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Zukunftsmenue

Zukunftsmenue

Titel: Zukunftsmenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wiener
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der Giganten über unseren Geschmack
    Handelsketten sind heute überall präsent. Ihr Erfolg beruht darauf, dass der Kunde überall die gleichen Waren vorfindet und sich immer in vertrautem Ambiente bewegt. Dies bietet Sicherheit und Geborgenheit. Was passiert aber, wenn diese Ketten immer weiter wachsen und aufgrund ihrer schieren Größe Preise für Zulieferer, Bauern, Angestellte diktieren und einfordern können? Wenn sie ein ganzes Marktsegment beherrschen, weil sie billiger anbieten können und Mitbewerber im Lauf der Zeit aufgeben mussten? Was passiert, wenn unser Geschmack durch wenige Monopolisten nivelliert wird? Was passiert, wenn ein einziger Konzern den Großteil an Ackerflächen für seine einzige Sorte Kartoffeln, seine Sojapflanzen oder seinen Salat nutzt? Mc-Donald’s ist der größte Fleischverarbeiter weltweit. Coca-Cola und Pepsi-Cola sind – mit jeweils etwa 40 Tonnen jährlich – die weltweit größten Vanilleschotenverbraucher. Ich weigere mich ein System zu unterstützen, das unsere Kultur, unsere Ernährungsgrundlage und die Natur zerstört. Und ich sehe nicht ein, dass wir zu reinen Konsumenten degradiert werden.

    Die Distanz zwischen den Nahrungsmittelerzeugern und uns ist groß. Marketing und Werbung haben uns den Blick auf das Wesentliche, auf das Echte im sprichwörtlichen Sinne vernebelt. Keine der großen Firmen hat ein Interesse, uns die Augen zu öffnen für die Wirklichkeit hinter den Kulissen ihres Systems. Für uns, die ganz normalen Menschen, gibt es keine Lobby. Aber wir können etwas tun: Wir können uns bewusst werden, was geschieht. Wir können unsere Ressourcen wertschätzen und Prozesse hinterfragen. Und nicht zuletzt können wir die Verantwortung für uns, unsere Gesundheit und unser Handeln übernehmen.

    Großindustrielle Produzenten sind ja der Teil eines Prozesses, den wir alle unterstützen und als Verbraucher natürlich auch mit zu verantworten
haben. Politik, Behörden und Handel sind daran auch nicht unbeteiligt. Wenn politisch Verantwortliche und Kontrolleure die Gefahren, die zum Beispiel von der Agrargentechnik oder Medikamentengabe an Tiere ausgehen, einfach ignorieren, warum sollten die Hersteller es besser machen? Zwischen Februar und Juni 2011 wurden in 182 nordrhein-westfälischen Betrieben Hähnchen in insgesamt 962 Zuchtdurchgängen untersucht. Das Ergebnis der Studie: 96,4 Prozent aller Tiere wurden mit Medikamenten behandelt. Nach Angaben des Landesministeriums war es die erste Studie dieser Art in Deutschland. Daraufhin plante das Bundesministerium für Landwirtschaft im November 2011 ein Maßnahmenpaket, um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung besser zu erfassen und die Datennutzung neu zu regeln. Der Bund Naturschutz allerdings fordert, dass wichtige Medikamente für Menschen in der Tiermedizin grundsätzlich nicht mehr eingesetzt werden. Außerdem müsse der Missbrauch von Antibiotika strenger bestraft werden, und Steuergelder sollten nicht mehr in die Subventionierung der Massentierhaltung fließen. Stattdessen solle die alternative Tierhaltung sowie die regionale Verarbeitung und Vermarktung von Produkten aus alternativen Tierhaltungen gefördert werden. Schade, dass sich das Ministerium diesen Forderungen nicht anschließt, sondern nur halbherzige Maßnahmen trifft.
    MCDONALD’S
    McDonald’s ist weltweit die umsatzstärkste Fastfoodkette (2011: 27 Mrd. US-Dollar) und größter Fleischverarbeiter. Dem Konzern wird vorgeworfen, den Fleischkonsum auch in Ländern anzuheizen, in denen traditionell wenig Fleisch gegessen wird. 1990 eröffnete die erste McDonald’s-Filiale im südchinesischen Shenzhen, 2011 waren es in ganz China 1.135 Filialen. Bis 2013 sollen es doppelt so viele sein. 1994 war China noch ein Exportland für Futtergetreide, 1995 war es bereits der weltweit zweitgrößte Importeur von Futtergetreide für Mastvieh.
    Die Massentierhaltung steht seit Langem in der öffentlichen Kritik. Trotzdem schreitet der Trend zur Industrialisierung der Tierzucht noch voran. Für Laien ist es schwer, wirtschaftliche Interessen, die Notwendigkeiten der Nahrungsmittelversorgung, Gesundheitsaspekte und die Ethik des Tierschutzes vernünftig gegeneinander abzuwägen. Und die Experten? Die stehen häufig im Dienst der Arzneimittelindustrie, der Agrarindustrie, der Chemiekonzerne oder der Politik und vertreten daher die Linie ihrer Dienstherren – oder halten sich vorsichtig zurück. Fakt ist: Die industrielle Fleischproduktion kommt ohne

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