Zur besonderen Verwendung
längst aus dem aktiven Dienst entlassen. Er hat ein lockeres Mundwerk. Dies ist aber eine angeborene und deshalb psychologisch begründete Eigenschaft, die wir nicht ändern können. Sie wissen, welchen Wert ich darauf lege, meine Leute nicht in eine Schablone zu pressen. Jedermann soll und muß seine Individualität behalten. Auch Sie haben Ihre Eigenarten, Konnat! Sehr respektvoll sind Sie auch nicht.«
Ich hustete dezent. Reling kam allmählich in Fahrt.
»Ich weiß aber, was ein Befehl bedeutet, Chef. Kann man sich mit dem Kollegen vertragen?«
Er schmunzelte hintergründig. Von da an wurde ich nervös. Wenn der Alte derart die Lippen verzog, hatte er einen dicken Trumpf in der Hand.
»Warten Sie ab! Es dürfte wesentlich auf Sie ankommen. Wenn Sie MA-23 nicht gefallen, wird er es Ihnen in aller Offenheit sagen und sich nicht daran stoßen, daß Sie ein Captain sind. Erwarten Sie keine Unterwürfigkeit und fordern Sie auch keine. Das bedeutet nicht, daß er sich Ihren Anweisungen widersetzen würde; aber er legt Wert darauf, seine Gleichwertigkeit ständig zu demonstrieren. Diese Haltung ist auf seine physischen Mängel zurückzuführen. Das behaupten wenigstens unsere Psychologen.«
Hmmm – physische, also körperliche Mängel. Ich war neugierig, diesen Mann kennenzulernen.
Allmählich kehrte mein Wohlbefinden zurück. Die Wirkung der Ralowgaltin-Injektion klang ab. Zögernd fragte ich:
»Sie sprachen von einem Mann, der außer mir den Eingriff ebenfalls überstanden hätte. Ist das etwa mein sonderbarer Kollege?«
»Er ist es. Erstaunlich, daß er es durchgehalten hat. In ihm steckt mehr, als man beim ersten Blick vermuten könnte.«
»MA-23 ist im Vorraum Sir«, meldete sich die Vorzimmerdame über den Lautsprecher.
General Reling betätigte den Öffnungskontakt.
»Soll ’reinkommen.«
Die Doppeltüren schwangen auf. Ich vernahm Schritte. Es hörte sich an, als käme eine Frau herein.
»Helauuuu …« rief eine Stimme, die rauh und heiser klang. »Ah, das ist gut. Hier trinkt jemand scharfe Sachen. Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, Chef, wenn ich mich dazu einlade?«
Ich erstarrte. Sprachlos blickte ich den Alten an.
Tatsächlich, der Besucher zeigte keine Spur von Respekt. Ich hätte es niemals gewagt, meinen höchsten Vorgesetzten so zu begrüßen.
General Reling setzte seine grimmigste Miene auf, aber das schien unseren Gast nicht zu stören. Er lachte vergnügt. Langsam drehte ich mich um. Was ich sah, war unglaublich.
Ich schloß die Augen, öffnete sie aber sofort wieder. Nein, so ein Geschöpf hatte ich noch nie gesehen. Agent MA-23 war in einer reichlich saloppen Freizeitjacke und karierten Röhrenhosen erschienen. Die Hände hatte er bis zu den Ellbogen in den Taschen versenkt. In regelmäßige Abständen vollführte er mit den Schultern Bewegungen, als bemühte er sich, die übermäßig wattierten Schulterteile seiner Jacke in die richtige Lage zu rücken.
Ein Lachen glitt über sein Gesicht. Als er mich ansah, schienen tausend Teufel in seinen Augen zu tanzen. Sie waren hellblau und zeigten einen verschmitzten Ausdruck.
Seine Haut schien nur aus Falten und Runzeln zu bestehen. Außerdem war sie mit zahlreichen Sommersprossen übersät. Er hatte rostrote Haare und eine nach oben gewölbte Stubsnase mit ungeheuer großen Öffnungen.
Wenn MA-23 nur nicht so unverschämt gegrinst hätte! Es war eine direkte Herausforderung, zumal seine Lippen übermäßig breit ausgebildet waren. Wenn er lachte, mußten seine Segelohren Besuch erhalten. Derart riesige Gebilde hatte ich bislang nur auf Karikaturen gesehen.
Seine Haltung konnte man nur mit einem
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