.
»Das hier ist kein Ort für dich, Schätzchen. Was auch immer du hier willst, mach schnell und dann geh nach Hause.« Damit nahm er einen Schluck aus seiner Whiskeyflasche und ich lief hinein. Okay, vielleicht war das mit den Rauchschwaden doch nicht so übertrieben gewesen, dachte ich, als ich die dicke Luft einatmete. Das Erste, was mir auffiel, war, dass ich außer drei Kellnerinnen nur eine von wenigen Frauen war. Das männliche Geschlecht überwog hier eindeutig. Das Lokal war gut gefüllt und von jeder Menge zwielichtiger Gestalten heimgesucht, die mich nur allzu gut an Jason erinnerten. Hier wurde eine Menge Schwarz getragen, was mich ein bisschen schmunzeln ließ. Jetzt verstand ich, warum sich Jason fast jede Nacht hier herumtrieb.
Hier musste er sich ja pudelwohl wohlfühlen. Das Lokal war überschaubar und so viel Schwarz ich auch sah, Jason hätte ich sofort erkannt, wenn er hier gewesen wäre. Ich presste enttäuscht die Lippen zusammen, gab aber nicht so schnell auf. Wenn Jason fast jeden Abend hier war, konnte mir vielleicht einer der Mitarbeiter sagen, zu welcher Uhrzeit er für gewöhnlich auftauchte. Als ich die Bar ansteuerte, spürte ich den einen oder anderen Blick auf meinem Dekolleté haften, ließ mir aber nichts anmerken. So viel Testosteron auf einen Haufen, gemischt mit jeder Menge Alkohol – was erwartete ich da?
»Entschuldigen Sie«, sagte ich zu der tätowierten Barkeeperin und unterbrach sie in ihrer Arbeit. »Ich suche einen Jason Westwood. Haben Sie ihn heute schon gesehen?« Entschuldigend schüttelte sie den Kopf.
»Nie von ihm gehört.«
»Groß, schwarze Haare, schwarze Sachen«, versuchte ich es weiter, was sie auflachen ließ.
»Das trifft hier auf so ziemlich jeden zu.« Okay, stimmt. Das hätte ich mir wirklich sparen können.
»Versuchs mal im Dark Room«, schlug sie vor und deutete hinter mich. Dark Room? Ich folgte ihrer Geste und entdeckte eine Treppe am anderen Ende des Raumes.
»Danke«, sagte ich und befolgte ihren Vorschlag. Und während ich die Treppen hinabstieg, hoffte ich inständig, Jason hier unten anzutreffen. Denn das war meine letzte Chance, an das Buch zu kommen. Das Untergeschoss war nur spärlich beleuchtet und es gab viele Sitzecken, die so tief im Schatten lagen, dass man nur schwache Umrisse erkennen konnte. Links von mir sah ich eine Gruppe Männer sitzen und Zigaretten rauchen. Dabei waren die glühenden Stängel, abgesehen von den schwachen Konturen, alles, was man von ihnen sah. Alles klar, jetzt verstand ich das mit dem Dark Room!
Ich ließ meinen Blick weiter schweifen und sah auf der anderen Seite einen Mann sitzen, umgeben von zwei Frauen, die …bäh, ich wandte schnell den Blick ab. Es gab noch unzählige weitere dunkle Winkel, doch weil ich nicht scharf darauf war, noch mehr eklige Sachen zu sehen, konzentrierte ich mich auf den Spielbereich am Ende des Raumes. Dort waren fünf Billardtische aufgebaut, welche durch schwache Deckenlampen beleuchtet wurden. Auch dieser Teil war nicht besonders hell, aber wenigstens konnte man dort mehr als nur Umrisse erkennen. Und dort entdeckte ich Jason. Ein finsteres Lächeln umspielte meine Lippen, als ich sah, dass er gerade dabei war, eine Kugel anzustoßen. Ich lief schnurstracks auf ihn zu und gerade, als er die Kugel berührte, sagte ich laut vernehmbar.
»Hallo, Jason.« Er zuckte zusammen, was dazu führte, dass er die Kugel mit solcher Kraft anstieß, dass sie über die Tischkante hinausflog. Seine Mitspieler lachten laut und einer klopfte ihm breit grinsend auf die Schulter.
»Das macht dann wohl 300 Mücken,
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